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Iphofen
Im Einsatz für seltene Bachmuscheln und gefräßige Biber: Warum Frank Stierhof jetzt offiziell ein "grüner Engel" ist
Frank Stierhof vor der Reptilienburg, die er gemeinsam mit den Teilnehmern des Vater-Kind Zeltlager gebaut hat.
Foto: Nina Schnittler | Frank Stierhof vor der Reptilienburg, die er gemeinsam mit den Teilnehmern des Vater-Kind Zeltlager gebaut hat.
Nina Schnittler
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:55 Uhr

Die Auszeichnung "Grüner Engel" für langjährigen ehrenamtlichen Einsatz im Sinne der Umwelt wurde erstmals im Jahr 2011 verliehen. Sie besteht aus einer Urkunde und einer Ehrennadel. Jetzt schwebt auch Frank Stierhof als grüner Engel im siebten Umwelthimmel. Dem Dornheimer wurde der Preis für "herausragendes ökologisches und soziales Engagement" zuerkannt, wie es in der Laudatio heißt. Verliehen hat ihm die Auszeichnung Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bei einer feierlichen Zeremonie in den Räumen der Regierung von Würzburg. Doch wofür genau?

Stierhof ist seit Jahren als Biber- und Muschelberater, Naturschutzwächter und stellvertretender Leiter des Kreisjugendrings im Einsatz – alles ehrenamtlich. Als Biber- und Muschelberater schaut Stierhof regelmäßig, wo es Probleme zwischen Mensch und Biber gibt, und vermittelt zwischen diesen. Gerade im Sommer, wenn die Feldfrüchte reifen, gibt es für ihn viel zu tun. "Der Biber frisst alles, was der Bauer pflanzt", sagt er.

Die Ausbildung zum Biberberater führte Stierhof bis nach Schottland

Als Biberberater muss er Schäden aufnehmen und Tipps geben, wo Elektrozäune installiert werden können, die den gefräßigen Biber fernhalten. Es gibt sogar eine Ausbildung zum Biberberater. "In meiner Ausbildungszeit wurden sogar Biber nach Schottland geflogen. Sie sollten helfen, das Wasser zurückzuhalten, damit das Grundwasser wieder steigen kann", erzählt Stierhof.

In Unterfranken gibt es auch die letzten Bachmuscheln. Um sie zu schützen, fängt Stierhof die als Eindringling bekannte Bisamratte. Im Sommer entfernt er übermäßigen Algenwuchs aus dem Bachlauf, und mit einer Vater-Kind-Gruppe hat er entlang eines Bachlaufs Weiden gepflanzt – zum Schutz vor der Sonne, die den übermäßigen Algenwuchs im Bach anregt. "Allerdings hat uns da der Biber auch einen Strich durch die Rechnung gemacht und bei den Weiden Kahlschlag vollzogen", berichtet der Naturschützer. Übrig geblieben sind nur ein paar einzelne Exemplare. "Einige Kinder waren da und wollten nach ihren gepflanzten Weiden schauen. Sie waren schon etwas enttäuscht, als sie das gesehen haben. Aber das ist halt die Natur."

Naturschützer Frank Stierhof vor einer der Totholzhecken.
Foto: Nina Schnittler | Naturschützer Frank Stierhof vor einer der Totholzhecken.

Beim Vater-Kind-Zeltlager ließ Stierhof dieses Jahr Reptilienburgen bauen. Sie dienen als Winterquartier für Eidechsen und andere heimische Reptilien. Sogar ein Bagger der Stadt Iphofen samt Fahrer wurde angemietet, da für die Burgen ein Loch von 1,50 mal 1,50 Meter zu graben war. Das Stück Acker hierfür hat Stierhof von der Stadt Iphofen gepachtet. Fünf Obstbäume pflanzte er darauf mit dem Kreisjugendring – es war der Anfang für die Nutzung des Ackers. Die Obstbäume sponserten die Sparkasse und der Obst- und Gartenbauverein. Fünf weitere Bäume spendete er selbst. Mit einer vierten Klasse pflanzte er sie im April dieses Jahr ein.

Voriges Jahr musste das Programm wegen der Pandemie leicht abgewandelt werden. Eigentlich war eine durchgehende Totholzhecke geplant. Doch die teilnehmenden Familien mussten getrennt voneinander arbeiten. So entstanden statt einer großen zusammenhängenden Hecke zehn kleinere Abschnitte. Für die Verpflegung der Familien beim Zeltlager ist Frank Stierhofs Mutter zuständig, die bezahlt wird. "Für das Material, das wir für das Zeltlager benötigen, finde ich oft einen Sponsor", sagt Frank Stierhof.

Mit Vätern und Kindern werden Nistkästen für Vögel gefertigt

Während eines anderen Zeltlagers hat er 50 Vogelnistkästen bei Streuobstwiesen rund um das Dorf aufgehängt. Hergestellt wurden sie in den Mainfränkischen Werkstätten. Für jedes Vater-Kind-Team gab es außerdem einen Bausatz, der dann an einem Vormittag in Teamarbeit zusammengebaut wurde und den die Teilnehmer mit nach Hause nehmen durften.

Mit dem Kreisjugendring veranstaltet er jährlich stattfindende Vater-Kind- und Naturerlebnis-Zeltlager auf dem eigenen Bauernhof der Familie in Dornheim. Stierhof ist für Programm, Organisation und Planung zuständig. Eine Menge Arbeit, die er neben seinem 40-Stunden-Bürojob da zu bewältigen hat, zumal er sich auch noch mit um den elterlichen Hof kümmert. Weil ihm schlicht die Zeit fehlt, wird nächstes Jahr das Naturerlebnis-Zeltlager nicht stattfinden können. Für das Vater-Kind-Zeltlager indes ist er schon wieder auf der Suche nach neuen Projekten. Stierhof schwebt "irgendwas für Vögel" vor.

 
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