"Ich bin richtig erschrocken wegen der braunen Kiefern." Das sagte Revierleiter Andreas Hiller in der Sitzung des Großlangheimer Marktgemeinderates am Dienstagabend im Kulturhaus, als es um die Jahresbetriebsplanung 2022 für den Großlangheimer Gemeindewald ging. Die wurde einstimmig abgesegnet.
Der Förster ging in seinem Bericht auf die Folgen des Hagelschadens ein, der Anfang Juni 2021 den Kiefern zusetzte und die "Eintrittspforte" für den Diplodia-Pilz bildete, der dann vielen Kiefern den Garaus machte. Die "Vorarbeit" sei dabei durch trockene Jahre geleistet worden. Was letztendlich zur Folge hatte, dass auf knapp 30 Hektar die geschädigten Kiefern entnommen werden mussten. "Und wir werden die Situation in den Kiefernbeständen weiterhin beobachten müssen", sagte Hiller.
Zum Holzeinschlag 2021 war zu hören, dass aufgrund der Entnahme von dürren Kiefern 1723 Festmeter (fm) anfielen, für dieses Jahr ist ein Gesamteinschlag von 1259 fm vorgesehen. Zum Holzverkauf äußerte der Forstmann, dass es eine große Nachfrage nach Brennholz gab und das Industrieholz regional vermarktet werden konnte, so dass unter dem Strich ein Überschuss erzielt wurde. Der wird auch für dieses Jahr bei Einnahmen von 106.000 Euro (Zahlen sind gerundet) erwartet, wobei 54.000 Euro Fördergelder eingeplant sind. Die Ausgaben dürften sich auf etwa 96.000 Euro belaufen, da für Bestandsgründungen und Aufforstungen 51.000 Euro angesetzt sind.
Für Wiederaufforstungen und Nachbesserungen werden nach Aussage Hillers etwa 24.000 Pflanzen benötigt, "und da ist die Vielfalt wichtig". Vorgesehen sind deshalb Setzlinge der Sorten Trauben-, Stiel- und Roteiche, Rot- und Hainbuche, Winterlinde, Vogel- und Elsbeere, Esskastanie, Vogelkirsche, Spitzahorn und Schwarzkiefer. Bei den Pflanzungen ist auch Einzelschutz vorgesehen, da ansonsten zu viele Zäunungen im Wald entstünden.
Großlangheim setzt auf Tempo 30
Zur generellen Situation im Großlangheimer Gemeindewald kam vor allem die Kiefer zur Sprache, die mit etwa 64 Prozent die bedeutendste Baumart ist, während die Eiche einen Anteil von 16 Prozent hat: Letztere "hat die trockenen Jahre bisher am besten überstanden", sagte Hiller. Zur Klimasituation gab es interessante Zahlen: So gab es für unsere Breiten bei einem langjährigen Jahresschnitt von 590 Litern pro qm im Jahr 2015 nur 427 Liter und 2018 496 Liter pro qm. Das Temperaturmittel von 1961 bis 1990 liegt bei 9,2 Grad. 2018 waren es 12,3 Grad und ein Jahr später 11,2.
Bis auf eine Gegenstimme sprach sich die Ratsrunde für den Beitritt zur Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit" aus. Benjamin Baumann erinnerte dabei daran, dass man sich im Rat seit Jahren mit dem gestiegenen Verkehrsaufkommen beschäftige und sich deshalb an das Landratsamt gewendet habe. "Leider haben wir nichts erreicht, was doch etwas frustrierend ist", sagt er. Zur Initiative äußerte er, dass es vor allem darum gehe, Tempo 30 innerorts salonfähig zu machen und dabei den Kommunen Hilfestellung zu geben.
Ein Beitritt habe keine direkten Auswirkungen, "aber er ist so etwas wie eine Willensbekundung und wir können damit ein Zeichen setzen". Inzwischen seien über 100 Städte und Gemeinden dabei, so zum Beispiel auch Kitzingen und Dettelbach. Bürgermeister Peter Sterk hielt es für eine gute Sache, wenn nicht nur Städte, sondern auch kleinere Gemeinden dies unterstützten. "Es geht auch darum, dass jede Kommune in ihrem Bereich mehr Freiheit erhält und das Tempo 30 bestimmen kann", argumentierte Sterk.