
"TikTok, Insta, Snap" sind laut der Schülerin Freya (14) des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach (EGM) die beliebtesten Apps ihrer Generation. Für ihre männlichen Klassenkameraden spricht Nils (14) von einem Fußball-Manager-Spiel: "Kickbase. Das spielen alle Jungs hier." Katharina Fink, eine Mitarbeiterin der Mittagsbetreuung am EGM, hält BeReal für weit verbreitet. Allerdings sieht sie darin auch ein Problem: Sobald die tägliche Benachrichtigung der App erscheint, heißt es von den Schülerinnen häufig: "Ich muss noch ganz schnell ein BeReal machen." Trotz Handyverbot an der Schule.
Früher sagten die Schüler oft: "Ich muss nur ganz kurz was gucken" – und holten ihr Handy raus. Katharina Fink suchte daraufhin nach einer Lösung. Ihre Idee: eine sogenannte Handygarage. Seit dem letzten Schuljahr geben die Jugendlichen daher ihr Handy für die Zeit der Mittagsbetreuung ab. Mit Erfolg, wie die 39-Jährige stolz berichtet.
Ansonsten heißt es für das gesamte Schulgelände: Die jungen Handybesitzer dürfen ihr Gerät mitnehmen, es muss aber ausgeschaltet sein, wie Martin Pohl, Mitarbeiter im Direktorat, erklärt. Schlimm finden das die Schüler wohl nicht. "Die Schule soll ein Raum fürs Lernen und für soziale Interaktion sein", sagt Thomas (17), der als Zwölftklässler allerdings ein Privileg genießt: "Für die Oberstufe gibt es einen Aufenthaltsraum, in dem man das Handy benutzen darf", erklärt Pohl. Dazu merkt der Schüler Tim (18) an: "Aber auch in dem Aufenthaltsraum will ich lieber mit meinen Freunden reden, als am Handy zu sein." Sein Freund Moritz (17) stimmt zu: "Ich brauche mein Handy in der Schule gar nicht."
Soziale Medien: Wenn Jugendliche selbst zu Lehrern werden

Thomas, Tim und Moritz sind Schüler der Gruppe "Netzgänger", ein Profilfach der Oberstufe. Sie halten in den Klassen der Unterstufe Vorträge zu Themen wie Cybermobbing und respektvoller Umgang im Internet. "Wir sind durch die Gruppe mitverantwortlich, wie das Verhältnis der Jüngeren zu sozialen Medien ist", erzählt Thomas (17). Durch die Beiträge der Netzgänger konnten sich Fünftklässler dieses Jahr ihren eigenen "Internet-Führerschein" erarbeiten. Die Trophäe: "Ein Lappen – wobei die Schüler gar nicht mehr wissen, was das ist", scherzt Martin Pohl.
"Die Schüler werden ausgebildet und geben dann selbst Unterricht", erklärt der 51-Jährige. Denn: "Es bringt mehr, wenn Schüler etwas zu dem Thema von anderen Schülern hören und nicht von Lehrern." Moritz hat in der fünften Klasse selbst die Vorträge der Netzgänger gehört und sich deswegen jetzt in der Oberstufe für das Fach entschieden. "Medien spielen in meinem Leben eine bedeutende Rolle", begründet Tim seine Wahl. Ihr Lehrer Martin Pohl ist vom Erfolg des Projekts überzeugt und sagt mit Blick auf seine Netzgänger: "Eine coole Truppe!"