Am Samstagmorgen ein Blick in den Himmel - blau und weit spannt er sich über den Schwanberg aus. Wir pilgern! Kleine und Große, Junge und Ältere machen sich rund um den Schwanberg zu Fuß, im Buggy, mit dem Fahrrad auf den Weg. 9.15 Uhr bricht die erste Gruppe auf. Die letzten machen sich 13:00 Uhr auf den Weg. Mehr als 250 Pilger:innen es, darunter knapp 90 Kinder und Jugendliche.
"Ich träume und sage: Warum nicht!" - ist das Motto des Tages. Mit dem biblischen Buch Tobit lassen wir uns ein auf geistliche Impulse für unser Leben heute. Wir hören auf das Gebet von Sara in ihrer Verzweiflung und schreiben ein Gebet aus unserer Lebenssituation heraus. Im Vorraum der St. Michaelskirche ist eine Klagemauer aufgerichtet - in die Ritzen stecken wir unsere Gebete. So machen es unsere jüdischen Geschwister seit Jahrhunderten in Jerusalem. Im Vertrauen, nicht selten im verzweifelten Vertrauen, auf Gottes Schöpferkraft und Fürsorge bringen sie und heute wir unsere Gebete vor Gott.
Tobias geht seinen Weg in die Fremde mit Begleitung. Der Mann, der mit ihm geht, wird sich später als Engel outen. "Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. / Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein, /... / Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel./ Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand, / oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel. / ... / und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht, der Engel. / Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel. / ... Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel." Rudolf Otto Wiemer bringt diese Erfahrung ins Wort. Wer ist mir zum Engel geworden? Wem bin ich zum Engel geworden? Wie fühlt es sich an, einen Engel um sich zu haben? Es gab noch weitere geistliche Impulse auf dem Weg. Und es gab diese Glasmurmel - diese helle klare Kugel. Sinnbild für mein Innerstes, mein durchlichtetes Ich im Du Gottes. Schicht um Schicht filzten wir um diese Kugel herum.
Bis kurz vorm Gottesdienst war Gewusel im Kreuzgang. Die Schwestern der CCR empfingen uns Pilger:innen mit Wasser und Wein.
Und dann der fröhliche ökumenische Gottesdienst im Schlosspark. Gestaltet von der katholischen und evangelischen Jugend mit einer Projektband der KJA. Miteinander singen, Gott loben, sich am Leben freuen und den Einwurf der Klage nicht nur zulassen, sondern selber einstimmen. Es gibt so vieles zu beklagen, klagend von Gott zu bringen. Und es tut gut, immer wieder ein Loblied anzustimmen. Einen Lobpreis Gottes, die/der das Leid wenden kann und will - mit uns Menschen gemeinsam. Und dann zogen wir zum Kapellrangen und segneten das fränkische Land, alle, die daran wohnen.
Auch der zweite Schwanberg-Pilgertag klang mit einem Imbiss und fröhlich-erfüllten Gesichtern aus.
Ein gesegneter erfüllender Tag liegt hinter - liegt in uns. Deo gratias!
Von: Franziska Fichtmüller (Schwester, Communität Casteller Ring)