Endlich war es so weit: Am vergangenen Sonntag wurde die neue Kelterstation in Repperndorf auf dem Gelände der Winzergemeinschaft Franken (GWF) bei einem Tag der offenen Tür eingeweiht und gesegnet. Diesmal hielten die geladenen Gäste Sektgläser und keine Spaten mehr in der Hand, so wie vor vier Jahren beim Baubeginn. Die Anlage ist zwar schon seit eineinhalb Jahren in Betrieb, aber dieser Meilenstein in der Geschichte der Winzergenossenschaft sollte ohne Corona-Beschränkungen ausgiebig gefeiert werden können.
Doch warum Meilenstein? In Repperndorf steht laut GWF eine der modernsten Kelterstation Europas. Und jeder, der diese hangarverdächtige Halle aus reinem Stahl betritt, muss diese Dimension der Traubenverarbeitung erst einmal auf sich wirken lassen. Die Fränkische Weinkönigin Eva Brockmann erinnerte sich noch genau an das Frühjahr 2018, als ihr an der Winzerberufsschule Ochsenfurt der erste Imagefilm dieses gigantischen Bauprojektes vorgeführt wurde. "Das ist wirklich unglaublich beeindruckend, jetzt hier zu stehen", sagte die Weinkönigin.
Die GWF hat rund 17 Millionen Euro investiert
Und wie sich bei späteren Kostenexplosionen zeigte, wurde hier noch zum rechten Zeitpunkt die Entscheidung gefällt. 16,9 Millionen Euro, eine Million Beihilfe kommt von der EU, wurden hierfür investiert.
Andreas Oehm, Vorstandvorsitzender der GWF, erklärte: Stufe um Stufe müsse sich die GWF weiterentwickeln und wandeln. Oehm erhielt mehrfach Dank für seine Entschlusskraft, mit der er den fränkischen Weinbau auf eine höhere Ebene gebracht habe. Das griff auch die Landtagsabgeordnete Barbara Becker auf: "Diese Anlage ist eine Art Geburtskanal für den Wein, und da kann bekanntlich viel schief gehen. Doch Dank dieser hier sichtbar gemachten Digitalisierung ist das zukunftsweisend für die nächsten Generationen."
Hightech, wohin das Auge reicht
Apropos Digitalisierung: Vom alles überblickenden Kommandostand steuern und überwachen nur wenige Mitarbeiter die Produktionsprozesse. Auf jeder Weinbox befinden sich QR-Codes, die eingescannt werden, um die Lieferung genau zuordnen zu können. Von jeder Traubenlieferung wird ein Foto gemacht, um für mögliche spätere Reklamationen gewappnet zu sein.
Kurz vor der schonenden Abgabe der Trauben von oben in die acht Meter unter der Erde gelegenen Tankpressen, wird der QR-Code noch einmal überprüft. "Das langsame Reinrutschen der Weintrauben in die Tiefe, wie es die Römer einst gemacht haben, reduziert die mechanische Belastung der Trauben. Haut und Kerne werden nicht verletzt, Bitterstoffe nicht freigesetzt", erklärte Geschäftsführer Cornelius Lauter. "Bis zu 150 Hektar Rebflächen pro Tag können in den zwölf neuen Pressen, plus eine in Reserve, verarbeitet werden."
Eine Lasersteuerung sorgt dafür, das beim Abkippen der Verfahrwagen keine Traube auf den Boden fällt. Vier Abkippstationen sind während der Weinlese in der Zeit von 8 bis 20 Uhr anfahrbar. Allerdings gibt es auch Abholpunkte, so dass nicht jeder Winzer persönlich seine Trauben abliefern muss. Dann werden die Barcodes der Boxen per Handy eingescannt.
Während man zu den Pressen hinabsteigt, wird die Luft deutlich kühler. Vor einer ergreift Andreas Oehm noch einmal das Wort: "Das Sortiment verändert sich. Man muss sich jederzeit an den Markt anpassen können. Auch der Klimawandel wird uns vor neue Herausforderungen stellen." Für alle diese zukünftigen Veränderungen will sich die GWF wappnen. Die neue Kelterstation ist auch deshalb ein Meilenstein in der Entwicklung.