
Die Pressemitteilung aus dem Kitzinger Landratsamt stammt vom 11. März. Es war klar, dass die kommen musste. Die Frage war also nicht ob, sondern lediglich wann. Betreff: "Erster Corona-Fall im Landkreis Kitzingen". In dem Schreiben stand, dass es "einen Mann aus dem Landkreis" getroffen habe, "der sich aktuell in Quarantäne befindet".
Dann folgte das, was noch ganz oft folgen sollte. Was man bald schon mitsprechen konnte: Die Bitte des Gesundheitsamtes, Ruhe zu bewahren. Der Hinweis auf ein neu eingerichtetes Bürgertelefon zu Fragen rund um Corona. Und natürlich: die üblichen Hygieneempfehlungen von Abstand halten bis zu Hinweisen zum Händewaschen und dem Niesen in die Armbeuge.
In den folgenden Tage und Wochen sollten noch viele dieser Meldungen kommen. Der zweite Fall, der dritte. Wie schnell würde es gehen? Der bange Blick auf die Statistik gehörte von nun an dazu wie – nun ja – das Überfliegen der Wetterkarte. Am Ende – nach über drei Monaten – stand fest: Die Zahlen blieben überschaubar, der Landkreis Kitzingen war einigermaßen glimpflich davongekommen.

Leichtes Aufatmen Ende Mai
Ende Mai gab es denn auch ein leichtes Aufatmen: die ersten Tage ohne Neuinfektion. Die Zahl stoppte bei 191 Fällen. Drei Menschen aus dem Landkreis waren zu diesem Zeitpunkt an den Folgen von Covid-19 gestorben: in den Jahren 1932 und 1936 geborene Männer mit Vorerkrankungen sowie ein Bewohner des Mainstockheimer Seniorenheims.
Dass es im Juni keine neuen Infizierten gab – es konnte als Erfolg gewertet werden. Dass Corona längst nicht ausgestanden war, zeigte sich Anfang Juli: Als gerade die hier abgebildete Übersichtskarte entstand, wo genau sich die Menschen in Stadt oder Landkreis Kitzingen mit dem Coronavirus infiziert haben, wurden zwei weitere Fälle gemeldet.
Sechs Orte ohne Infizierte
Von den 193 Coronafällen im Kitzinger Land kommen 91 aus der Großen Kreisstadt mit ihren gut 21 000 Einwohnern, 102 verteilen sich auf den Landkreis. Dort sticht Volkach mit 14 Fällen heraus, gefolgt von Dettelbach mit neun, Mainstockheim mit acht und Wiesentheid mit sieben Fällen. Interessant auch: Mit Geiselwind, Castell, Markt Einersheim, Sulzfeld, Obernbreit und Seinsheim sind bisher gleich sechs Gemeinden Corona-frei geblieben.
Entsprechend zufrieden zeigt man sich im Landratsamt. Marita Eckstein, Abteilungsleiterin Soziales, Jugend und Familie, Senioren, Gesundheit, zieht denn auch "eine überwiegend positive Zwischenbilanz". Sie hebt dabei hervor, dass gerade "die Pflegeeinrichtungen gut durch die Krise gekommen sind". Dies habe man nicht zuletzt der Ausstattung mit persönlicher Schutzausrüstung zu verdanken, die von der Führungsgruppe Katastrophenschutz des Landratsamtes Kitzingen organisiert worden sei.
Als Zeichen der Entspannung konnte auch die in Albertshofen errichtete Corona-Teststrecke gesehen werden: Seit dem 4. Mai vor dem ehemaligen Feuerwehrgerätehaus betrieben, wurde sie nach nur noch 30 Tests am Tag zuletzt auf "ruhend" gestellt. Bis dato hatte es durch das Gesundheitsamt und die Teststrecke rund 1700 Abstriche gegeben. Wobei die Zahl der Tests nicht mit der Zahl der getesteten Personen gleichzusetzen ist, da es Mehrfachtestungen gab.
Freiwillige Test
Noch unklar ist im Moment, wie sich in nächster Zeit der vom Freistaat Bayern beschlossene massive Ausbau von Testungen auswirken wird. Diese anlassunabhängigen Testungen asymptomatischer Personen sollen durch Vertragsärzte durchgeführt und durch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) abgerechnet werden.
Welche Gemeinden wie stark betroffen sind, blieb für die Öffentlichkeit bisher unklar. Die Behörden verweigerten im Regelfall ortsgenaue Zahlen. Erst der Gang zum Gericht sorgte dafür, dass die Behörden die Fallzahlen nun auch für die Orte offen legen mussten. Der Auskunftsanspruch der Presse bezüglich der Corona-Fallzahlen in den Landkreisgemeinden sorgte zuletzt für Diskussionen.
Im Landkreis Main-Spessart beispielsweise wollte die Behörde der Redaktion keine Auskunft darüber geben. Das Landratsamt hatte die Auskunft zu gemeindegenauen Daten der Corona-Infizierten, wie sie andere bayerische Landratsämter nach Rücksprache mit dem Landesdatenschutzbeauftragten schon veröffentlicht haben, zunächst abgelehnt. Auch das Landratsamt Würzburg gab keine Auflistung nach Gemeinden heraus.
Mittlerweile veröffentlichen immer mehr Landratsämter eine genaue Statistik. Nach Aussage des bayerischen Landesdatenschutzbeauftragten Thomas Petri könne ein Landratsamt der Presse nicht grundsätzlich eine Auskunft über eine genauere räumliche Verteilung der Corona-Infizierten verweigern. Das Landratsamt Kitzingen hielt sich an den Grundsatz und teilte die gemeindegenauen Zahlen auf Nachfrage dieser Redaktion unmittelbar mit.
Danke für die Karte.
Verkehrsministerium erwägt Abschaffung der Gurtpflicht im Auto und Helmpflicht bei Motorrädern wegen zurückgehender Unfalltoter. Die Einschränkung der persönlichen Freiheit ist nicht länger hinnehmbar. Weitreichende Lockerungen -JETZT!!
OK. Die Meldung ist fake.
Aber die Analogie ist nicht zu übersehen. Die Anzahl der Verkehrsunfälle wird ja nicht weniger, die Zahl der Toten würde wieder steigen. Auch bei Corona hat sich seit den ersten Tagen nichts geändert. Noch kein Impfstoff in Sicht, noch keine wirksame Therapie. Auch der Sommer scheint dem Virus nicht viel an zu haben.
Keiner hat Lust auf die blöden Einschränkungen. Die aber jetzt in großem Stil weiter zu lockern, führt nur zu einem: die Zahlen der Infizierten und Toten werden wieder hoch gehen. Nichts wäre gewonnen. In einigen anderen Ländern gut zu beobachten. Und dann?