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HELLMITZHEIM
Günther Fischer: Die Heimat im Fokus
45 Länder hat Günther Fischer schon gesehen, den Fotoapparat hat er immer dabei. Im Bild der Tempel Wat Phra Kaeo in Thailand.
Foto: Günther Fischer | 45 Länder hat Günther Fischer schon gesehen, den Fotoapparat hat er immer dabei. Im Bild der Tempel Wat Phra Kaeo in Thailand.
Franziska Strobel
Franziska Schmitt
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:17 Uhr

Wenn Günther Fischer morgens auf dem Weg zur Arbeit im Auto sitzt und ein gutes Fotomotiv entdeckt, muss er einfach anhalten und ein Foto machen. Da kann es schon sein, dass er kurz darauf mit Anzug im Feld steht, die Schuhe im Matsch. „Ich musste schon öfter wieder nach Hause und mich umziehen“, sagt er und lacht. Abhalten lässt sich der 59-jährige Hellmitzheimer davon aber nicht.

„Früher lag ich sogar oft auf dem Bauch, um den richtigen Ausschnitt zu treffen“, erzählt er. Heute weiß er, wie er die Kamera halten muss, um ungewöhnliche Perspektiven festzuhalten. Rund 190 000 digitale Fotos hat er schon gemacht, 80 Prozent davon in der Hellmitzheimer Bucht. Im Fotoarchiv der Main-Post finden sich knapp 700 Bilder von Leserfotograf Günther Fischer, viele wurden schon in der Zeitung veröffentlicht.

Seine Kamera, aktuell eine Canon 6D, liegt immer griffbereit im Fußraum hinter dem Fahrersitz. Als Stativ dient oft das Autodach, denn „manchmal muss es sauschnell gehen“, sagt Günther Fischer und deutet auf das Foto eines Sonnenuntergangs. Die Sonne steht als leuchtend weiß-gelber Ball am Himmel, fast so groß wie der Zwiebelturm der Willanzheimer Kirche, der als schwarze Silhouette links daneben zu sehen ist. Der Himmel dahinter ist in sattes Dunkelrot getaucht. Fast unwirklich wirken Fischers Bilder zum Teil. Doch er passt im Nachhinein maximal die Helligkeit und den Bildausschnitt an, „ich habe gar keine Zeit, meine Bilder stundenlang nachzubearbeiten.“

Fotoserie

Sonnenauf- und untergänge haben es ihm besonders angetan. Aber auch diese „komischen Bäume“ auf der Holzwiese bei Nenzenheim. Zigmal hat er sie schon fotografiert, jedes mal sehen sie anders aus. Das fasziniert ihn. Oft probiert Günther Fischer für ein Motiv verschiedene Einstellungen aus bis er zufrieden ist. Gelöscht werden unbrauchbare Fotos aber erst zu Hause am Computer, die Angst, ausversehen mal alle Fotos auf der Speicherkarte zu löschen, ist zu groß. Bei seiner Tochter Sabrina liegt zur Sicherheit eine Zwei-Terrabyte-Festplatte, auf die er regelmäßig alle Bilder in Kopie hinterlegt.

Aus den vielen Bildern sind auch schon einige private Fotobücher entstanden, zum 80. Geburtstag seiner Mutter Theresia Fischer hat er akribisch alte Fotos zusammengesammelt und eingescannt. Durch seinen Vater ist Günther Fischer überhaupt erst zur Fotografie gekommen. Der Vater hat schon fotografiert, deshalb gibt es von Günther Fischer und seinen zwei Geschwistern für die damalige Zeit verhältnismäßig viele Kinderfotos. Diese Leidenschaft hat er an den Sohn weitergeben, als Günther Fischer zehn Jahre alt war, bekam er seine erste Kamera, eine Kodak Instamatic. Sieben Jahre später überließ der Vater ihm seine analoge 6x6-Kamera. Der Apparat vom Fabrikat Franka, Typ Solida I, aus dem Jahre 1952 war zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als zwei Jahrzehnte alt. Seitdem hat Fischer das Fotografieren nicht mehr losgelassen.

2003 kaufte er sich seine erste digitale Spiegelreflexkamera, inzwischen hat er die fünfte. Das Fotografieren im Gegenlicht reizt ihn besonders. Beigebracht hat er sich das meiste selbst. Einmal hat er bei der Volkshochschule einen Fotokurs besucht, aber das war 1985, und noch weit weg von digitaler Fotografie. Die Technik steht für ihn aber ohnehin nicht im Vordergrund, „ich möchte Motive finden, an denen andere vorbeistolpern“, sagt er.

Anders als sein Vater, fotografiert Günther Fischer weniger Menschen. Meist ist es die Natur, die ihm vor die Linse kommt. Langweilig wird ihm das nicht, Motive findet er immer – „es ist unglaublich, wie unerschöpflich unsere Heimat ist.“ Oft ist er zu Fuß im südlichen Landkreis unterwegs, gerne am Sonntag Vormittag mit seiner Frau. Mit dem Fahrrad hat er es auch schon probiert, aber das klappt nicht so richtig. „Mit dem Rad ist zwar der Radius größer, die Ausbeute dafür kleiner“, sagt er, denn man fahre an den Motiven zu schnell vorbei.

Er wandert ohnehin gern. Auch als Ausgleich zu seiner Arbeit. Als Leiter der Automation bei der Kitzinger Firma GEA Brewery Systems ist er weltweit unterwegs, vor allem in Asien. Allein vergangenes Jahr war er viermal in Korea. Dort findet Günther Fischer zwar auch jede Menge Motive, aber er genießt es jedes Mal, aus dem Trubel wieder zurück nach Franken zu kommen. Die Heimat liegt ihm. So sehr, dass er 2014 zusammen mit seiner Tochter Sabrina Schmitt einen Bildband voller „Impressionen aus Franken“ herausgebracht hat. Er zeigt 180 Landschaftsaufnahmen im Wandel der Jahreszeiten, fast ausschließlich aus dem Kitzinger Landkreis.

Um das Buch herauszubringen und dabei alles – vom Layout, über die Texte bis zum Titelbild – selbst in der Hand zu behalten, haben sie sogar einen eigenen Verlag gegründet. 18 Monate haben Vater und Tochter an der Fertigstellung des Bildbandes gearbeitet. Den Sonnenauf- und untergängen ist darin ein eigenes Kapitel gewidmet. „Wir hätten auch einen Bildband über fränkische Architektur machen können“, sagt Günther Fischer, aber sie wollten bewusst etwas machen, das es so noch nicht gibt.

Ein neues Projekt schwebt ihm auch schon vor. Darin geht es dann tatsächlich um Bauwerke und Denkmäler – aber „mit anderem Blickwinkel und ungewöhnlichen Perspektiven“, verrät Fischer. Eines ist für ihn klar: „Bei der Heimat werd' ich bleiben.“



Günther Fischer

Zur Person: Der gebürtige Hellmitzheimer, Jahrgang 1957, arbeitet als Leiter der Automation bei GEA Brewery Systems in Kitzingen. Sein Architekturstudium hat er wegen der Einberufung zum Wehrdienst nach zwei Semestern abgebrochen. Danach schloss er stattdessen bei Radio Debus in Kitzingen eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker ab und absolvierte ein berufsbegleitendes Studium zum Staatlich geprüften Techniker für Elektrotechnik.

In einer seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten leitete er 30 Jahre lang, erst als Lektor, später als Prädikant Gottesdienste im gesamten Dekanatsbezirk Markt Einersheim. Außerdem spielte Günther Fischer zehn Jahre in der Fußballmannschaft des ASV Hellmitzheim und war Mitbegründer und Vorsitzender. Seit 2014 ist er auch Verleger. Gemeinsam mit Tochter Sabrina Schmitt gründete er den Günther Fischer Verlag und brachte dort in Eigenregie den Bildband „Augenblicke eines Jahres – Impressionen aus Franken“ heraus. Erhältlich ist er für 29,50 Euro per E-Mail-Bestellung (info@gf-verlag.de), bei Günther Fischer unter Tel. (0 93 26) 9 99 22 sowie im Buchhandel.

Günther Fischer hat zwei Töchter und drei Enkel. Er lebt mit seiner Frau in Hellmitzheim.

Termine: Am 29. Mai ist er beim Kirchenburgmarkt in Hüttenheim vertreten, am 26. Juni bei den Weinparadiestagen und am 20. November beim „Hofgenuss“ in Hüttenheim. Im Winzerkeller Iphofen ist bis 31. Oktober eine Ausstellung mit 38 seiner Fotos zu sehen.

ONLINE-TIPP

Mehr Bilder: www.guentherfischer.de und www.gf-verlag.de

Hinweis der Redaktion: Wir stellen einige unserer Leserfotografen vor. Die Serie erscheint in loser Folge, als nächstes kommt Hilmar Hopfengart.

Fast unwirklich schön, Sonnenuntergang in Willanzheim. „Der ganze Himmel war natürlich nicht rot“, sagt Fischer. Der Bildausschnitt ist durch die extreme Brennweite so gewählt.
Foto: Günther Fischer | Fast unwirklich schön, Sonnenuntergang in Willanzheim. „Der ganze Himmel war natürlich nicht rot“, sagt Fischer. Der Bildausschnitt ist durch die extreme Brennweite so gewählt.
Die Morgensonne strahlt über den fast zugefrorenen Main, Schiff „Frank-Dieter“ müht sich im Januar 2009 durch die Eisschollen zwischen Mainstockheim und Kitzingen.
Foto: Günther Fischer | Die Morgensonne strahlt über den fast zugefrorenen Main, Schiff „Frank-Dieter“ müht sich im Januar 2009 durch die Eisschollen zwischen Mainstockheim und Kitzingen.
Strohrollen nahe Seinsheim als „Reiz in der Landschaft“.
Foto: Günther Fischer | Strohrollen nahe Seinsheim als „Reiz in der Landschaft“.
Detailreich: Moosbewachsenes Holz im Gegenlicht im Mönchsondheimer Wald.
Foto: Günther Fischer | Detailreich: Moosbewachsenes Holz im Gegenlicht im Mönchsondheimer Wald.
„Ein wundervoller herbstlicher Samstag im November, der die Natur erhebt“, schreibt Günther Fischer, aufgenommen bei Castell.
Foto: Guenther Fischer | „Ein wundervoller herbstlicher Samstag im November, der die Natur erhebt“, schreibt Günther Fischer, aufgenommen bei Castell.
Die vier Bäume auf der Holzwiese bei Nenzenheim nahe des Iffigheimer Bergs gehören zu Günther Fischers Lieblingsmotiven. Durch verschiedene Einstellungen an der Kamera erscheinen sie immer wieder neu.
Foto: Günther Fischer | Die vier Bäume auf der Holzwiese bei Nenzenheim nahe des Iffigheimer Bergs gehören zu Günther Fischers Lieblingsmotiven. Durch verschiedene Einstellungen an der Kamera erscheinen sie immer wieder neu.
Die Heimat im Fokus       -  Leserfotograf Günther Fischer
Foto: Sabrina Schmitt | Leserfotograf Günther Fischer
 
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