Leckeres und Besonderes haben sie mitgebracht, die norddeutschen Händler des Hamburger Hafenmarkts, als sie am Wochenende zum "Kitzinger Frühling" anreisen. Das, was sie zu Hause hätten lassen können, war das "Hamburger Schietwedder", das am Freitag herrscht und die Besucher vergrault.
"Was willst du da machen?", fragt "Aale-Eddy", Sprecher der Marktleute und Inhaber eines Ausstellerwagens mit geräuchertem Fisch. "Das müssen wir so hinnehmen." Die Woche zuvor sei man in Albstadt bei Stuttgart gewesen. Dort mussten die Händler morgens erst den Schnee wegräumen.
Norddeutsche Herzlichkeit in einem Wort
Seit gut 20 Jahren fährt die vornehmlich aus dem norddeutschen Raum stammende Truppe quer durch Deutschland: "Bananen-Fred", "Käse-Maik", "Nudel-Toni", "Kabeljau-Käthe", um nur einige zu nennen. Es ist eine Gruppe mit durchschnittlich zehn bis zwölf Wagen, und alle Beteiligten sind entweder miteinander verwandt oder wenigstens befreundet.
Bei einem Rundgang durch die Wagenreihe schallt überall ein lautes "Moin" den Besuchern entgegen. "Das sagt man in Norddeutschland zu jeder Tageszeit," erklärt ein Aussteller. Dies sei aber keine karge Grußformel, sondern ein Ausdruck nordischer Freundlichkeit. Ein "Moin-Moin" ist dann schon das höchste der Gefühle!
Als eine Personengruppe bei "Aale-Eddy" vorbeigeht und nicht auf seine Lockangebote eingeht, ruft Eddy hinterher: "Gell, ihr esst hier nur Bratwürste – Fisch kennt ihr nicht?" Einem anderen Kunden überreicht er eine Tüte mit verschiedenen Fischsorten: "Da ist Fisch aus der Großen Hafenrunde drin." Die Standbetreiber haben immer einen guten Spruch drauf. Frech sind sie und manchmal ein bisschen derb – aber unterhaltsam.
Obwohl das Wetter am Samstag durchaus tolerierbar ist, ist der Besucherstrom auch an diesem Tag "eher überschaubar", wie ein Händler meint. An seinem Stand bestreicht er mit Hingabe den am offenen Feuer schmorenden Flammlachs. Genug Zeit hat er. "Die letzten zwei Jahre waren auch für uns sehr hart", erklärt Eddy.
Corona: Schwere Zeiten für die Händler
Drei Kollegen seien ausgeschieden: "Es ging ja überhaupt nichts mehr", sagt der Fischhändler. Eddy berichtet, dass man, bevor die Reise losgeht, eine Vorleistung von annähernd 8000 Euro aufzubringen hat. "Der Wagen muss hergerichtet, das Zugfahrzeug betankt werden. Dann müssen die Waren eingekauft werden und vor Ort sind die Standgebühren zu entrichten. Zusätzlich kommen noch Strom- und Müllentsorgungskosten. Plus die Übernachtungskosten in einem Hotel.
Ob sich da der weite Weg nach Kitzingen lohnt? Keiner spricht es aus: Aber an diesem Wochenende wird die Hamburger Gemeinschaft wohl draufzahlen. "Es kommen auch wieder bessere Zeiten", muntert Eddy alle auf. "Wir machen das seit vielen, vielen Jahren. Und wir haben immer noch Spaß!" Eddy bezeichnet sich selbst als "Allrounder". Er sei Komiker, Organisator und Kaufmann in einem. Und schließlich lerne man bei der Tour Deutschland kennen.
Freude auf die Feste-Saison
Ganz zu schweigen von den vielen Freundschaften, die man geschlossen hat, quer durch die Republik. Aus dem Kreis der Besucher hört man jedenfalls nur Gutes. Als Samstagmittag sogar kurzzeitig die Sonne hervorkommt, sind die hergerichteten Biertischgarnituren gut besetzt. Fröhliches Kinderlachen, Hundegebell und am Tisch gibt es neben einem frisch gezapften Bier leckeren Fisch.
Dazu spielt aus den Lautsprechern das Lied "Schön ist die Liebe im Hafen". Kitschig? – "Nein", strahlt ein Familienvater. "Es ist einfach nur schön, dass es wieder losgeht mit dem Feiern! Wie haben wir das vermisst!"