zurück
Wiesenbronn
Hochwasserschutzkonzept in Wiesenbronn in der Kritik
Das 1846 erbaute ehemalige Flachsbrechhaus in Wiesenbronn soll ausgestaltet werden. Entwürfe dazu wurden in der Ratssitzung in der Sporthalle vorgestellt
Foto: Winfried Worschech | Das 1846 erbaute ehemalige Flachsbrechhaus in Wiesenbronn soll ausgestaltet werden. Entwürfe dazu wurden in der Ratssitzung in der Sporthalle vorgestellt
Winfried Worschech, freier Mitarbeiter der Redaktion Kitzingen
Winfried Worschech
 |  aktualisiert: 16.01.2022 02:21 Uhr

Beim Hochwasserschutzkonzept der Dorfschätze-Gemeinschaft scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen worden zu sein. In der Sitzung des Wiesenbronner Gemeinderats am Dienstagabend in der Sporthalle gab vor allem die Verteilung der Kosten Anlass zu Kritik. Aber auch die Summen für die Maßnahmen in der Wiesenbronner Flur fanden bei etlichen Ratsmitgliedern keinen Gefallen. So ist für die Optimierung des bestehenden Rückhaltebeckens ein Betrag von 21 000 Euro angesetzt, für innerörtliche Maßnahmen 47 800 Euro und für weitere Vertiefungen zwecks Flächenrückhalt 70 000 Euro, was mit weiteren Nebenkosten einen Gesamtbetrag von rund 158 000 Euro ergibt.

Bürgermeister Volkhard Warmdt zeigte sich ebenfalls "etwas verwundert" über diese Kostenschätzung eines Büros aus Karlsruhe. Er verwies aber auch darauf, dass es noch mehr staatlichen Zuschuss gebe, wenn Zweckgemeinschaften gegründet würden, was Markus Kreßmann zum Vorschlag brachte, "die ganze Dorfgemeinschaft als Zweckgemeinschaft zu erklären". Der Bürgermeister zeigte sich überzeugt, "dass bei der Verteilung der Kosten das letzte Wort noch nicht gesprochen ist". Er konnte sich vorstellen, dass Wiesenbronn finanzielle Unterstützung aus Schwarzach erhält, "wenn wir Wasser zurückhalten".

Kritik: "Verhältnismäßig hohe Beteiligung für Wiesenbronn"

Das vorgesehene große Rückhaltebecken an der Gemarkungsgrenze zwischen Rüdenhausen und Wiesenbronn ist mit Kosten von rund 900 000 Euro angesetzt. Davon würden auf Wiesentheid 28 Prozent, auf Castell 17, auf Rüdenhausen 13, auf Wiesenbronn elf und auf Abtswind acht Prozent entfallen. Kleinlangheim hätte einen Verursacheranteil von 18 Prozent. Das ergäbe für Wiesenbronn  für diese Beteiligung und für weitere Maßnahmen nach Abzug der Förderung einen Kostenaufwand von rund 100 000 Euro.

Bürgermeister Warmdt hält die Studie für anfechtbar, die dann umsonst wäre, wenn Gemeinden wegbrechen würden "und Castell ist aus dem Konzept schon ausgestiegen, die machen ihr eigenes und wenn noch eine Gemeinde abspringt, wird das Ganze platzen". Hans-Jürgen Hubenthal kritisierte die "verhältnismäßig hohe Beteiligung für Wiesenbronn" und Hendrik Wenigerkind den Umstand, dass man es in Wiesenbronn auch mit Wasser aus Iphöfer Gemarkung zu tun habe, "wir sollten das Geld grundsätzlich in Wiesenbronn einsetzen".

Markus Kreßmann sah die Solidarität als positiven Aspekt des Konzepts, forderte aber auch eine finanzielle Unterstützung Schwarzachs für Wiesenbronn, "wenn wir denen weniger Wasser schicken". Jan von Wietersheim hielt es für gut, "wenn auch andere Gemeinden Regenrückhaltebecken bauen". Der Bürgermeister verwies darauf, dass es eine Förderung erst dann gebe, wenn das Gesamtkonzept stehe. Sein Vorschlag, zur Sache, noch keinen Beschluss zu fassen und erst mit anderen Kommunen Rücksprache zu nehmen, fand die Zustimmung im Ratskollegium.

Rehwild ist Hauptverursacher der Verbissschäden

Hendrik Wenigerkind ging auf das forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung ein, das alle drei Jahre die Jungpflanzen auf festgelegten Flächen begutachtet. Daraus ergebe sich die rechtliche Grundlage, bei der Abschussplanung vorrangig den Zustand der Vegetation zu berücksichtigen. Als Hauptverursacher der Verbissschäden werde das Rehwild angesehen, "aber es gibt auch andere Tierarten, die Schäden an Jungpflanzen verursachen, wie zum Beispiel Mäuse oder Hasen". Bei den Jungpflanzen unter 20 Zentimetern habe es in der Hegegemeinschaft IX, zu der Wiesenbronn gehöre, einen Verbissrückgang bei Eichen und weiteren Laubhölzern gegeben. Bei den Pflanzen über 20 Zentimetern etwas Verbissreduzierung und einen verringerten Leittriebverbiss. Zu beachten sei aber auch, dass der Wald stark vom Klimawandel betroffen sei, "wir müssen uns von der Fichte verabschieden". Als Fazit ergab sich ein Verbiss von etwa 40 Prozent im oberen Drittel und 14 Prozent Leittriebverbiss, "was gegenüber 2018 eine deutliche Verbesserung bedeutet, was im forstlichen Gutachten auch gewürdigt wird".

Vorgestellt wurden in der Sitzung die Entwürfe zur Gestaltung des ehemaligen Flachsbrechhauses samt Kostenschätzung. Für den Außenbereich stand ein Schriftzug oder eine Figurengruppe in Betracht, für den Innenbereich Figuren, Sitzgelegenheiten, ein Bedienpult zur Information, ein Pylon in der Mitte samt bildlicher oder filmischer Darstellung, geeignet auch für Kinder. Christian Gebert sprach sich für eine "abgespeckte Version" aus. Der Bürgermeister plädierte für die Verwendung alter Tafeln und Schilder und erhofft sich finanzielle Förderung durch einen Fond, den es für kleinere Museen gibt. Bis auf eine Gegenstimme votierte die Runde für die Figurengruppe an der Außenwand des Gebäudes.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Wiesenbronn
Winfried Worschech
Euro
Kostenaufwand
Kostenschätzungen
Kritik
Nebenkosten
Volkhard Warmdt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top