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Wiesentheid
Gute Chancen für ein weiteres Nahwärme-Netz in Wiesentheid
Über 100 Bürgerinnen und Bürger informierten sich in der Steigerwaldhalle. Welcher Bedarf besteht, welche Kosten entstehen – und die Frage nach dem Interesse.
Michael Lorey und Niklas Kapp (von links) waren die Initiatoren zum Anstoß für ein Nahwärmenetz in einem Teil im Süden von Wiesentheid.
Foto: Andreas Stöckinger | Michael Lorey und Niklas Kapp (von links) waren die Initiatoren zum Anstoß für ein Nahwärmenetz in einem Teil im Süden von Wiesentheid.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:22 Uhr

Der nächste Schritt zu einem neuen Nahwärmenetz in Wiesentheid ist gemacht. Bei der vom Markt Wiesentheid anberaumten Info-Veranstaltung nannte mit Alexander Wolf ein Fachmann des Versorger von der ÜZ Mainfranken einige Zahlen. Zudem hielt er es für machbar, das Projekt bereits 2026/27 zu starten, wenn möglichst viele mitmachen.

Zunächst begrüßte der zweite Bürgermeister Harald Rößner in der Steigerwaldhalle über 100 Bürgerinnen und Bürger, die sich die Ergebnisse der vom Versorger zuletzt erstellten Machbarkeitsstudie anhörten und später ihre Fragen stellten. In seinem Vortrag bot Experte Wolf neben den Informationen auch eine grobe Schätzung der für die Hausbesitzer im Falle eines Anschlusses entstehenden Kosten.

Auf großes Interesse stieß die Info-Veranstaltung zum Thema Wärmenetz in Wiesentheid. Dabei stellten die Bürgerinnen und Bürger auch einige Fraen.
Foto: Andreas Stöckinger | Auf großes Interesse stieß die Info-Veranstaltung zum Thema Wärmenetz in Wiesentheid. Dabei stellten die Bürgerinnen und Bürger auch einige Fraen.

Im Norden der Gemeinde besteht bereits ein Wärmenetz. Dieses versorgt neben dem Gymnasium auch einige Wohnhäuser im Bereich Weihersbrunnen. Das neue Netz ist im Süden Wiesentheids angedacht, für den Bereich der Wohnsiedlungen Achtzehnäcker und Alte Abtswinder Straße, etwa von der Steigerwaldhalle bis zum Altenheim. In vielen Häusern dort wird mit Öl oder Erdgas geheizt. An den Abschnitt grenzt das Schönbornsche Sägewerk an, das ein Lieferant für die benötigten Holzhackschnitzel sein könnte. Dort könnte auch die spätere Heizzentrale stehen.

Konkretes Interesse wird ermittelt

Vergangenen Sommer wurde das Projekt von Michael Lorey und Niklas Kapp, zwei dort lebende Privatleute, angeschoben. Nach einem ersten Treffen der Anwohner hatte die Gemeinde zunächst das konkrete Interesse bei den Hausbesitzern abgefragt, später die in etwa benötigte Energie. Diesmal ging Alexander Wolf von der ÜZ im Vortrag darauf ein, wie das Ganze konkret aussehen könnte.

Etwa 50 Prozent der benötigten Energie solle aus Hackschnitzel stammen, der Rest aus einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. Das sei gerade im Sommer ein Vorteil, um so in den warmen Monaten die Netzverluste und benötigte Wärme für die Warmwasserbereitung abzudecken, die hohen Außenlufttemperaturen ermöglichen einen effizienten Einsatz dieser Technik. Eine Photovoltaikanlage könnte die perfekte Ergänzung zur Wärmepumpe sein. Damit würde man ohne den Einsatz von weiteren Ressourcen etwa fünf Monate Wärme erzeugen.

Fachmann Alexander Wolf von der ÜZ in Lülsfeld erläuterte Näheres zum Nahwärmenetz in Wiesentheid.
Foto: Andreas Stöckinger | Fachmann Alexander Wolf von der ÜZ in Lülsfeld erläuterte Näheres zum Nahwärmenetz in Wiesentheid.

Laut der Auswertung der ersten Umfrage bei den Interessenten im Siedlungsgebiet gehe man, so der Fachmann von der ÜZ, von einem Bedarf von insgesamt etwa zwei Millionen Kilowattstunden aus, die zu erzeugen wären. Wolf erläuterte die derzeit möglichen Förderungen. Er rechnete das Ganze am Beispiel eines Hauses hoch. Demnach beliefen sich die einmaligen Anschlusskosten mit Abzuge einer Förderung von 50 Prozent auf rund 6.000 Euro.

Welchen Bedarf ein Haushalt hat

Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Wärmebedarf von 20.000 Kilowattstunden – das entspricht 2.000 Liter Heizöl – würde jährlich 2.380 Euro für die genutzte Wärme bezahlen. Weitere 1.130,50 Euro sind für das Rundumsorglos-Paket mit dem Grundpreis und Messpreis nötig. Bei einer Ölheizung liege der Preis derzeit bei 2.200 Euro für den Brennstoff, mit vorprogrammierter Kostensteigerung durch die CO2-Abgabe und ab 1. Januar 2029 steigenden Bioanteilen am Heizöl sowie der Instandhaltung und Wartung der Ölheizung kann die Nahwärme sehr gut mit den tatsächlichen Gesamtkosten mithalten.

Das sei "ein Preisschild", die Kosten könnten sich "zehn Prozent rauf oder runter" bewegen, schätzte er. Fachmann Wolf stellte heraus, es mache "definitiv Sinn", ein derartiges Projekt an der Stelle anzugehen. Derzeit bestünden hohe Fördermöglichkeiten. Mit einer Quote von 50 Prozent bei den Rückmeldungen sei das Nahwärmenetz auch machbar. Nach seinem Vortrag beantwortete er einige Fragen, wie etwa, dass auch ein nachträglicher Anschluss noch möglich wäre. Es bestehe kein Benutzerzwang, hieß es.

"Noch kein bindender Vertrag"

Zum weiteren Vorgehen wurde erläutert, dass man nun abfragen werde, wer definitiv dabei wäre. Dann komme ein Vorvertrag, und erst dann müsse der Hausbesitzer definitiv zu- oder absagen. Von Seiten des Energieversorgers werde man eine Checkliste erstellen, um in die detaillierte Planung zu gehen. Dann könne man die Kosten und den Vertrag zur Wärmelieferung vorbereiten. Dieser sei für den Verbraucher "noch kein bindender Vertrag", so Wolf.

Laut Wiesentheids zweiten Bürgermeister Rößner werde der Markt nun in den nächsten Wochen die betroffenen Anwohner im möglichen Gebiet anschreiben, um weitere Informationen abzufragen.

 
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