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Nenzenheim
Heavy-Metal und Heimatliebe: Musiker wandern zu Lost Places wie "Spiegel Frankens", Panzerturm und Hexenstuhl
Auf dem inneren Burgwall der Ruine Hohenlandsberg hören die Wanderer Musik von „Sons of Eternity“.  
Foto: artofdesign/ Melanie Kirchgessner | Auf dem inneren Burgwall der Ruine Hohenlandsberg hören die Wanderer Musik von „Sons of Eternity“.  
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:39 Uhr

Nachts hat es ein bisschen geschneit. Weiße Stellen im Wald zeugen davon. Dick eingemummelt wandern über 20 Männer und Frauen rund um den Frankenberg. Es ist so kühl, dass ihr Atem Wölkchen bildet. Matthias Schenk aus Nenzenheim führt die Gruppe an – als "Front-Mann", genau wie bei seiner Band "Sons of Eternity".

Der Sänger, Songschreiber und Gitarrist kennt in seiner Heimat jeden Lost Place, jeden magischen Ort. Auf einem Hügel bleibt er stehen, eine alte Mauer nimmt im Nebel Konturen an. Der 48-Jährige schaltet Musik an. Gitarrenriff, Drums, "Schenkys" Stimme, die von zerborstenen Träumen singt. Was haben Songs wie "Ruins", "Eye of the Storm" oder "Dark Orbit" mit abgelegenen Orten zu tun? Wie geht Heavy-Metal mit Heimatliebe zusammen? "Schenky" erklärt es im Interview.

Matthias Schenk ('Schenky') führt die Wanderer zum ehemaligen Eingang der Burg Hohenlandsberg. 
Foto: Kathrin Schenk | Matthias Schenk ("Schenky") führt die Wanderer zum ehemaligen Eingang der Burg Hohenlandsberg. 
Was verbindet deine Musik mit den Lost Places?

Matthias Schenk: An der Ruine der Burg Hohenlandsberg, auch "Spiegel Frankens" genannt, ist mir zum Beispiel die gefühlvolle Ballade "Ruins" eingefallen. Da oben zwischen den Resten der Burg – der Eingang und ein paar Kasematten stehen noch – waren Text und Melodie plötzlich da. Es geht in dem Stück um eine Freundschaft, in der man sich Luftschlösser aufgebaut hat, von denen aber nur noch Ruinen übrig sind.

Die Wanderung ist also der Weg zu den Quellen der Musik?

Schenk: Zum Teil zumindest – obwohl nicht alle Lost Places mich zu einem Songs inspiriert haben. Die versteckten Orte interessieren mich auch so. Ich erkläre gern, welche Geschichte der historische Platz verbirgt und was jeweils hinter den Songs steckt.

Matthias Kirchgessner, Thomas Abts, Matthias Schenk,  Freddy Müller-Schartl und Jonas Roßner sind die Söhne der Ewigkeit, 'Sons of Eternity'.
Foto: SOE/ Ehrhardt | Matthias Kirchgessner, Thomas Abts, Matthias Schenk, Freddy Müller-Schartl und Jonas Roßner sind die Söhne der Ewigkeit, "Sons of Eternity".
Was fasziniert dich an den geheimen Orten? Woher kennst du sie überhaupt?

Schenk: Ich kenne mich da oben gut aus, der Hohenlandsberg ist meine Heimat, genau wie die Steigerwaldgegend drumherum. Ich habe schon viele Freunde da oben rumgeführt. Heimatliebe – der Begriff ist bei manchen vielleicht verpönt, aber bei mir nicht. Ich hab' es mir ein bisschen zur Aufgabe gemacht, das zu entdecken und zu bewahren, was unsere Heimat ausmacht.

Und da gehört zum Beispiel der "Spiegel Frankens" dazu? Was bedeutet der Name?

Schenk: Die Burg am Hohenlandsberg feiert im Jahr 2024 ihren 500. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung. Ihren Rufnamen "Spiegel Frankens" erhielt sie höchstwahrscheinlich nicht wegen ihrer Wichtigkeit, auch wenn sie als Amtsburg der Verwaltungssitz von 26 Dörfern war. Die Marienburg in Würzburg oder die Kaiserburg in Nürnberg waren sicher wichtiger. Einleuchtender ist deshalb, dass der Name von spiegelnden Scheiben kommt.

Du meist Glasscheiben?

Schenk: Ja, die Burg war eine der ersten in der Region – oder gar die erste –, die echte Fensterscheiben aus Glas hatte. Damals war das Glas nicht entspiegelt, das heißt, das Licht brach sich darin wie in einem Spiegel. Die Leute, die damals nach oben geschaut haben, müssen bei Sonnenschein ganz schön beeindruckt gewesen sein – und der Name war geboren.

Der ehemalige Panzerturm in der Nähe von Krassolzheim. 
Foto: Simone Adler | Der ehemalige Panzerturm in der Nähe von Krassolzheim. 
Welche verlorenen Plätze haben dich noch inspiriert?

Schenk: Zum Beispiel das Kreuz unter den drei Eichen. Um dieses Kreuz von 1319 ranken sich drei Mythen. Und dann der Panzerturm in einem Waldstück in der Nähe von Krassolzheim. Das ist ein Bombenabwurfturm aus den 30er-Jahren, der im Dritten Reich als Übungsturm für die Flieger diente. Er ist nirgendwo groß ausgeschildert. Für mich ist er ein Mahnmal gegen den Krieg – das einzige, das in Deutschland noch in dieser Größe besteht.

Vom Panzerturm ging es zum Hexenstuhl. Beschreib' doch bitte mal, was das ist.

Schenk: Hexenstuhl oder Elfenthron – so heißt ein Platz in der Nähe von Schloss Frankenberg. Hier soll einstmals eine Müllerstochter meditiert haben. Sie wurde falsch verstanden und endete als Hexe auf dem Scheiterhaufen – so heißt es zumindest in einer alten Sage.

Gibt es auch weniger blutrünstige Stätten?

Schenk: Klar, zum Beispiel die Luisensäule. Für mich die plausibelste Erklärung für diese Stele im Wald ist die, dass einstmals Königin Luise zum Berg der Franken kommen sollte. Doch das ist nicht der Frankenberg im Steigerwald, sondern der Kreuzberg in der Rhön. Die Säule hatte man aber diensteifrig schon zum Frankenberg gebracht – laut Einheimischen hatte sie zuvor als Siegessäule bei Jagden gedient und stand im rund drei Kilometer entfernten "Dianawäldchen".

'Schenky' verteilt 'Sons of Eternity“-Becher an die Mitwanderer. Im Hintergrund: die Luisensäule am Hexenstuhl.
Foto: Simone Adler | "Schenky" verteilt "Sons of Eternity“-Becher an die Mitwanderer. Im Hintergrund: die Luisensäule am Hexenstuhl.
Wollt ihr euch mit "Sons of Eternity" auch mal eine Art Siegessäule errichten?

Schenk: (grinst) Wer weiß? Ich freu' mich jedenfalls, wenn die Leute sich unsre Youtube-Videos von "Media Zombies", "In Silence" und "Ruins" anschauen. Wir sind jetzt unter den Top Ten im renommierten Magazin Metal-Hammer – des is' der Hammer, da war ich noch nie!

Sons of Eternity

Heavy-Metal und Heimatliebe: Musiker wandern zu Lost Places wie 'Spiegel Frankens', Panzerturm und Hexenstuhl
Band: 2020 gründeten Matthias "Schenky" Schenk (Voc), Matthias "Church" Kirchgessner (Guitar), Jonas Roßner (Guitar), Freddy Müller-Schartl (Bass) und Thomas Abts (Drums) die Melodic-/Power-Metal-Band "Sons of Eternity" (SOE). Alle Band-Mitglieder – sie stammen aus Würzburg, Unterrimbach, Nenzenheim und dem Fichtelgebirge – hatten bereits einschlägige Erfahrungen in anderen Bands gesammelt.
Album: SOEs erstes Album "End of Silence" erscheint via Massacre Records und Soulfood. Für Matthias Schenk ist es bereits das achte: Sechs hat er mit seiner Band "Shylock" veröffentlicht, auf einem sind die Songs der Nenzenheimer Rockgottesdienste verewigt. Das SOE-Debüt "End of Silence" hat der bekannte Metaller Sascha Paeth gemischt (Heavens Gate, Avantasia).
Live: Am Samstag, 20. Januar, lädt SOE zum Album-Release ins Jugendkulturhaus "Cairo" Würzburg (Fred-Joseph-Platz 3) ein. Einlass ist um 19 Uhr, um 20 Uhr spielt als Vorband "Sculforge".
Infos: www.sonsofeternity.de
Quelle: ldk
 
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