Das muss man der Kleinlangheimer Dorfjugend lassen: Für die Kerm haben sie alljährlich eine gute Idee, was das Hauptthema von Umzug und Predigt betrifft. Bei der diesjährigen Kerm, gefeiert am Wochenende und am Kirchweihmontag, stand die Baustelle Bahnhofstraße im Mittelpunkt. Daneben natürlich auch andere "Baustellen", über die in Kleelanga geredet oder gelacht wurde. "Ihr habt wieder einen Super-Umzug organisiert", lobte Bürgermeisterin Gerlinde Stier den Einsatz der Jugend.
Beim traditionellen Ausgraben der Kerm vor dem Weinfestgelände wurde die Verbindung zwischen Baustelle und Kerm hergestellt, als Marco Höhn auf dem Minibagger das Fass Bier aus dem Boden holte. Er berichtete dabei davon, "dass Stuttgart 21 im Vergleich zur Riesenbaustelle Kleinlangheimer Bahnhofstraße ein Kinderspiel war", da die Fertigstellung der Straße inklusive neuer Ver- und Entsorgungsleitungen im Untergrund doch länger als geplant dauerte, manche Probleme mit sich brachte und mit Belastungen für die Anwohner verbunden war. Dass die Straße nun endlich fertig ist, wurde dann gleich mit einem Bier aus dem Fass gefeiert, das Bürgermeisterin Gerlinde Stier angezapft hatte. Beim Zug durch die Gemeinde sorgte die Dorfjugend auf gewohnte Weise dafür, dass man einen "Kurzen" genießen konnte und für die Kinder verteilte der Sandhase Süßigkeiten.
Die Dorfjugend lässt sich nicht nur zum Hauptthema des Umzugs etwas einfallen, sondern auch zu den Ständchen, die jedes Mal zu einer anderen Melodie vorgetragen werden. Lukas Uhl, Michael Stier, Hannes Wilhelm und Christoph Schulz besangen die Metzgerei Höhn - "Wer kuttert denn so spät in der Metzgerei?" - den Einsatz der Bürgermeisterin - "Wer hockt denn so spät noch im Rathaus droben?" und das Gasthaus Zum Bären: "Wer schenkt denn so spät noch Schorle ein?" Gelobt wurden die Produkte von Gemeinderat Hans Braun - "Beim Schnapsbrennen bist du unser Star" - der Bäckerei Kuhn - "Bei wem ist um zehne schon die Theke leer?" - und das neue Cafe: "Wann macht denn die Melissa den Biergarten auf?"
Die Darstellungen auf den Wagen wurden am Ende des Umzugs beim letzten Halt in der Kirchenburg erklärt, als Lorena Wolf und Nico Braun die Predigt verlasen. Da hörten die Kleelangemer und viele Zuhörer, dass es im Ort auch beherzte junge Leute gibt, die eingreifen, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. So schaffte es ein kräftiger junger Mann gegen einen "Möchtegern-Dealer-Verein", deren beabsichtigte Geschäfte vor der Schule abzustellen und sie der Polizei zu übergeben.
Weniger geschickt verhielt sich ein Kleinlangheimer, der einen Brief aus dem Postkasten holen wollte, aber den Schlüssel nicht dabei hatte. Was damit endete, dass er seine Hand nicht mehr heraus bekam und schließlich mit der Flex den Kasten öffnen musste. Dazu gab es den Rat, in einem solchen Fall den Brief einfach loszulassen.
Sein Fett weg bekam auch der Ehemann der Bürgermeisterin, der im Hof Pflaster verlegt hatte, was anscheinend nicht ganz eben ausfiel. Arbeiter aus Osteuropa, die sich im Haus einquartiert hatten, sorgten schließlich dafür, dass niemand mehr ins Stolpern gerät. Diese und noch andere Geschichten gaben die beiden Prediger zum besten, wofür es wie auch bei den Ständchen großen Applaus gab. Nachlesen konnte man alles auch in der Kirchweihzeitung, in der auch unter der Rubrik "Wussten Sie schon?" andere Stories zu erfahren waren.