Das Wiesentheider Gymnasium darf sich künftig „Weltethos-Schule“ nennen. Die Auszeichnung wurde beim gemeinsamen Neujahrsempfang der beiden Wiesentheider Schulen und der Gemeinde verliehen. Das Steigerwald-Landschulheim ist damit die 15. Schule in Deutschland, die den Begriff tragen darf. Schulleiter Hilmar Kirch nahm die Klassifizierung entgegen, die von der Bereichsleiterin für Pädagogik der Stiftung, Julia Wilke aus Tübingen, verliehen wurde.
Damit macht die Schule den nächsten Schritt, nachdem sie erst kürzlich den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bekam. Neben den Attributen Umweltschule, Schule mit internationaler Ausrichtung, sowie MINT-freundliche Schule (MINT bedeutet Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) darf das Gymnasium damit eine weitere Bezeichnung tragen.
Schulleiter Kirch hob in seiner Ansprache hervor, dass sich die Bildungseinrichtung gerade die Werteerziehung auf ihre Fahnen geschrieben habe. In einer Zeit, wo Gewalt, Terror, aber auch Populismus, zunehmende Hetze im Internet, oder Fake News das Leben beeinflussen, lege man an der Wiesentheider Schule „großen Wert auf Werte.“ Dazu gehöre, einer Schule eine Ethik, einen Verhaltenskodex, zu geben, der als Basis des Zusammenlebens den Respekt vor dem anderen in den Vordergrund stellt.
Eine Gesellschaft könne nur dann funktionieren, wenn sie von Toleranz, Verantwortungsbewusstsein und Weltoffenheit geprägt sei. Die Schule habe eine Schlüsselfunktion, um bereits den jungen Menschen das zu vermitteln, so Kirch. Eine wirksame Werteerziehung dürfe man nicht allein der Schule übertragen, auch die Eltern und das Umfeld sollen mit eingebunden sein, nannte er als Ziel.
Schulleiter Kirch dankte den beiden Lehrkräften Kerstin Pfost und Eva Burkard, die das Projekt Weltethos-Schule in Wiesentheid auf den Weg gebracht haben. Hinter dem Thema Weltethos steht der Theologe Hans Küng. Ziel der Stiftung ist es, Werte, die unabhängig von Religion und Kultur sind, bereits in der Schule zu vermitteln. Kerstin Pfost führte dazu aus, man wolle bei den Schülern Neugierde auf anderen Kulturen erwecken und Vorurteile abbauen. Durch verschiedene Projekte, die beim Empfang kurz vorgestellt wurden, habe man darauf hin gearbeitet.
Bei der Verleihung wies Julia Wilke von der Stiftung Weltethos darauf hin, dass das multikulturelle Zusammenleben zu einer der größten Herausforderungen in Europa werden, und auch den Zusammenhalt der Europäischen Union beeinflussen, wird. Respekt voreinander und Wissen übereinander seien Grundvoraussetzungen, die möglichst früh vermittelt werden sollen. Die Werte, das Weltethos, müsse man neu bewusst machen, dazu will auch das Wiesentheider Gymnasium beitragen.
Zu dem Thema passte der anschließende Beitrag der Nikolaus-Fey-Schule. Der Grundschulchor mit Schulleiter Heinz Dürner an der Gitarre sang das Lied „We are the World.“ Im Anschluss wies Rektor Dürner darauf hin, dass in der Grundschule bereits 30 Kinder aus verschiedensten Nationen unterrichtet werden und bereits hier multikulturelles Zusammenleben der Kinder praktiziert werde.
Wiesentheids Bürgermeister Werner Knaier freute die Zertifizierung. Die Vermittlung von Werten sei enorm wichtig, dafür danke er, wie auch für das häufige Einbringen der engagierten LSH-Schulfamilie in das gesellschaftliche Leben Wiesentheids. Er hob die Gemeinsamkeiten der Wiesentheider Schulen, wie den Empfang zum neuen Jahr, hervor. Bei diesem untermalten Kinder und Jugendliche beider Schulen, LSH und Nikolaus-Fey-Schule, den Abend mit verschiedenen Musikbeiträgen.