Die Jubilarin Herlinde Strohofer hat etliche Namen: Von lieben Freunden wird sie nur "Lilly" gerufen, von ihren 18 Enkelkinder "Omi" und von den zwölf Urenkeln "Uri". Mitten im Krieg, 1940, wurde sie in Geiselwind geboren als eines von fünf Kinder. Der Bruder ist bald gestorben, die Schwestern leben in der näheren Umgebung.
Nach der Schulausbildung begann Herlinde eine Lehre in der Raiffeisenbank, obwohl ihr Lieblingsberuf eigentlich Schneiderin war. In dieser Zeit lernte sie einen gewissen "Anton" aus der Nachbarschaft kennen, der einen Hof in der Nachbarschaft bewirtschaftete. Schon im Mai 1960 läuteten dann in Geiselwind die Hochzeitsglocken. Es war so, als ob die Glocken auch eine unbeschreibliche Unternehmergeschichte einläuteten.
Full-Time-Job
Ihr Mann bewirtschaftete den Hof, und Herlinde machte die Meisterprüfung in Hauswirtschaft. Fünf Kinder wurden nach und nach geboren, und Herlinde hatte einen Full-Time-Job: Familie und die Arbeit in der Bank, während ihr Mann Anton neben der Landwirtschaft bis Ende der 70er als Tankwart in der Rastanlage Steigerwald arbeitete. Zudem wurden die ersten Hausgäste aufgenommen. Zeichen eines beginnenden Tourismus.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Ende der 70er war der Autobahnbau abgeschlossen, und 1981 startete der Autohof. Herlinde mußte dafür extra eine Ausbildung als Tankkauffrau für die Shell machen. Hierbei entwickelte sie das erste Onlinesystem für das Kassensystem. Eine Pionierleistung. Und dann war auch gleich das erste Truckerfest, welches internationalen Ruf erlangte. Die Unternehmerin war täglich im Büro, verwaltete die Finanzen und führte das Personal. "Noch heute sprechen Angestellte, die in den 80er bei uns angefangen haben, meine Mutter mit "Chefin" an", erzählt Tochter Ruth. An die 200 Auszubildende gingen durch die Lehre der Jubilarin.
Innovatives Unternehmerpaar
"Mein Vater und meine Mutter waren ein starkes, innovatives Unternehmerpaar. Und: die Stärke hatten sie durch ihren Glauben" ergänzt Ruth. "Eines der schönsten Hobbys der Mutter war das Opernsingen" verrät die Tochter. "Sie hatte da eine außerordentliche Begabung." Dann kam das Schicksalsjahr 2018 : Ihr Mann Anton, von allen nur "Toni" gerufen, verstarb ganz plötzlich. Nach 58 Jahren Ehe. Durch den tollen Zusammenhalt der Familie und ihren starken Glauben hatte die Jubilarin genug Kraft, dies zu überstehen. Die Jugend hat, wie gehofft und gewünscht, den Betrieb übernommen. Aber "Lilly" ist heute noch zeitweise im Büro tätig.