Wenn es die im Jahr 1974 gegründete Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Kitzingen noch nicht gäbe – sie müsste glatt erfunden werden. Denn die Körperschaft ist ein Segen für die rund 600 Mitglieder aus 21 Landkreiskommunen und private Waldbesitzer. Sie war als Selbsthilfeeinrichtung gegründet worden und firmiert heute als wirtschaftlicher Verein. Sie vermarktet seit Jahrzehnten das eingeschlagene Holz, das jährlich in den 12 600 Hektar Wald der Mitglieder anfällt. Damit wären die einzelnen Waldbesitzer überfordert, nur in der Gemeinschaft ist die Forstwirtschaft ohne dauerhaft rote Zahlen möglich.
In normalen Jahren vermarktet die FBG 18 000 bis 20 000 Festmeter an diverse Sägewerke in der Region. Doch im vergangenen Jahr musste sie gar 40 000 Festmeter an den Mann bringen, davon allein 30 000 Festmeter, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen waren. "Die Fichte und Kiefer waren einst die Brotsorten in unseren Wäldern und brachten als frische Bauholz-Fichte bis zu 95 Euro pro Festmeter", erinnert sich FBG-Geschäftfsührer Dieter Rammensee. "Wir können jeden Baum nur einmal abschneiden und das Wiederaufforsten ist gar nicht so einfach", gibt er zu bedenken. Durch das viele Schadholz als Folge von Trockenschäden mit anschließendem Schädlingsbefall sei der Holzmarkt überschwemmt und für vom Borkenkäfer geschädigte Fichten sind heutzutage nur noch 25 Euro pro Festmeter zu erlösen.
Eichenholz lässt sich weiter gut verkaufen
Auch die Eichen wurden in der vergangenen Dekade vom Eichenprozessionsspinner und Schwammspinner geplagt. Aber insgesamt kommt die Eiche noch am besten mit den Trockenjahren und mit den Schädlingen zurecht und bringt prima Erlöse. "Vom Jahr 2005 bis heute hat sich der Verkaufspreis von Wertholz-C-Eiche auf 160 Euro pro Festmeter vervierfacht", rechnet der Diplomingenieur der Forstwirtschaft vor. Dagegen gibt es für abgestorbene Eichen nur noch den Preis der niedrigsten Kategorie, D, von 50 bis 70 Euro. "Die Erlöse für die Eiche haben sich auf einem hohen Niveau stabilisiert", skizziert Rammensee die Entwicklung.
Nur profitieren viele Waldbesitzer im Steigerwald weniger davon, weil sie mehrheitlich Bestände von Kiefern und Fichten haben. "Es ist sehr hilfreich, dass wir mehrere Sägewerke aus der Region als verlässliche Abnehmer haben", meint Rammensee. Um überhaupt wirtschaftlich arbeiten zu können, gebe es heutzutage vor allem bei der Aufarbeitung von Borkerkäferholz keine Alternative zum Harvester-Holzvollernter. Zudem habe dieser den Vorteil, dass sein Einsatz schneller für verkaufsfähige Sortimente sorgt.
Niederschläge nicht mehr als ein Hoffnungsschimmer
Die Trockenheit der vergangenen Jahre macht den Waldbesitzern und der FBG das Leben schwer. "Für das Sterben der Bäume ist die Trockenheit ursächlich", weiß der 51-Jährige und schiebt nach: "40 Grad Celsius im Schatten halten die Bäume einfach nicht aus." Die aktuellen Niederschläge wertet er als "Silberstreif am Himmel". Doch für eine grundlegende Besserung reiche die derzeitige Winterfeuchte nicht aus, da die Bäume Riesenmengen an Wasser in der Austriebszeit bräuchten.
"Durch die Trockenheit sind die Bäume ein gefundenes Fressen für die Schädlinge", konstatiert der Waldfachmann und sieht die Waldbesitzer in einem Teufelskreis. Denn für eingeschlagene Bäume müssten wieder welche nachgepflanzt werden. Doch die Trockenheit ließe die Pflänzchen vertrocknen und die hohe Verbissquote durch das Wild sei ein Riesenproblem. "Da geht es fast nur mit der Einzäunung, die aber viel Arbeit erfordert und entsprechend Geld kostet."
Einnahmen durch den Holzverkauf schrumpfen
"Wir haben vor zwei Jahren 100 000 Pflanzen in den Wald eingebracht und davon sind 80 Prozent eingegangen", schildert Rammensee die missliche Lage. Nicht nur deshalb stuft er die staatliche Förderung für nachhaltigen Waldbau als "überlebenswichtig" für die Waldbesitzer an, würde ihnen doch dadurch das Nachpflanzen schmackhaft gemacht. Da spiele es nur die zweite Geige, dass viele Kommunen derzeit Miese mit ihrem Wald machten, weil der Holzverkauf auf der Einnahmenseite merklich nachgelassen hat.
Im vergangenen Jahr gesellte sich ein weiteres Problem zur ohnehin schon schwierigen Lage. Denn wegen den Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie durften osteuropäische Forstarbeiter nicht nach Deutschland einreisen. Dadurch blieb die Hälfte an Pflanzungen und Pflegearbeiten liegen.