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KITZINGEN
Großes Kino: Ein Jahr neues Roxy
Anstoßen auf ein gelungenes Jahr: Michael Schmitt und Christine Jenike haben das Roxy-Kino mit ihren Mitstreitern wieder zum Leben erweckt.
Foto: Ralf Dieter | Anstoßen auf ein gelungenes Jahr: Michael Schmitt und Christine Jenike haben das Roxy-Kino mit ihren Mitstreitern wieder zum Leben erweckt.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 20.03.2020 02:10 Uhr

Es war ein Wagnis. Aber eines, das sich ausgezahlt hat. Ein Jahr nach der Wiedereröffnung des Roxy-Kinos in Kitzingen ziehen Michael Schmitt und Christine Jenike ein zufriedenstellendes Résumé. An Ideen und Plänen mangelt es ihnen nicht. Die Zukunft kann kommen.

Frage: Können Sie sich noch erinnern, wie Sie sich vor einem Jahr gefühlt haben?

Schmitt: Ich hatte durchaus Angst. Als Geschäftsführer nimmt man auch ein großes Risiko auf sich. Wir haben einen Mietvertrag auf zehn Jahre abgeschlossen. Keiner konnte sagen, ob das Kino angenommen wird.

Wurde es das?

Schmitt: Ja, wir sind mit dem ersten Jahr sehr zufrieden. Wir konnten sogar einen kleinen Überschuss von 5000 Euro erwirtschaften.

Jenike: Der komplett in den Betrieb eingespeist wird.

Was hat Sie in dem abgelaufenen Jahr besonders überrascht?

Schmitt: So einiges. Schon vor der Eröffnung. Wir hätten niemals gedacht, dass die Renovierungsarbeiten so aufwändig wären. Aber die Brandschutzbestimmungen sind nicht ohne.

Was mussten Sie alles tun?

Schmitt: Die Elektronik erneuern, die Säulen mit einer speziellen Farbe streichen, insgesamt elf Brandschutztüren einbauen.

Jenike: Eine normale Brandschutztür kostet etwa 3.000 Euro, für die Glastür, die im Foyer eingebaut werden musste, mussten wir 12.000 Euro bezahlen. Der Einbau ist da noch nicht mitgerechnet.

Schmitt: Ohne die Hilfe der Stadt hätten wir das nie geschafft.

Die Stadt hat 95.000 Euro Zuschuss gewährt. Damit sind die Renovierungskosten nicht abgedeckt.

Schmitt: Wir haben uns ja für eine Genossenschaft und einen Förderverein als Konstrukt entschieden. Schon vor der Eröffnung hatten wir 70 Genossen und damit einen finanziellen Grundstock.

Was zahlt ein Genosse?

Schmitt: Die Genossen erwerben Genossenschaftsanteile, das hießt Mitbesitz am Kino. Ein Genossenschaftsanteil kostet einmalig 100 Euro. Es können laut Satzung bis zu 200 Genossenschaftsanteile erworben werden. Der Beitrag zum Förderverein beträgt jährlich 20 Euro. Im Moment haben wir 96 Genossen und 143 Anteile á 100 Euro. Dennoch wurde es im Sommer letzten Jahres eng.

Warum?

Schmitt: Eigentlich wollten wir schon im Herbst 2018 eröffnen, um das Geschäft im Winter mitzunehmen. Da gehen einfach mehr Leute ins Kino. Aber zu diesem Zeitpunkt fehlte uns noch das Geld für die Renovierungen. Also mussten wir bis Ende Februar warten. Entsprechend fehlte uns im Frühjahr Geld. Im August haben wir das Kino dann vier Wochen lang zugemacht.

Haben die Kitzinger das Kino von Anfang an angenommen?

Schmitt: Am Anfang war es ein bisschen zäh, aber seit dem September des letzten Jahres sind wir sehr zufrieden.

Was hat sich verändert?

Jenike: Die Kitzinger mussten sich erst mal wieder daran gewöhnen, ein Kino in der Stadt zu haben. Und dann hat es halt ein wenig gedauert, bis es sich rumgesprochen hat, was hier alles geboten ist.

Wie oft hat das Roxy geöffnet?

Schmitt: Jeden Tag, außer Montag.

Jenike: Wir haben auch schon für zwei Gäste gespielt, eine Mutter mit ihrer Tochter. Die waren ganz begeistert. Ein Kino ganz für sich allein.

Aber so kommt man doch nicht über die Runden!

Jenike: Das sind ja auch die ganz großen Ausnahmen. Am meisten Gäste kommen bei unseren Events. Für den „Leberkäs-Junkie“ hätten wir drei Veranstaltungen machen können, so groß war die Nachfrage.

Schmitt: Oder beim Film „Schmucklos“. Da kamen der Regisseur und eine fünfköpfige Band ins Kino. Es gab nur Würstchen und Schnaps – wie im Film. Das Roxy war voll.

Wie läuft die Kooperation mit den hiesigen Gastwirten?

Schmitt: Sehr gut. Wir hatten schon fünf Gaststätten, die uns zu bestimmten Filmen mit dem passenden Essen beliefert haben. Die Gäste waren begeistert.

Wird dieses Angebot ausgebaut?

Jenike: Wir sind mit unseren Ressourcen am Limit. Mehr geht nicht. Ich denke, wir haben in diesem einen Jahr ein tolles Angebot geschaffen.

Was bieten Sie alles an?

Jenike: Alle zwei Monate „Genusskino“, alle zwei Monate „Literaturkino“, einmal im Monat „Kaffee und Kuchen-Kino“ und ein Weinkino. Seit Januar zeigen wir einen Frühstücksfilm am Sonntag mit Bewirtung.

Wie viele Helfer haben Sie?

Schmitt: 22 sind sehr aktiv und zehn helfen sporadisch. Wir brauchen pro Vorführung mindestens zwei Personen. Neue Helfer sind natürlich immer willkommen.

Jenike: Zumal wir im Sommer ein neues Wagnis eingehen wollen.

Was ist geplant?

Jenike: Wir wollen in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketingverein ein „Open-Air-Kino“ im Innenhof der Wirtschaftsschule durchführen.

Sind sonst noch irgendwelche Neuerungen im zweiten Jahr geplant?

Jenike: Wir wollen, dass noch mehr Regisseure kommen, um ihre Filme zu präsentieren.

Schmitt: Wir werden auch eine Zehnerkarte einführen, also neun Filme bezahlen und zehn schauen. Und dann wollen wir die Empore im blauen Saal herrichten. Da entstehen zehn neuen Plätze und eine einzigartige Privatsphäre.

Jenike: Ein Komfort-Kino. So etwas gibt es in dieser Region nicht noch einmal.

Roxy in Zahlen

Öffnungszeiten: Jeder Tag außer Montag. Moderne Technik wie DCP, Blu-rey mit Dolby 5.1 Audiotechnik sind etabliert.

Ehrenamtliche Helfer: 22 Aktive und zehn Sporadische. Sie leisteten fast 1100 Stunden – exklusive der Vorstandsarbeit.

Gezeigte Filme: 108.

Verkaufte Gutscheine: 788.

Es leuchtet wieder: Das Roxy-Kino in Kitzingen feiert am 29. Februar seinen einjährigen Geburtstag.
Foto: Andreas Brachs | Es leuchtet wieder: Das Roxy-Kino in Kitzingen feiert am 29. Februar seinen einjährigen Geburtstag.
Wiedereröffnung mit dem Film „Vorne ist verdammt weit weg” von Regisseur Thomas Heinemann. Von links: Michael Schmitt, Geschäftsführer der Roxy-Genossenschaft, Anke Schunk, 2. Vorsitzende des Roxy-Fördervereins, Regisseur Thomas Heinemann, Christine Jenike, Födervereinsvorsitzende, Elisabeth Kamm, Ehefrau des Hausbesitzers, und Filmvorführer Peter Hager.
Foto: Andreas Brachs | Wiedereröffnung mit dem Film „Vorne ist verdammt weit weg” von Regisseur Thomas Heinemann. Von links: Michael Schmitt, Geschäftsführer der Roxy-Genossenschaft, Anke Schunk, 2.
 
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