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LANDKREIS KITZINGEN
Hochzeit im Corona-Jahr: Die Liebe war stärker
Corona machte manchen Heiratswilligen einen Strich durch die Planungen. Warum Anna-Lena und Dominic sich trotzdem trauten. Und Standesbeamten gut zu tun hatten.
Der Schriftzug erklärt alles: Auf ihrem Liebesweg ließen sich Anna-Lena und Dominic auch von Corona nicht aufhalten.
Foto: Frank Kraus | Der Schriftzug erklärt alles: Auf ihrem Liebesweg ließen sich Anna-Lena und Dominic auch von Corona nicht aufhalten.
Von Julia Volkamer
 |  aktualisiert: 15.01.2021 02:17 Uhr

Es war der glücklichste Tag in ihrem Leben – und glücklich sind Anna-Lena und Dominic auch heute noch. Glücklich miteinander, vor allem aber auch glücklich darüber, dass sie sich getraut haben. Am 10. Oktober 2020, vor über 100 Gästen. Auf seinem Liebesweg ließ sich das frisch gebackene Ehepaar auch von Corona nicht aufhalten.

Schließlich schien alles so perfekt. Der Antrag im Oktober 2019 auf Schloss Neuschwanstein, mit einem funkelnden Ring und glänzenden Augen. Der Blick der Braut blieb nicht lange verklärt, sondern richtete sich schnell auf den Kalender 2020. Eine Hochzeit bei Sommerhitze wollten beide nicht, für ein Frühlingsfest reichte die Zeit nicht mehr. Beide fixierten den Oktober. 10.10.2020, was für ein Datum. Und dazu auch noch der Geburtstag des Brautvaters. Passender ging es kaum für Papa-Kind Anna-Lena. Von diesem Termin wollten sie nicht mehr abrücken.

Auch nicht, als Corona im März zum ersten Mal alles lahmlegte und den Industriefachwirt mitsamt seiner Kosmetik-Artistin ins Home-Office schickte. „Niemand konnte damals absehen, wie lange das anhalten würde“, sagt Dominic heute. Seine Zukünftige ging mit ihren Schwestern Brautkleid aussuchen, beauftragte die befreundeten Eventplaner, engagierte Caterer und DJane.

„Die Vorfreude wurde mir komplett genommen.“
Anna-Lena Dennerlein, Braut

Die 160 Einladungskarten gingen raus, bevor bis Ende August Ruhe einkehrte – vorläufig.

Über den Sommer weilte nicht nur die Pandemie im Schlummermodus, sondern auch die Hochzeitsplanungen. Die ersten Zusagen trudelten ein – aber auch die ersten Absagen. Je näher das Fristende rückte, desto unruhiger wurden die Braut und ihr Organisationsteam. In den Medien wurde die zweite Corona-Welle zum zentralen Thema, im Hause Dennerlein-Faustmann die Absage-Welle. In den letzten Wochen vor dem Fest – einer Party mit großer Familie und vielen Freunden, so, wie es sich die beiden immer gewünscht hatten – drohte sie vor allem dem Bräutigam den Boden unter den Füßen wegzuspülen. „Wenn die engsten Verwandten plötzlich absagen und dazu noch andere impfen, wie gefährlich diese Hochzeit doch für sie werden könne, dann weiß man irgendwann nicht mehr, wie das der glücklichste Tag im Leben werden soll“, beschreibt Anna-Lena ihre Gefühlslage.

Natürlich habe sie verstanden, dass mancher Gast einfach Angst hatte, sich anzustecken – zumal immer wieder von Privatfeiern und Hochzeiten als klassischen Superspreader-Veranstaltungen die Rede gewesen war.

„Aber wir haben uns an die Vorgaben gehalten“, erklärt sie. Die Trauung fand unter freiem Himmel statt, die Feier in einem Festzelt, dessen Seitenwände zum Lüften geöffnet blieben und in dem man sich problemlos aus dem Weg gehen und Abstand halten konnte.

Letztendlich blieben 15 geladene Gäste der Hochzeitsparty fern. „Jeder hatte seine Gründe, und das haben wir auch akzeptiert“, sagt Dominic. „Eine Absage ist für mich nie in Frage gekommen.“

Sie hätten schon verschiedene Szenarien durchgespielt, ergänzt Anna-Lena, gibt aber auch zu, dass sie schon gar nicht mehr so genau weiß, welche es waren.

„Eine Absage kam für mich nie in Frage.“
Dominic Faustmann, Bräutigam

Im Fall des Falles – also verschärfter Beschränkungen seitens der Regierung – hätte das Paar trotzdem gefeiert, im engsten Kreis, mit der Familie.

Und so wurde die letzte Planungsphase zur Gratwanderung. Die Infektionszahlen kletterten langsam wieder nach oben. Würde die Regierung mit einer Verschärfung reagieren? Und die Hochzeitsgäste mit spontanen Absagen? „Die Vorfreude wurde mir komplett genommen“, erinnert sich die Braut an viele schlaflose Nächte, komplizierte Gespräche und auch bittere Tränen. Eigentlich habe das erst aufgehört, als der große Tag endlich gekommen war. Denn an diesem 10. Oktober sei sie einfach nur glücklich gewesen. „Ich habe mir da keine großen Gedanken mehr gemacht. Alles war so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Das Wetter hat mitgespielt, die Gäste waren gut drauf. Es war so, als hätten alle nur darauf gewartet, dieser ganzen, schwierigen Situation einmal zu entfliehen.“ Sie wisse von einigen, die sich in der Woche nach der Feier hatten testen lassen – ohne positive Ergebnisse. Darüber sei sie sehr glücklich gewesen, sagt Anna-Lena und fühlt sich in ihrer Entscheidung für die Hochzeitsfeier bestätigt. „Wir würden es immer wieder so machen“, erklären die beiden und strahlen sich glücklich an. Corona konnte diese Liebe nicht trüben – und wird es auch in Zukunft nicht schaffen.

Rückblicke: Am Ende dieses ungewöhnlichen Jahres hat sich diese Zeitung mit Menschen aus verschiedenen Branchen über das fordernde Jahr 2020 unterhalten. Morgen: Markus Hack, Leiter der Polizeiinspektion Kitzingen.

Dominic und Anna sind froh, dass sie sich getraut haben - und inzwischen alle Danksagungskarten unter die Gäste gebracht sind.
Foto: Julia Volkamer | Dominic und Anna sind froh, dass sie sich getraut haben - und inzwischen alle Danksagungskarten unter die Gäste gebracht sind.
 
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