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Kitzingen
Im Ramadan die Sünden verbrannt: Wie Kitzinger Muslime das Ende des Fastenmonats feierten
Zum großen Zuckerfest fuhren auch die Muslime der Kitzinger Ahmadiyya-Gemeinde nach Würzburg, um dort in der Moschee mit ihren Brüdern im Glauben zu beten.
Foto: Shergil Ahmed Khan | Zum großen Zuckerfest fuhren auch die Muslime der Kitzinger Ahmadiyya-Gemeinde nach Würzburg, um dort in der Moschee mit ihren Brüdern im Glauben zu beten.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 07.05.2022 02:25 Uhr

Gemäß dem islamischen Mondkalender befolgten die gläubigen Muslime und Musliminnen vom 2. April bis zum 1. Mai das traditionelle Fasten im Ramadan-Monat. Mit dem Zuckerfest am 2. Mai feierten sie den Abschluss des Fastens und die Rückkehr in den Alltag. Ramadan heißt übersetzt "Verbrennen der Sünden" und deswegen fühlen sich die Fastenden jetzt rein gewaschen.

"Man soll nicht nur im Ramadan ein guter Mensch sein, sondern das ganze Jahr über", sagt Shergil Ahmed Khan, der Imam der Kitzinger muslimischen Gemeinde Ahmadiyya. Das Glaubensbekenntnis, das Gebet, das Spenden und Gewähren von Almosen und eine Pilgerfahrt nach Mekka sind neben dem Fasten die fünf Säulen der muslimischen Glaubenspflichten. Auf Alkohol und Glückspiel müssen Muslime und Musliminnen ganzjährig verzichten, beim Fasten im Ramadan dürfen die Gläubigen zusätzlich von Sonnenaufgang bis Sonnenunterfang weder Essen noch Trinken, ebenso verboten ist das Rauchen und obendrein gilt das Gebot der sexuellen Enthaltsamkeit. Ausgenommen davon sind Kinder, schwangere Frauen, Reisende, sowie kranke und alte Menschen.

Intensiver Kontakt zu ihrem Schöpfer

Daneben beten die Muslime und Musliminnen fünf Mal pro Tag zu Allah und seinem Gesandten Mohammed mit der Blickrichtung nach Mekka. "Im Ramadan bauen wir den Kontakt zu unserem Schöpfer intensiv auf", schilderte der Imam. Die Gläubigen sind angehalten, mit allen Verwandten, Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen in Frieden und Harmonie zu leben, deswegen gilt der Ramadan als Zeit des Verstehens und der Versöhnung. "Dabei erfolgt eine innere Revolution", erklärt Shergil Ahmed Khan beim Gespräch im Gebetshaus der Ahmadiyya-Gemeinde mit ihren 54 Mitgliedern in der Oberen Bachgasse. Im Gegensatz zur Ditib-Gemeinde glauben die Ahmadiyya-Mitglieder nicht nur an Allah und den Propheten Mohammed, sondern auch daran, dass noch ein prophezeiter Messias auf die Erde gekommen ist.

In ihrem Gebetshaus in der Oberen Bachgasse trafen sich die gläubigen Muslime der Ahmadiyya-Gemeinde zum Gebet und zum Fastenbrechen nach dem Sonnenuntergang.
Foto: Hartmut Hess | In ihrem Gebetshaus in der Oberen Bachgasse trafen sich die gläubigen Muslime der Ahmadiyya-Gemeinde zum Gebet und zum Fastenbrechen nach dem Sonnenuntergang.

Die Beschränkungen der Corona-Pandemie in den vergangenen beiden Jahren verstärkten den Muslimen noch die Belastungen, denn sie konnten sich nicht wie gewohnt zum gemeinsamen Gebet treffen, sondern nur in Kleingruppen. Deswegen entfiel auch das gemeinsame Essen nach Sonnenuntergang, das als Fastenbrechen bezeichnet wird. Es war eine harte Zeit für die Gläubigen und sie vermissten die Gemeinschaft in ihrem Gebetshaus, den gemeinsamen Koran-Unterricht und den Besuch von Veranstaltungen.

Erleichtert über Lockerungen

Da waren die Ahmadiyya-Mitglieder sehr erleichtert, als im März die Beschränkungen weitgehend aufgehoben wurden, trotzdem tragen sie weiter konsequent FFP2-Masken. Hygiene spielt für die Muslime nicht nur in Corona-Zeiten eine Rolle, wenn jeder noch einen eigenen Gebetsteppich ins Gebethaus mitbringt. Auch in normalen Zeiten sind die Muslime sehr auf Hygiene bedacht. Weil sie beim Gebet mit dem Gesicht den Gebetsteppich berühren, tragen sie alle eine Kopfbedeckung und im Gebetshaus dürfen keine Schuhe getragen werden.

"Man soll nicht nur im Ramadan ein guter Mensch sein, sondern das ganze Jahr über."
Shergil Ahmed Khan, Imam

Wer die Ahmadiyya-Gemeinde beim Gebet besucht, der registriert sofort, dass das Gebetshaus in Deutschland steht. Denn der Imam spricht das Gebet und seine Ansprache nicht nur in der besonders in Pakistan und Indien verbreiteten Urdu-Sprache, sondern auch auf Deutsch. In Kitzingen ruft kein Muezzin aus luftiger Höhe die Einladung an die Gläubigen zum Gebet aus, stattdessen nimmt in der Ahmadiyya-Gemeinde der Jugendliche Ashir Choudry im Gebetshaus die Rolle des Ausrufers ein. "Wir haben leider keine Moschee", bedauert Shergil Ahme Khan für die Kitzinger Ahmadiyya-Gemeinde, aber er hat die Hoffnung noch nicht aufgeben, einen Beitrag dazu leisten zu können, das Ziel der Ahmadiyya-Gemeinde von 100 Moscheen in Deutschland zu erreichen.

Der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde, Shergil Ahmed Khan (vorne links) richtete im Ramadan oftmals Ansprachen an seine Mitbrüder und verneigte sich mit ihnen vor Allah.
Foto: Hartmut Hess | Der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde, Shergil Ahmed Khan (vorne links) richtete im Ramadan oftmals Ansprachen an seine Mitbrüder und verneigte sich mit ihnen vor Allah.

Die muslimischen Gläubigen haben nach dem Ramadan eine innere Reinwaschung hinter sich und haben ihren Glauben gestärkt. Dabei käme keine oder keiner von ihnen auf die Idee, den Fastenmonat als zu große Bürde zu empfinden. Vielmehr sehen sie den vielfältigen Verzicht als Konzentration auf das Wesentliche im Leben in Form des Zwiegesprächs mit Allah, die gelebte Barmherzigkeit und das Unterstützen anderer Fastenden. Jetzt konnten sie in Würzburg endlich wieder das große Zuckerfest feiern und kehren gestärkt in den Alltag zurück und fahren wieder auf das gläubige Normalmaß zurück und freuen sich jede Woche auf das Freitagsgebet.

 
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