Gefangen im Niedriglohn: 4200 Vollzeit-Beschäftigte im Landkreis Kitzingen verdienen weniger als 2200 Euro brutto im Monat. Das sind 20 Prozent aller Menschen, die hier sozialversicherungspflichtig die volle Stundenzahl arbeiten. Darauf weist die IG Bauen-Agrar-Umwelt in einer Pressemitteilung hin. Die IG BAU Mainfranken beruft sich dabei auf eine aktuelle Statistik der Arbeitsagentur.
Gewerkschafter Michael Groha warnt: „Wer heute in Vollzeit weniger als 2200 Euro verdient, der ist mit hoher Wahrscheinlichkeit im Alter auf staatliche Stütze angewiesen.“ Das ergebe sich aus Berechnungen der Bundesregierung. Danach muss ein Vollzeit-Arbeitnehmer im Schnitt mindestens 12,63 Euro pro Stunde verdienen, um nach 45 Beitragsjahren bei der Rente oberhalb der staatlichen Grundsicherung zu landen. „Einige werden zwar das Glück haben, dass der Ehepartner besser verdient und so die Renten-Haushaltskasse später aufbessert. Doch für viele ist die Rente selbst dann extrem knapp“, sagt Groha.
Für den IG BAU-Bezirksvorsitzenden ist das ein unhaltbarer Zustand: „Altersarmut trotz Vollzeit – das kann nicht sein. Wer jeden Tag acht Stunden malocht, der muss von seiner Arbeit auch leben können.“ Groha spricht von einem Ausufern des Niedriglohnsektors, dem die Politik zu lange zugeschaut habe: „Bei vielen Beschäftigten ist die Angst groß, in Hartz IV abzurutschen. Deshalb akzeptieren sie auch Niedriglöhne. Etliche Unternehmen nutzen das schamlos aus. Sie zahlen kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn.“
Dabei hätten die meisten Betriebe durchaus Spielräume, mehr
zu bezahlen. „Wer sich als Dumping-Unternehmer nur mit dem gesetzlichen Mindestlohn am Markt behauptet, der sollte sein Geschäftsmodell ohnehin überdenken“, so Groha.