„Patentrezepte oder Schubladenlösung für die Übergabe an den Hofnachfolger gibt es nicht. Jeder Fall ist anders.“ Das sagt Rudolf Bender. Der Geschäftsführer des Bauernverbands kennt sich aus. Er hat viele Generationswechsel in landwirtschaftlichen Betrieben begleitet. Auch den der Mosers in Michelfeld, die den Schritt zur Jahresmitte 2014 gemacht haben.
„Heute ein wohlhabender Bauer, morgen ein armer Hund.“ Der Spruch kursiert in der Generation, die den Betrieb übergibt. Er ist allerdings ironisch gemeint. Das wird bei einem Gespräch zur Serie Grünes Zentrum in Michelfeld deutlich. Thema: Hofübergabe.
Zwei Tage nach der Unterschrift unter dem Hofübergabevertrag beim Notar und am Tag vor der Übergabe des Betriebs, machen Übergeber Kurt Moser (65) und seine Frau Irma ebenso einen entspannten Eindruck, wie Übernehmer Wolfgang (38) mit seiner Frau Kerstin. Die hat in den Hof eingeheiratet, wusste, auf was sie sich einlässt und wird den ganzen Schreibkram übernehmen. Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar ist dabei und Rudolf Bender.
Klar wird: Der Hofübergabevertrag ist das Kernstück der Generationenfolge und steht ganz am Ende. „Die Unterschrift beim Notar ist das einfachste“, sagt Bender. Zuvor wird versucht, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. „Mir ist es am liebsten, wenn alle Beteiligten am Tisch sitzen“, sagt Bender.
Drei Parteien und unterschiedliche Interessen gibt es: Der Übergeber, der Übernehmer und die so genannten weichenden Erben, in der Regel die Geschwister der Übernehmer. Ziel der Gespräche: Eine Lösung finden, die den Betrieb in seinem Bestand nicht beeinträchtigt. Der muss am Ende die Familie des Übernehmers ernähren, für eine angemessene Altersvorsorge des Übergebers sorgen und die Ansprüche der weichenden Erben erfüllen.
Beispiel sind die Mosers. Die haben einen Milchviehbetrieb plus Ackerbau. 95 Kühe stehen in den 2000 gebauten Stall. Dazu Jungvieh und Ackerbau auf 120 Hektar.
42 Jahre lang hat Kurt Moser den Betrieb geführt. Der 30. Juni war sein letzter Tag als Betriebsleiter. Ein Tag später hat der Junior das Sagen. „Schlimm?“ – „Nein, gar nicht“, sagt Kurt und seine Frau stimmt ihm zu. „Man hat sich ja lange drauf vorbereiten können.“ „Eine Übergabe erfolgt nicht von heute auf morgen“, sagt Bender. Bei den Mosers hat es sich früh abgezeichnet, dass Sohn Wolfgang übernehmen wird. Der hat drei Schwestern. Wie Mutter Irma erzählt, hat die jüngste Tochter mit sechs Jahren mal gesagt, dass sie als Jüngste wie der Papa den Hof übernimmt. Ernst gemeint war das nicht.
Ernst gemacht hat der Sohn. Als der mit 15 die Landwirtschaftslehre begonnen hat, war der Weg klar. Der Junior wuchs in den Betrieb hinein. Nach der Gründung einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) redeten Vater, Mutter und Sohn gleichberechtigt mit. Die GbR war die Voraussetzung für die Investition in den neuen Stall und damit in die Zukunft. Auch dabei hat sich gezeigt, Vater und Sohn können miteinander: „Es hat nie eine Kampfabstimmung gegeben“, sagt Wolfgang.
Als der Vater auf die 65 zuging, stand der nächste Schritt an – die Hofübergabe. Eine der wichtigsten Schritte im Leben eines Landwirts. Das weiß Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar. „Es geht nicht nur um Betriebswirtschaft. Es geht um die Familie, soziale Absicherung im Alter, gerechte Beteiligung der Geschwister und noch viel mehr.“ Das sind existenzielle Fragen. Verpflichtungen beispielsweise im Pflegefall werden eingegangen, die ein Leben lang anhalten, die eingeklagt werden können.
Um die Fragen zu klären, haben die Mosers wie viele Berufskollegen auf den Bauernverband gesetzt. „Es hat mehrere intensive Gespräche gegeben“, sagte Bender. „Es geht immer darum, die Interessen aller Beteiligten auszuloten und Lösungen zu finden.“ Alle müssen am Ende damit leben können.
Das ist bei den Mosers offenbar gelungen. Nachdem alle Fragen geklärt waren, ging der Vorentwurf des Hofübergabevertrags an den Notar. Der goss das Ganze in eine juristische Form. Der Rest war einfach nur noch die Unterschrift. Der 1. Juli war in der Hofstelle in der St. Michael-Straße ein wichtiger Termin. Der Generationswechsel war vollzogen. Die Arbeit geht weiter, rund um die Uhr – für Senior und Junior. Milchkühe wollen ihren Bauern sehen, mindestens zweimal am Tag.
Das Grüne Zentrum: Der Bayerische Bauernverband (BBV)
Das Grüne Zentrum: 13 landwirtschaftliche Organisationen und ihre Beratungsangebote unter einem Dach – das ist das Grüne Zentrum in der Mainbernheimer Straße in Kitzingen.
Der Bayerische Bauernverband: Der Kreisverband Kitzingen des BBV hat 2200 Mitglieder und hat seine Geschäftsstelle im Grünen Zentrum.
Personelle Besetzung: Geschäftsführer ist Rudolf Bender. Er hat zwei Assistenzkräfte in Teilzeit sowie zwei Fachberater, einer in Teilzeit ist für die Erzeugergemeinschaft zuständig.
Dienstleistungsunternehmen am Standort Kitzingen: BBV-Beratungsdienst (Steuerberatung) mit fünf Mitarbeitern, BBV-Buchstelle (landwirtschaftliche Buchführung) mit sechs Buchführungsfachkräfte; BBV-Teukontax (Steuerberatung für Unternehmen wie Photovoltaik, Windkraft und Biogasanlagen mit vier Steuerfachkräften.
Hofübergabe: Zu dem für die Betriebe wichtigen Thema gibt es Seminare. Es werden rechtliche, betriebswirtschaftliche, soziale als auch zwischenmenschliche Aspekte behandelt. Seminare gibt es auch für Frauen, die in einen Hof einheiraten und oft mit einer völlig neuen Welt konfrontiert werden. Die Mediation als Brücke zur Lösung von Konflikten im landwirtschaftlichen Betrieb rundet das Angebot ab.