40 Jahre gibt es den Autohof Strohofer in Geiselwind an der A 3, auf der täglich bis zu 100 000 Fahrzeuge verkehren. Was tut sich dort, vor und hinter den Kulissen? Wer sind die Menschen, die hier landen? Und wer die Angestellten, die den Betrieb am Laufen halten? Wir haben sie besucht.
Der Fleisch- und Wurstspezialist: Thomas Albert
Thomas Albert hat ein Jahr nach Eröffnung des Autohofs als Metzgergeselle bei den Strohofers angeheuert. Ein echter Strohofianer, der später die Meisterprüfung machte und zum Catering-Chef aufstieg. Die eigene Versorgung – darauf hatte Firmengründer Anton Strohofer von Anfang an Wert gelegt. Rasthof mit angeschlossener Metzgerei und eigener Schlachtung – das würde ankommen. Es kam an. Das Catering liefert bei Großveranstaltungen des Autohofs genauso wie bei privaten Anfragen. Fünf Beschäftigte kümmern sich darum, dass in Metzgerei und Gasthaus der Nachschub niemals versiegt.
Die Juniorchefin (I): Ruth Strohofer
An Ruth Strohofer ist schwer ranzukommen. Der Vormittag war komplett mit Terminen zu. Im Büro war sie bislang kaum. Und gleich geht es in ein Planungsbüro, um die Zukunft zu gestalten: Die Laster-Stellplätze sollen neu konzipiert werden. Dafür ist gerade Zeit, weil ein Großteil des Geschäfts seit Corona brachliegt: der Eventbereich. Weshalb das Treffen mit der Mitinhaberin in der verwaisten Music-Hall fast gespenstisch wirkt: Strohofer ohne Veranstaltungen wie das Truckerfest – eigentlich undenkbar.
Die Seniorchefin: Herlinde Strohofer
Das lässt sie sich nicht nehmen: Herlinde Strohofer schaut noch täglich im Büro vorbei – auch mit 80 Jahren guckt sie nach dem Rechten und behält den Überblick. Jede Rechnung wird von ihr geprüft. Sie ist die Witwe Autohofgründers Toni Strohofer, der auch drei Jahre nach seinem Tod noch allgegenwärtig ist und dessen Geist noch immer über dem Gelände schwebt.
Der Tankstellen-Manager: Manfred Strohofer
„Umsatzstärkste Shell-Tankstelle Europas“ – viele Jahre trug der Autohof diesen Titel stolz vor sich her. Bis 2005 die Spritpreise in Deutschland mal wieder explodierten und die Fernfahrer möglichst im Ausland tankten. Dennoch ist Geiselwind weiterhin ein Tank-Gigant: 22 Tankspuren gibt es, verteilt auf vier Tankstellen. Ein Laster fasst bis zu 800 Liter. Weshalb bis zu zweimal am Tag für Sprit-Nachschub gesorgt werden muss. Verantwortlich dafür, dass es im Wortsinn läuft, ist Manfred Strohofer.
Die Juniorchefin (II): Manuela Strohofer
Stille. Nur wenige Schritte liegen zwischen dem ständigen Grundrauschen dieses Ortes und absoluter Ruhe. Von den 45 Autobahnkapellen in Deutschland war Geiselwind eine der ersten. Anton Strohofer hat sie vor 20 Jahren beauftragt, inklusive 30 Meter hohem Kirchturm. „Er stellte den Rohbau hin und sagte zu mir: Mach mal fertig“, so Tochter Manuela, die dreimal täglich, nun ja, hierher pilgert. Es ist ein Ort zum Beten, ein „Platz für Gott und sein Wort“. Aber nicht nur das. Trucker feiern hier Hochzeit und die Taufe ihrer Kinder.
Der Werkstattmeister: Gerry Gläsmann
Eine Werkhalle, Stimmengewirr, es riecht nach Öl und Gummi. Seit zehn Jahren das Reich von Gerry Gläsmann. Das Geschäft läuft hier am Tag, von 8 Uhr bis 16.30 Uhr – gebrochene Bremsscheiben, Reifenpannen, solche Sachen. „Man hat hier die Autobahn“, sagt Gläsmann. „Da kann jeden Tag was anderes passieren.“
Der Parkwächter: Branislav "Branni" Pruzek
Der Parkplatz füllt sich, ein Truck nach dem anderen biegt um die Ecke auf den großen Hof. „Eeey!“, ruft Branislav Pruzek, den hier alle Branni nennen. Ein Fahrer aus Russland hat es eilig, weil in Kürze seine Lenkzeit endet. Branni behält die Ruhe, er spricht acht Sprachen, was von Vorteil ist, wenn man bedenkt, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Fahrer aus dem Ausland kommt. An ihm müssen sie alle vorbei, um die Parkplatzgebühr zu bezahlen. Zwölf Euro, kein Pappenstiel. Sieben Euro können als Verzehrbon für „Tonis Rasthaus“ genutzt werden. Brannis Schicht beginnt um 19 Uhr und endet um 3.30 Uhr.
Die Powerfrau: Isabell Strohofer
Isabell Strohofer ist auf dem Papier „Geschäftsführerin“, in der Praxis Powerfrau, die Enkelin des Autohofgründers und Tochter von Juniorchefin Manuela. Isabell verantwortet Hotel, Restaurant und Marketing. „Ich schaue, dass alles läuft“, sagt sie und verweist auf ihr „tolles Team“. Was sie antreibt, sei die Leidenschaft für ihren Job. Wenn andere feiern, ist sie am Organisieren. „Ich brauche nicht viel Schlaf“, sagt sie. „Vier Stunden reichen.“
Der Eventmanager: Moritz Strohofer
Im Büro von Moritz Strohofer brennt um 22.30 Uhr noch Licht, und das, obwohl sein Kernbereich als Co-Geschäftsführer weitgehend brachliegt: keine Events, keine Großveranstaltungen. Beim Truckerfest ist er im Kinderchor neben der Country-Legende Tom Astor aufgetreten, heute gehört er – als Enkel des Firmengründers – in dritter Generation mit zur Führungsriege des Autohofs. Er lächelt, als man ihn fragt, ob er ohne die Veranstaltungen nun quasi „arbeitslos“ sei. „Ich habe sooo viele andere Sachen zu tun.“ Gerade sucht er neues Personal für eines der Schnellrestaurants auf dem Gelände – ein Problem in Corona-Zeiten, wo sich viele der Gastronomie-Angestellten anderweitig orientiert haben.
Der Pionier und Veteran: Günter Höhn
Um 22 Uhr hat die Nachtschicht von Günter Höhn begonnen. Jetzt steht er an seinem Kassenplatz in der gelb und rot illuminierten Shell-Tankstelle – so wie mindestens 20 Mal im Monat; wie die vergangenen 40 Jahre. Höhn ist ein Mann der ersten Stunde, am 23. März 1981 war sein erster Arbeitstag. Aber los ging es schon früher. Mit Anton Strohofer, dem „Chef“, baute er selbst die Tankstelle auf. Seit 20 Jahren arbeitet er nur noch nachts, 20 bis 22 Mal im Monat. Die Nacht ist seine Zeit, die Nacht gebiert besondere Menschen. „Es gibt Leute“, sagt Höhn, „die sieht man einmal, und sie erzählen dir ihr ganzes Leben.“
DANKE liebe Trucker, dass ihr uns mit allem versorgt was wir brauchen (und auch nicht brauchen)!