Fast pünktlich zum hundertsten Todestag von Alois Alzheimer gibt es einen Funken Hoffnung. Es sei möglich, den Gedächtnisverlust bei der Erkrankung, die nach dem in Marktbreit (Lkr. Kitzingen) geborenen und am 19. Dezember 1915 in Breslau gestorbenen Mediziner benannt ist, aufzuhalten – allerdings erst in naher Zukunft.
Diese Botschaft verkündete Christian Haass, Leiter des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen in München. Und Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie der Technischen Universität München meinte, dass es in etwa zehn Jahren möglich sei, Menschen in einer frühen Phase der Erkrankung auf Kassenkosten zu impfen. Erste Studien an Patienten hätten gezeigt, so Haass, dass durch die Impfung die Eiweißablagerungen im Gehirn, die das Absterben der Nervenzellen und damit den Gedächtnisverlust verursachen, aufgelöst werden könnten.
Alois Alzheimer ist der Entdecker dieser unheimlichen und bislang unheilbaren Erkrankung. Sein Geburtshaus in Marktbreit befindet sich in der Ochsenfurter Straße 14. Heute ist es ein Museum – ein Verdienst von Konrad Maurer, bis 2009 Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Uniklinikum in Frankfurt/Main, und seiner Frau Ulrike. Anlässlich des hundertsten Todestages von Alzheimer sowie des zwanzigjährigen Bestehens des Museums veranstaltete die Alzheimer-Gesellschaft Würzburg/Unterfranken (AGWU) zusammen mit der Stadt Marktbreit am Samstag in der Rathausdiele einen Festakt. Unter anderen sprach Professor Mauerer über die Bedeutung und Herausforderung der Alzheimer-Krankheit. Professor Jürgen Deckert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Uniklinikum Würzburg, stellte Behandlungsmöglichkeiten vor. Professor Holger Höhn erläuterte als Vorsitzender der AGWU psychosoziale Aspekte der Krankheit.
Natürlich stand auch ein Besuch des Geburtshauses auf dem Programm. Dort kam Alois Alzheimer am 14. Juni 1864 auf die Welt und verbrachte dort die ersten zehn Jahre seines Lebens. Nach seinem Medizinstudium in Berlin, Würzburg und Tübingen begann er 1888 seine berufliche Laufbahn in der „Städtischen Heilanstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt. 1901 wurde Auguste Deter seine Patientin. Ihr Name ist mittlerweile berühmt, ein Faksimile ihrer Krankenakte liegt im Marktbreiter Museum.
Erkrankung der Hirnrinde
Am 3. November 1906 stellte Alois Alzheimer auf der 37. Versammlung Südwestdeutscher Irrenärzte in Tübingen erstmals Wissenschaftskollegen die „eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“ vor. Sie beruhen auf den Untersuchungen des Gehirns von Auguste Deter nach ihrem Tod im April 1906. Dabei entdeckte Alzheimer den Grund ihres geistigen Verfalls: Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) zwischen den Nervenzellen (Neuronen) sowie im Inneren verdickte und ineinander verklumpte Proteinfäden (Tau-Fibrillen). Die Zellen können nicht mehr zusammenarbeiten und sterben ab, die Gehirnsubstanz schrumpft.
Heute steht der Begriff Alzheimer für die häufigste Form der Demenzerkrankungen. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sind allein hierzulande schätzungsweise rund 1,5 Millionen Menschen betroffen – Tendenz steigend. Jahr für Jahr würden mehr als 300 000 Neuerkrankungen auftreten. Sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt – etwa die erwähnte Impfung – würde sich die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln, auf etwa drei Millionen.
Aufgrund dieser Prognose wundert das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK kaum: Demnach hat jeder zweite Deutsche heutzutage Angst, an Demenz zu erkranken – vor allem die über 60-Jährigen. Mit Informationen von dpa