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KITZINGEN/WÜRZBURG
Harald Müller-Wünsche wird Freitag beerdigt
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:31 Uhr

Die letzte Begegnung zwischen uns fand zufällig am Würzburger Hauptbahnhof statt. Harald Müller-Wünsche war mal wieder wegen seiner unstillbaren Musikleidenschaft unterwegs: In ein paar Minuten würde es losgehen – zu einem Konzert von Paul McCartney in München. Für den größten Beatles-Fan aller Zeiten muss es wie Geburtstag gewesen sein.

Musik – das war eine der Leidenschaften des gebürtigen Kitzingers, den es in den 70er Jahren nach Würzburg gezogen hatte. Gitarren- und später Mundharmonikaspielen brachte er sich selber bei. Auch seiner zweiten großen Leidenschaft näherte er sich autodidaktisch: Der Mann, der sich 35 Jahre um betriebswirtschaftliche und organisatorische Belange in Ingenieurbüros kümmerte, entdeckte die Architektur-Fotografie für sich und wurde 2001 schließlich freischaffender Künstler.

Zweite Karriere begann in den 90er Jahren

Wobei die zweite Karriere schon in den 90er Jahren Fahrt aufgenommen hatte. Es gab erste Honoraraufträge und Veröffentlichungen in Magazinen, Fachliteratur und Präsentationsbroschüren. Zu diesem Zeitpunkt hatte er einige Semester Architekturfotografie und Architekturgeschichte studiert und war immer wieder Gasthörer an Unis.

1997 folgten erste Ausstellungen, etwa in der damaligen Kitz-Galerie in seiner Heimatstadt Kitzingen. Es war der Moment, als wir uns kennenlernten und nicht mehr aus den Augen verlieren sollten. In der Zeitung erschien damals der Hinweis, dass der Fotograf „mit seiner Sicht auf die Dinge mit den herkömmlichen Gesetzen bricht und die klassischen Bewertungsmaßstäbe verlässt“. Und: „Es ist nicht das schlechteste Kompliment für ihn, wenn ein Architekt beim Betrachten der Bilder von Müller-Wünsche sein eigenes Bauwerk im ersten Moment gar nicht wiedererkennt.“ Oder anders gesagt: Da hatte einer eine ganz eigene Formensprache entwickelt.

Müller-Wünsche hat eine Verbindung zu Kitzingen

Die Ausstellungen in Kitzingen haben ihn besonders gefreut: 1947 im Herzen der Stadt in der Nähe des Landratsamtes geboren, war er das älteste von fünf Geschwistern, sein jüngster Bruder ist Kitzingens Oberbürgermeister Siegfried Müller.

Wie eng die Verbindung zu seiner Geburtsstadt war, deutet sein 69. Geburtstag an: Seine Lebensgefährtin hatte ihm zum Ehrentag am 25. Oktober vergangenen Jahres eine „Magical Mystery Tour“ durch Kitzingen spendiert: Im Bus ging es als Rundreise – in Anlehnung an einen Beatles-Film – zu den Orten der Kindheit, jede Menge Überraschungen inklusive. Moderiert wurde die Tagestour von Walter Vierrether, ehe am Abend das Kitzinger Siedlerheim der Musikleidenschaft den Rahmen gab.

Harald Müller-Wünsche, der vom Leben nicht genug bekommen konnte und das war, was man unter einem Lebenskünstler versteht, starb genau zwei Monate nach der „Magical Mystery Tour“, die scheinbar einen Kreis schließen sollte, am ersten Weihnachtsfeiertag mitten in den Vorbereitungen zu einer neuen Ausstellung.

Die Ausstellung beginnt am 28. Januar

Diese wird trotzdem und erst recht stattfinden: „Find Focus“ ist ab Samstag im Würzburger „Spitäle“ an der Alten Mainbrücke zu sehen. Was fehlen wird, ist die selbst gemachte Musik zur Einstimmung. Es wäre unter der Überschrift „Architektur ist Musik!“ das Musik-Project Nummer 23 gewesen.

Seine letzte Ausstellung

„Find Focus“ zeigt eine Retrospektive fotografischer Begegnungen aus den „Wanderjahren“ von 1997 bis zum Schluss. Der Fokus ist dabei auf berühmte aber auch weniger berühmte Architekturen des 20. und 21. Jahrhunderts gerichtet. „Ein fotografisch-experimentelles Spiel“ hatte es Müller-Wünsche genannt, der seit 2013 auch der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) angehörte.

Es fällt schwer zu glauben, dass Harald Müller-Wünsche – dem man mit seiner Kunst mehr Aufmerksamkeit gewünscht hätte – nie wieder mit seiner Hasselblad-Kamera 203 FE unterwegs sein wird. An diesem Freitag findet die Beerdigung in Höchberg statt. Seine Bilder leben weiter: Einen Tag nach der Trauerfeier, am Samstag, 28. Januar, wird um 11 Uhr im „Spitäle“ seine letzte Ausstellung eröffnet, die bis zum 19. Februar dauert. Öffnungszeiten: täglich (außer Montag) 11 bis 18 Uhr.

 
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