Als am Mittwochabend in Prichsenstadt die Feuersirene losheulte, schauten viele Anwohnerinnen und Anwohner sorgenvoll aus dem Fenster. Ein Brand im Ort? Kurze Zeit später: Martinshornsignale aus allen Richtungen. Und alle fuhren Richtung Stadtmitte. Wer es noch nicht wusste: Unter Federführung der Prichsenstädter Feuerwehr fand eine Übung statt. Eine besondere Übung.
Es wurde ein Brand in der Altstadt angenommen. Dort, wo die enge und winkelige Bebauung und Straßenführung einen Feuerwehreinsatz vor große Probleme stellen könnte. "Genau für dieses spezielle Schadensereignis haben wir ein Konzept vorbereitet, das sogenannte Altstadtkonzept", wie Maximilian Freund, Abschnittsleiter bei der Prichsenstädter Feuerwehr, zusammen mit den beiden Kommandanten Werner Schättler und Christian Pauli erklärte.
Erfahrene Brandbekämpfer standen vor kniffliger Aufgabe
Die drei erfahrenen Brandbekämpfer haben es sich zum Ziel gemacht, dass ein solches Unglück "schlagkräftig und effektiv" angegangen werden kann. Welche Kräfte sind in der Altstadt notwendig? Gibt es Flächen, auf denen Einsatzfahrzeuge rangieren können? Welche Fahrzeuge können durch die beiden Torbögen ins Zentrum fahren? "Wir haben dazu Karten mit den Häusern angelegt, aus denen die erforderlichen Rettungshöhen ersichtlich sind, wenn Personen eingesperrt sein sollten. So weiß man sofort, ob Steck- oder Schiebeleiter ausreichen oder eine Drehleiter zum Einsatz kommen muss", ergänzte Maximilian Freund.
Am angenommen Brandort selbst, in der Ortsmitte, hatten sich mittlerweile viele interessierte Bürgerinnen und Bürger eingefunden. Kreisbrandmeister (KBM) Martin Ebert moderierte über eine Lautsprecheranlage das Geschehen. Aus einem ehemaligen Gasthof quoll dichter Rauch. Gelbe Lichtblitze aus dem Inneren simulierten Feuer. Das erste Feuerwehrfahrzeug traf und Atemschutztrupps gingen ins Gebäude. Ein "Erkundungs – und Angriffstrupp" nennt sie der Moderator.
Übung: Menschen in Not schnell gerettet
Kurz danach riefen aus dem ersten Stock Menschen um Hilfe. Sie standen am Fenster. Feuer und Rauch hatten ihnen den Weg abgeschnitten, so die Übungslage. Befehle schallten über die Handfunkgeräte. Die zu Hilfe gekommenen Wehren aus Laub, Kirchschönbach und Altenschönbach unterstützten beim Verlegen einer Wasserleitung aus einem nahe gelegenen See.
Die Feuerwehr Wiesentheid bekämpfte inzwischen zusammen mit der Feuerwehr Stadelschwarzach das Feuer von der rückwärtigen Seite. Ein beeindruckendes Zusammenspiel der Kräfte. Zeitgleich wurden mehrere Menschen mit Schiebeleitern aus dem ersten Stock geholt. Eine spezielle Seiltechnik sicherte sie dabei.
Auf die wartenden Kräfte des BRK kam nun ebenfalls viel Arbeit zu. Feuerwehrleute führten weitere vermeintlich Verletzte aus dem Gebäude. Sie trugen sogenannte Fluchthauben, die den Kopf komplett verhüllen und so vor giftigen Rauchgasen schützen. Alle wurden von Sanitätern auf Tragen oder zu Fuß zu einem abseits gelegenen Behandlungsplatz gebracht. Dort wartete zusätzlich ein Team der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV).
40 Minuten dauerte der Einsatz
"Vier Minuten nach dem Eintreffen des ersten Fahrzeuges wurde bereits die erste Person durch die Feuerwehr geborgen", meinte der beobachtende Kreisbrandrat Dirk Albrecht anerkennend. Zwischenzeitlich begann es, dunkel zu werden. Ein Trupp begann folglich mit dem Aufbau von Lichtmasten, um den Einsatzort ausreichend auszuleuchten.
40 Minuten hatte der Übungseinsatz gedauert. Dann hieß es: "Feuer aus, alle Personen gerettet!" Der stellvertretende Landrat Norbert Finster war beeindruckt: "Eure Leistung wissen wir zu schätzen", rief er den Feuerwehrlern zu. "Ich fühle mich absolut sicher in unserem Landkreis", und Bürgermeister René Schlehr fügt hinzu: "Es heißt zwar nur Übung, aber ich habe gesehen, was für eine Arbeit dahinter steckt!"