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Hartz, Hautsch und Hauruck
Von unserem Redaktionsmitglied Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
I
m Fernsehen sieht immer alles so unglaublich einfach aus: Da wird ein Büro mit lauter emsigen Mitarbeitern gezeigt, und eine sonore Stimme aus dem Off erklärt, dass wir gerade Hartz IV sehen: die neue Behörde also, bei der Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammengelegt werden. Das soll, heißt es dann aus dem Off weiter, mehr Effizienz bringen und die Arbeitslosigkeit möglichst kräftig nach unten drücken. Was die Politik früher übrigens auch von der Ich-AG behauptet hat, aber das ist schon wieder ein anderes Thema.

Was im Fernsehen geht, muss auch bei uns möglich sein. Ein Anruf Ende September beim Chef des Kitzinger Arbeitsamtes, Helmut Enz: Wo, bitteschön, ist die Kitzinger Ausgabe von Hartz IV? Die Antwort fällt eher bescheiden aus: Hartz IV ist noch weit weg. Man mache sich gerade Gedanken. Eventuell wisse das Landratsamt schon mehr. Doch auch dessen Chefin Tamara Bischof bittet um Geduld: Hartz IV sei in Planung. Bis zum nächsten Sozialhilfeausschuss wisse man mehr.

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iese Woche nun war Sozialhilfeausschuss. Und tatsächlich: Wir wissen mehr. Für den Fernseh-Blick in ein Büro reicht es zwar noch nicht. Und mit der Kurzversion wie im Fernsehen ist es gleich gar nicht getan. Wenn sich allein das Sozialhilfe-Gremium geschlagene zwei Stunden mit dem Thema befasst, kann man erahnen, dass sich Hartz IV und das Wörtchen "einfach" zwingend ausschließen.

Immerhin: Die Suche nach dem Kitzinger Hartz IV findet in Bälde ihr Ende. Hartz IV heißt dann allerdings nicht mehr Hartz IV, sondern legt sich den Namen "ARGE Arbeit und Grundsicherung Kitzingen" zu. Wobei ARGE für Arbeitsgemeinschaft steht, was die Sache aber auch nicht unbedingt wohlklingender macht.

Die ARGE hat einen großen Auftrag: Sie soll etwas gegen die Langzeitarbeitslosigkeit unternehmen. Wer bisher Arbeitslosenhilfe vom Arbeitsamt erhielt oder wer Sozialhilfe vom Landratsamt bezog, wird ab 1. Januar 2005 von der ARGE betreut. Ein entsprechender Vertragsentwurf zwischen dem Landkreis Kitzingen und dem Arbeitsamt liegt unterschriftsreif vor. Stimmt der Kreisausschuss am kommenden Dienstag dem Projekt zu, beginnt - weil die Zeit langsam knapp wird - unmittelbar danach die Umsetzung mit viel Hauruck.

Wie hat man sich die neue Behörde vorzustellen? Sowohl Arbeitsamt als auch Sozialamt stellen Arbeitskräfte ab, 20 Vollzeitstellen sind vorgesehen. Für die Ausstattung wie EDV und Telefonanlagen sorgt das Arbeitsamt. Und weil weder im Landratsamt noch im Arbeitsamt genügend Platz ist, bekommt die neue Behörde auch ein neues Zuhause: Direkt hinter dem Landratsamt soll das 2001 vom Kreis gekaufte Gebäude der ehemaligen Maschinenbaufirma Jean Hautsch auf Vordermann gebracht werden. Das kostet den Kreis erst einmal rund 300 000 Euro. Da das Arbeitsamt die Räume mietet, kommt das Geld jedoch wieder herein. Nach Berechnungen der Kämmerei haben sich die Sanierungskosten nach sieben Jahren amortisiert.

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as ansonsten noch feststeht: Neue Geschäftsführerin der ARGE wird die bisherige Sozialhilfe-Leiterin Renate Zirndt. Der neuen Behörde stehen pro Jahr 2,2 Millionen Euro zur Verfügung. Der Projekt ARGE ist zunächst auf sechs Jahre befristet. Auch für den Eventualfall ist gesorgt: Falls etwas völlig aus dem Ruder läuft, ist der Vertrag auch jederzeit kündbar.

Im Sozialhilfeausschuss, der durch die Einführung der ARGE künftig hinfällig wird, gab Landrätin Tamara Bischof das Versprechen: "Alle Hilfeempfänger bekommen zum 1. Januar Geld" - auch wenn bis dahin kaum noch Zeit ist, um die neue Behörde ins Rollen zu bringen. Nach einer ersten Schätzung wird die ARGE Anlaufstelle für 1500 hilfsbedürftige Menschen sein. In den nächsten Tagen erhalten alle in Frage kommenden Hilfeempfänger ein dreiseitiges Schreiben, das sie möglichst umgehend beantworten und zurückgeben müssen.

Klar ist aber auch, dass noch vieles unklar ist. Stellt sich die erhoffte Vereinfachung tatsächlich ein? Was verschlingt die neue Behörde künftig wirklich an Geld? Lässt sich Langzeitarbeitslosigkeit überhaupt herunterfahren? Woher sollen die Jobs kommen? Kurzum: Für alle Beteiligten beginnt ein kleines Abenteuer. Wobei inzwischen die Zuversicht die Oberhand zu gewinnen scheint, jedenfalls bei der neuen Geschäftsführerin: "Wir sitzen jetzt alle in einem Boot", betonte Renate Zirndt. Um dann zu ergänzen: "Und es wird nicht die Titanic sein!"

 
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