
Da staunten selbst altgediente Kommissare der Autobahnpolizei Biebelried: Bei einer Großkontrolle auf der Rastanlage Haidt an der A 3 stellten sie bei einem Laster-Fahrer, der sich in seiner Fahrerkabine aufhielt, einen Alkoholwert von 5,2 Promille fest!
Am Sonntagabend ist es noch ruhig auf der Autobahn bei Kitzingen. Ohne Behinderungen fließt der Verkehr. Noch. Denn bis 22 Uhr dürfen die Laster nicht fahren. Dicht an dicht stehen die Fernzüge auf den Abstellplätzen in dem Rasthof. Schließlich starten die Fahrer ihre Motoren. Die schlummernde Rastanlage erwacht zum Leben. Überall gehen Scheinwerfer an. Und genau zu diesem Zeitpunkt kommt die Polizei. Die Beamten haben sich zu Fuß in die Parkspuren der Laster einsickern lassen.
Alkoholfahne deutlich zu riechen
Das erste Team klopft an die Fahrertüre; erstaunt schaut der Fahrer heraus. "Polizei, guten Abend", stellt sich Polizeihauptkommmissar Werner Tremmel vor. "Fahrzeugkontrolle!" Er bittet um die Papiere. Er und sein Kollege beobachten nun routiniert: Wirkt der Fahrer nervös? Zugleich werfen sie einen Blick in das Fahrzeuginnere. Sind leere Flaschen oder Dosen zu erkennnen? Obwohl sie im Freien sind, nehmen die Beamten Alkoholgeruch wahr. Zur gleichen Zeit befinden sich weitere Teams bei anderen Lastern und an der Ausfahrt der Raststätte hat sich sichtbar ein Polizeibus positioniert. "Mit der Zeit hat man als Polizeibeamter einen Blick dafür, wo man mit der Kontrolle ansetzt", erklärt der Pressesprecher der Polizei, Philipp Hümmer.
An diesem Wochenende sind Beamte an 30 Rastanlagen der Autobahnen in Ober- und Unterfranken im Einsatz. Der Anstieg fürchterlicher Laster-Unfälle hat die Sicherheitskräfte alarmiert. In Hessen hat zu Beginn des Jahres eine Kontrollaktion ergeben, dass bei 1200 kontrollieten Lastern 80 Fahrer so angetrunken waren, dass sie nicht wegfahren durften. In der Oberpfalz wurden im März des Jahres über 700 Brummis kontrolliert, wobei 41 Fahrer unter Alkohol standen.

Dazu sagt Sebastian Lechner, Geschäftsführer des Landesverbandes Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen: "Das Problem ist überall das Gleiche. Ein Großteil der Trucker kommt aus den osteuropäischen Ländern. Seit Wochen leben die Fahrer in der Isolation ihrer Kabine, fern von ihrer Heimat und ihrer Familie. Das ist der Grund, warum immer mehr dem Alkohol zusprechen. Gerade bei den langen Sonntagspausen treffen sich Gleichgesinnte und feiern regelrechte Alkoholpartys."
Polizei leistet Präventionsarbeit
Pressesprecher Hümmer erklärt: "Wir wollen hier präventiv wirken. Noch bevor die Trucker wegfahren, stellen wir fest , ob sie alkoholisiert sind. Haben sie Alkohol in der Atemluft, bleibt der Zug stehen. Je höher der Alkoholpegel ist, umso länger." Tremmel hat mittlerweile bei dem kontrollierten Fahrer einen Alkomatentest durchgeführt. Unglaubliche 5,2 Promille zeigt das Gerät. Dem Fahrer sieht man nichts an. Ruhig steht er in seiner Kabine.
Neben dem Fahrersitz findet ein weiterer Polizeibeamter eine leere Flasche Rum. "Der Wert könnte auch so hoch sein, weil die Person gerade einen tiefen Schluck gemacht hat", sagt Werner Tremmel. "Aber mehrere Promille hat der auf jeden Fall im Blut!" Dem Fahrer werden vorsorglich der Führerschein sowie die Lkw- und Ladepapiere abgenommen. Er muss stehen bleiben. Am Montag früh wird eine andere Streife kommen und einen neuen Test bei ihm durchführen. Dann sieht man weiter.

Das Ergebnis der Kontrollen
"Bei den deutschen Speditionen ist das anders", meint Sebastian Lechner. "Für alle Fahrer gibt es ein komplettes Alkoholverbot. Wer von der Polizei erwischt wird, wird entlassen. Zudem organisieren die Disponenten die Arbeit so, dass die Laster zum Wochenende hin wieder am heimischen Standort sind. Sollte dies nicht möglich sein, werden für sie adäquate Unterkünfte an ihrem Pausenort angemietet, wo sie sich zum Beispiel auch sportlich betätigen können." Er betont: "Wer einen 40-Tonner fährt, darf absolut keinen Alkohol intus haben."
Am Ende der Kontrollen in Unterfranken hat die Polizei 57 Fahrzeuge an den Rastanlagen kontrolliert. Vier Fahrer mussten wegen ihres Alkoholkonsums stehen bleiben. Im fließenden Verkehr hat die Polizei weitere 123 Lastwagen-Fahrer unter die Lupe genommen. Erfreuliches Ergebnis: Kein einziger hatte Alkohol oder Drogen im Blut.
