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IPHOFEN
Haushaltsentwurf ohne neue Schulden
Aufmerksam: Bei der Bürgermeisterdienstbesprechung in Iphofen hören Landrätin Tamara Bischof (vorn), Gastgeber Alexander Knauf (rechts daneben) und die Ortschefs den Auszubildenden der Firma Knauf zu.
Foto: Hohler | Aufmerksam: Bei der Bürgermeisterdienstbesprechung in Iphofen hören Landrätin Tamara Bischof (vorn), Gastgeber Alexander Knauf (rechts daneben) und die Ortschefs den Auszubildenden der Firma Knauf zu.
Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Hohler
 |  aktualisiert: 10.03.2013 12:03 Uhr

Tamara Bischof spricht von einer „historischen Chance“, wirbt bei der Dienstbesprechung der Kreis-Bürgermeister in Iphofen um Zustimmung: Erklärtes Ziel der Landrätin ist ein schuldenfreier Haushalt – der erste seit der Gebietsreform. Beschlossen werden soll er beim Kreistag am 15. April.

„Wenn nicht jetzt, wann dann“, fragt Bischof angesichts günstiger Entwicklungen in die Runde, wobei sie vor allem die stark verbesserte Umlagekraft der 31 Gemeinden (78,06 Millionen Euro/plus 7,6 Prozent) meint. 46,8 Prozent dieser Einnahmen will der Kreis abschöpfen, wobei er davon fast die Hälfte in einem „Nullsummenspiel“ an den Bezirk weiterleitet: Von der geplanten Kreisumlage (36,5 Millionen Euro/+ 2,15 Mio Euro) würden 17,1 Millionen Euro (plus 773500 Euro) direkt nach Würzburg gehen.

Wem dieses Zahlenwerk nicht griffig genug ist – Bischof und Kreiskämmerer Bernd Artus griffen zwei wesentliche Punkte heraus: Die Investitionen des Landkreises von 7,26 Millionen Euro sollen in voller Höhe aus Eigenmitteln und Zuschüssen geschultert werden, sprich ohne Nettokreditaufnahme. Zudem ist 2013 eine Schuldentilgung von fast 1,4 Millionen Euro geplant. Das ist ein wichtiger Schritt, sich schuldenmäßig dem bayerischen Durchschnitt anzunähern: Der lag für die Landkreise Ende 2011 bei 238 Euro pro Einwohner, im Kitzingen würde er Ende 2013 trotz Rückzahlung noch immer fast 265 Euro betragen.

Der Löwenanteil der Investitionen (4,5 Millionen Euro) ist für die Sanierung des Gymnasiums in Marktbreit vorgesehen. Nebenbei bemerkt: Für den Bereich Schule und Bildung hat der Landkreis Gesamtausgaben von fast 9,3 Millionen Euro geplant!

Zweitgrößter Brocken bei den Investitionen ist der Tiefbau (u. a. Straßen, Decken, Deponien) mit 1,78 Millionen Euro. Im Landkreis gibt es rund 260 Kilometer Kreisstraßen, das sei viel bei knapp 89 000 Einwohnern. „Der Straßenbau ist unterfinanziert“, merkte Bischof dazu an, die Kreisstraßenpauschale des Freistaats (724 500 Euro) sei zwar erneut gestiegen, habe vor Edmund Stoibers „Kürzungsorgie“ aber einst deutlich über 800 000 Euro gelegen. Josef Mend aus Iphofen pflichtete der Landrätin bei. Der Co-Gastgeber sagte, Ziel müsse eine Verdoppelung der Mittel auf jährlich drei Millionen Euro sein.

Bei den geplanten Investitionen schlägt mit fast 600 000 Euro die Ersatzbeschaffung für alte Fahrzeuge bzw. Maschinen zu Buche. Investieren muss der Landkreis zudem 236 000 Euro für Grunderwerb, unter anderem für die Deponie in Iphofen.

Zu zwei Fragen holte sich Tamara Bischof ein Meinungsbild der Bürgermeister ein: Beim Thema „Wiederzulassung der alten Kennzeichen“ machte sie aus ihrer Ablehnung keinen Hehl („Wir haben uns jetzt 40 Jahre um Einheit bemüht, dazu passt das nicht“). Und kein einziger der Bürgermeister forderte, dass es Ochsenfurter, Uffenheimer oder Scheinfelder Kennzeichen wieder geben müsse. Auch bei der Zulassungsstelle des Landkreises ist gibt es null Wallung, von maximal fünf Anfragen berichtete Behördenleiter Matthias Will.

In Sachen Winterdienst gibt es ebenfalls klare Zustimmung zur Position der Landrätin: Man könnte mit mehr Personal und mehr Fahrzeugen natürlich noch schneller räumen – aber dann würde der Winterdienst auch wesentlich teurer. „Das ist bei den wenigen Tagen mit Schnee nicht effektiv“, findet die Landrätin und fragte, wer die bisherige Vorgehensweise für ausreichend hält. Das waren bis auf zwei Kollegen alle – und in diesen beiden Fällen wollen Matthias Will und Straßenmeister Andreas Schneider für Besserung sorgen.

Gekonnte Vorstellung

Gastgeber der Dienstbesprechung war die Firma Knauf. Zur Begrüßung unterstrich Alexander Knauf, seit Januar Geschäftsführender Gesellschafter, das gute Verhältnis zur Stadt Iphofen und dem Landkreis. Er freue sich, nach seinen Wanderjahren wieder zu Hause angekommen zu sein.

Der Platten- und Gipshersteller beschäftigt weltweit rund 25 000 Mitarbeiter und erzielte 2012 einen Umsatz von 6,15 Milliarden Euro. Bundesweit hat Knauf derzeit 105 Auszubildende, fast alle werden übernommen. Wie gekonnt einige der Auszubildenden ihre Lehrberufe vor vollem Haus präsentierten, nötigte den Bürgermeistern viel Respekt ab, es gab herzlichen Beifall. Und den bekamen Bischof und Artus auch für ihr Zahlenwerk ohne Schulden.

Begrüßte die Gäste: Alexander Knauf.
Foto: Norbert Hohler | Begrüßte die Gäste: Alexander Knauf.
Den Beruf 'Industriekaufleute' präsentierte Philipp Abendroth von der Firma Knauf.
| Den Beruf "Industriekaufleute" präsentierte Philipp Abendroth von der Firma Knauf.
 
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