Im Volkacher Hallenbad sieht es aus, als könnte gleich die erste Klasse zum Schwimmunterricht hereinstürmen und in das gefüllte Becken hüpfen. Doch der Betrieb kann auch nach den Herbstferien noch nicht starten – obwohl es eigentlich schon zum Schulstart im September losgehen sollte. Nachdem sich die Bauarbeiten im Laufe der Monate verzögert hatten, wurde nun auch noch ein Keim in den Leitungen des Sanitärbereichs gefunden: der Pseudomonas-Keim. Darüber informiert Volkachs Bürgermeister Peter Kornell bei einem Ortstermin im Hallenbad.
Der Keim sei bei der mikrobiellen Untersuchung entdeckt worden und komme in stehenden Leitungen häufig vor, sagt Kornell. Die Ergebnisse für das Beckenwasser stehen aus und werden für diesen Freitag erwartet. Baumamtsleiterin Ulla Gistel-Gareiß bemüht sich aktuell um eine Fachfirma, die die Leitungen durchspült und desinfiziert. Erst wenn diese keimfrei seien, könne das Gesundheitsamt den Betrieb freigeben. Einen voraussichtlichen Termin dafür könne er nicht nennen, sagt der Bürgermeister, das sei „nicht seriös“.
Vier Schulen betroffen
Ihm bereite vor allem der ausfallende Schwimmunterricht Kopfschmerzen. Davon betroffen sind die Volkacher Grund- und Mittelschule und die Mädchenrealschule sowie das Franken-Landschulheim Schloss Gaibach. Sie alle hatten damit gerechnet, im neuen Schuljahr das runderneuerte Volkacher Hallenbad wieder nutzen zu können, doch die anvisierte Bauzeit von rund 15 Monaten stellte sich als nicht haltbar heraus.
Das hatte vor einem Jahr noch ganz anders ausgesehen. Seit Jahresbeginn 2017 war gebaut worden und man ging von einer Wiedereröffnung im März 2018 aus. Laut Beate Rudelgast, Projektmanagerin des Büros WSP-Ingenieure aus Würzburg, war man damals „sowohl von unserem Zeitplan als auch vom gesteckten Kostenrahmen voll im Soll“. Das sagte Rudelgast dem Stadtrat bei dessen Sitzung Ende November 2017.
Pfusch beim Dachaufbau
Erstes großes, bautechnisches Problem war laut Gistel-Gareiß im Frühjahr 2018 der falsch ausgeführte Dachaufbau. Das Dach musste nach Einschaltung eines Gutachters komplett heruntergenommen und neu aufgebaut werden. Das führte dazu, dass sich die Wiedereröffnung Richtung Sommerferien verschob. Weitere Gewerke mussten warten – einige Firmen vertrösteten die Stadt angesichts prall gefüllter Auftragsbücher zudem immer wieder.
Kein gutes Haar lässt Kornell in dem Zusammenhang am Planungsbüro Krieger aus dem nordrhein-westfälischen Velbert, das auf Schwimmbäder spezialisiert sei. „In den vergangenen sechs Monaten haben die uns ziemlich hängengelassen.“ Der Bürgermeister vermutet, dass es nach der Verzögerung im Frühjahr heuer schon mit dem nächsten Projekt beschäftigt gewesen sei. Die Bauamtsleiterin habe darum viel auffangen müssen, lobt Kornell deren Einsatz.
6,5 Millionen Euro verbaut
Ulla Gistel-Gareiß gibt zudem zu bedenken, dass in gut eineinhalb Jahren rund 6,5 Millionen Euro verbaut wurden. Das sei „trotz einer kürzer geplanten Bauzeit alles in allem doch eine sehr sportliche Leistung“. Immerhin der Kostenrahmen werde eingehalten, auch wenn die Endabrechnung noch ausstehe.
Nun geht es darum, den Betrieb so schnell wie möglich aufnehmen zu können, damit Schulen und Wasserwacht wieder Schwimmunterricht und Gesundheitskurse anbieten können. „Unsere Kinder sollen schwimmen lernen können“, betont Kornell einmal mehr die Bedeutung des Hallenbads, dessen Sanierung nach Abzug der Förderung die Stadt noch 3,8 Millionen Euro koste. Er hoffe, dass das Wasser im Becken in Ordnung sei und die Fachfirma das Problem mit dem Keim in den Leitungen schnell löse. Und er verspricht: „Danach wird so schnell wie möglich eröffnet.“
Der Pseudomonas-Keim
Die Pseudomonas-Bakterien wird auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts als genügsamer Boden- und Wasserkeim bezeichnet. Der lateinische Name der am häufigsten vorkommenden Art lautet Pseudomonas aeruginosa.
Pseudomonas aeruginosa hat verschiedene Bereiche in der Umgebung des Menschen besiedelt. Man findet ihn überall dort, wo genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, beispielsweise an Waschbecken, Toiletten, Spülmaschinen sowie im Badewasser und selten im Trinkwasser.
Der Keim kann verschiedenste Erkrankungen bei Krankenhauspatienten, älteren Menschen und solchen mit schlechtem Immunsystem sowie bei Säuglingen auslösen. Im Trinkwasser gelten selbst geringe Konzentrationen von Pseudomonas aeruginosa als gesundheitlich bedenklich, weil sie unter ungünstigen Umständen schwere entzündliche Erkrankungen in verschiedensten Organen auslösen können. (bh) Quelle: Robert-Koch-Institut Berlin