Die beiden Golf-Anlagen sind Luftlinie keine zehn Kilometer auseinander. Und gefühlt waren der Golfclub (GC) Kitzingen und der GC Schloss Mainsondheim immer Rivalen.
Die Betonung liegt auf: waren. Denn die neuen Präsidenten – Jürgen T. Knauf ist in Kitzingen eineinhalb Jahre, Peter Siegel in Mainsondheim vier Monate im Amt – ticken anders. Rasch haben sie einen Draht zueinander gefunden, gehen neue Wege. „Miteinander statt gegeneinander“ lautet die Devise, Ausdruck des Ganzen ist eine Kooperation.
Dabei geht es im Kern darum, dass die Mitglieder beider Clubs beim jeweils Anderen ab 1. Januar 2018 ein Spielrecht erwerben können. Fürs ganze Jahr, an sieben Tage die Woche, werden dafür 200 Euro zusätzlich fällig. Wer dann auf dem jeweils anderen Platz spielt, muss nicht mehr die sonst übliche Platzgebühr („Greenfee“) bezahlen. Und bei Turnieren wird wechselseitig nur die Startgebühr fällig, die die Mitglieder des Ausrichters bezahlen.
Würden je 50 Vollzahler das Angebot annehmen, hätten beide Clubs 10 000 Euro zusätzliche Einnahmen. „So schön das wäre: Noch wesentlicher ist, dass die beteiligten Spieler sich kennenlernen. Ab Januar hat man mit so einer Mitgliedschaft ja praktisch einen 36 Loch-Platz“, betont Knauf.
Der Unternehmensberater ist vor 18 Monaten mit einem klaren Konzept zu seiner Wahl angetreten: Weg mit jeder Art von Elitärem, ein Stück „back to the roots“ zu jenem lässig-lockeren Stil, der im Kitzinger Club zu Zeiten der Amerikaner auf dem einstigen Kasernengelände herrschte. Vor allem aber wurden die Beiträge für eine solide Basis angehoben, für Vollzahler beispielsweise auf 1050 Euro. Üblich ist, dass sich die Spieler duzen. Bei Siegerehrungen geht es legerer als früher zu, der Präsident kommt meist in Jeans. Ganz ähnlich hält es der vormalige VR-Bank-Chef Peter Siegel in Mainsondheim: Wie es scheint, haben sich da Zwei sozusagen „gesucht und gefunden“.
Was wichtig für die Kooperation ist: Die Struktur beider Clubs ist ähnlich. Kitzingen verlangt 1100 Euro Mitgliedsgebühr inklusive Verbandsbeitrag, beide haben rund 700 Mitglieder. Beide verfügen über einen 18-Loch-Platz und bei beiden muss selbst am Wochenende keine Startzeit im Voraus gebucht werden.
„Beide Anlagen vertragen durchaus mehr Spieler. Und bei unserem Modell entsteht ja nicht mehr Andrang: Wer auf Platz A spielt, entlastet gleichzeitig Anlage B“, erläutert Siegel. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: Ist ein Platz wegen eines Turniers gesperrt, gibt es eine nur weinige Kilometer weiter eine Ausweichmöglichkeit – ohne Zusatzkosten.
Die Kooperation der Golfclubs beinhaltet zudem, sich bei den großen Turnieren so weit als irgend möglich abzusprechen. Überschneidungen sollte es ab sofort kaum mehr geben, abgesehen von kleineren, vereinsinternen Turnieren. Mit den Einnahmen aus der Kooperation sollen bei Turnieren auch hochwertigere Preise ausgelobt werden können.
Neuer Höhepunkt im Jahreskalender soll eine zweitägige Veranstaltung werden, bei der an einem Tag in Kitzingen, am anderen in Mainsondheim gespielt wird. „Es wird jeweils ein Tagessieger gekürt, dazu ein Gesamtsieger“, kündigen Knauf und Siegel an. Gehen soll es um den „Großen Preis von Stadt und Landkreis Kitzingen“ – oder so ähnlich.
Insbesondere im Jugendbereich soll es Zusammenarbeit geben. Im ersten Schritt könnten Gleichaltrige in einer Woche auf der einen, in der folgenden auf der anderen Anlage trainieren. „Vielleicht lassen wir jeden Monat einen Jugendcup ausspielen“, regt Knauf an. Und noch weiter gedacht, könnten ja sogar Spielgemeinschaften entstehen. „Aber jetzt starten wir erst mal und schauen, wie gut das Ganze ankommt“, so Siegel abschließend.