Das Gymnasium in Wiesentheid ist die einzige Schule in Bayern, die eine Schulpartnerschaft in der Ukraine betreibt. Seit genau 20 Jahren unterhält das Steigerwald-Landschulheim die Beziehungen, die recht lebendig sind. Das bestätigte der Festakt, der aus Anlass des 20-jährigen Bestehens gefeiert wurde. Derzeit ist wie jedes Jahr seit Herbst 1999 eine Schülergruppe vom Gymnasium Lessja Ukrainka aus der 56 000-Einwohner-Stadt Nowograd-Wolhynsk zu Besuch und bei deutschen Gastfamilien untergebracht. Neben den Schülern und Ehrengästen waren auch Personen bei der Feierstunde, die das Projekt initiierten oder von Beginn an begleiten.
So fädelte einst der ukrainische Deutschlehrer Valentin Witrenko das Ganze ein, der zu Besuch beim bereits verstorbenen Wiesentheider Nikolaus Arndt weilte. Arndt wurde einst in der Ukraine geboren und flüchtete im Krieg. Mit Wolf-Dieter Gutsch engagierte sich ein Lehrer des Gymnasiums für den Austausch, heute ist Martina Schenk die Ansprechpartnerin. Gutsch ließ später die 20 Jahre in verschiedenen Fotos und Erlebnissen Revue passieren.
Bei der Feierstunde stellten die Festredner die Bedeutung der ungewöhnlichen Verbindung heraus. So gelte die Ukraine in Deutschland nicht als klassisches Land für einen Schüleraustausch. Sie gehöre genauso zu Europa und besitze gerade zu Bayern bereits seit dem 11. Jahrhundert intensive Verbindungen, stellte Dmytro Schewtschenko, der Konsul des ukrainischen Generalkonsulats in München, in seinem Grußwort heraus. Er selbst habe Deutschland vor mehr als 20 Jahren als Gastschüler in Gotha erstmals kennen gelernt. "Die Partnerschaft ist für uns sehr wichtig. Sie hilft uns, Demokratie kennen zu lernen und unsere Kultur weiter zu entwickeln", sagte Valentina Silvertjuk, die Schulleiterin der Gymnasiums in Nowograd-Wolhynsk.
Gymnasium setzt Zeichen der Weltoffenheit
Landtagsabgeordnete Barbara Becker, selbst einst Schülerin in Wiesentheid, ging in ihrem Festvortrag auch auf die Anfänge der Verbindung ein. Vor 20 Jahren sei es "wirkliche Pionierarbeit" gewesen, die geleistet wurde. Sie berichtete ebenso aus eigenen Erfahrungen, wie sie als junger Mensch andere Länder und Menschen erlebt habe. Der Präsident des Bayerischen Jugendrings, Matthias Fack, gratulierte ebenso. Der Schweinfurter Landrat Florian Töpper hatte als Mitglied des Zweckverbands Bayerischer Landschulheime zunächst die Gäste begrüßt. Das Wiesentheider Gymnasium sei durch seine fünf Partnerschaften ein Zeichen der Weltoffenheit.
Schulleiter Hilmar Kirch hob die vielen internationalen Beziehungen seines Steigerwald-Landschulheims hervor. Die Verbindung zum Osten sei traditionell und wichtig. Wiesentheids Bürgermeister Werner Knaier dankte der Schule, "dass sie so hinter der Freundschaft steht". Das Schlusswort gebührte mit Valentin Witrenko dem Mann, der maßgeblich am Entstehen beteiligt war. Er freute sich, dass aus den kleinen Anfängen eine fruchtbare Verbindung geworden ist. Witrenko überreichte ein Gemälde als Geschenk. Zum Ablauf der Feierstunde trug die Schülerband und der Lehrerchor bei. Die ukrainischen Gastschülerinnen boten einen Tanzbeitrag. Ein gemeinsames Essen rundete den Festakt ab.
Eine frühere Variante dieses Online-Artikels enthielt als Namen des Grußwortredners den des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk. Dieser war im Programm zwar namentlich angekündigt, wurde jedoch durch Konsul Dmytro Schewtschenko vertreten. Dieser sprach in Wiesentheid auch das Grußwort, was die Redaktion im Artikel entsprechend ausgebessert hat. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.