Wie war das noch? Linke Schulter nach vorn, mit dem Schläger weit ausholen und den Golfball schwungvoll schlagen. Alles klar! Ausholen. . . und zack! Wieder gleitet der Schlägerkopf elegant über den Ball, streift ihn nicht mal mit der Spitze. „Du richtest dich auf, der Oberkörper muss aber gebeugt bleiben“, ruft Thomas Bohnet, Golftrainer im Club Schloss Mainsondheim (Lkr. Kitzingen). Also noch einmal. Ausholen, Oberkörper gebeugt lassen, schlagen. . . und endlich! Der Ball fliegt über das Feld. Das erste Aha-Erlebnis an diesem Vormittag – nach geschlagenen anderthalb Stunden.
Abschläge sind schwerer als gedacht
„In einem Schnupperkurs kann ich euch das Golfspielen nicht beibringen“, sagt Bohnet. „Ihr bekommt aber ein Gefühl dafür, ob es euch Spaß machen könnte.“ Bei Jeanette auf der Bahn nebenan sieht die Bewegung schon ziemlich gut aus. Sicher, auch ihre Bälle kullern oder holpern manchmal nur über die Driving Range, die Übungswiese, auf der der optimale Schlag trainiert wird. „Wenn man aber einmal richtig getroffen hat, geht es“, sagt die 41-Jährige. „Man denkt immer, so schwer kann das ja nicht sein. Aber es steckt viel mehr dahinter, als man meint.“
Auf den Schläger kommt es an
Neben der Technik – wer es richtig macht, dem bescheinigt der Arzt eine ausgezeichnete Rückenmuskulatur – vor allem viel Konzentration. Und die passenden Schläger. Je nach Distanz wird ein anderer verwendet; sie unterscheiden sich in ihrer Länge und in der Schlagfläche. Thomas Bohnet führt einen nach dem anderen vor. Bei ihm sieht jeder Schlag ganz leicht aus. Die Bewegungen in Oberkörper und Beinen gehen fließend ineinander über. In einem wunderschönen Bogen saust der Ball über 200 Meter weit.
Mitgliedsbeiträge gesunken
Was so einfach aussieht, trainiert Bohnet seit 24 Jahren; mit zehn hat er angefangen zu spielen. „Damals hieß es noch 'Oh Gott, der Thomas spielt jetzt Golf'“, erzählt der heute 34-Jährige lachend. Denn der Sport war nur für die High Society bestimmt, die oberen Zehntausend, die es sich leisten konnten.
In den Augen des Trainers hat sich das inzwischen geändert: Oft liegt der Mitgliedsbeitrag bei etwa 1000 Euro im Jahr – das ist deutlich günstiger als früher. Geboten werden dafür große und gepflegte Anlagen. Die Clubs hätten sich vor allem geöffnet, weil mit der Instandhaltung der Plätze hohe Kosten einhergehen – und sie Mitglieder brauchen, die das mitfinanzieren. Auch die Ausrüstung gibt es inzwischen, zum Beispiel im Internet, deutlich günstiger.
Immer mehr Menschen spielen Golf
„Golf hat sich damit mehr und mehr zum Breitensport entwickelt“, sagt Bohnet. So verzeichne der Golfclub Schloss Mainsondheim aktuell einen Mitgliederzuwachs von fünf bis zehn Prozent im Jahr. Im Vergleich zu den 90er Jahren sind bundesweit inzwischen weit mehr als doppelt so viele Spieler aktiv, heißt es vom Deutschen Golf Verband. Das hänge auch damit zusammen, dass viele Clubs moderner und zeitgemäßer geworden seien. Den klassischen Dresscode gibt es nicht mehr: Frauen dürfen in Hotpants und Minirock rumlaufen. „Und Knickerbocker und karierte Hosen will doch auch keiner mehr anziehen“, sagt Bohnet schmunzelnd.
Ein Sport für alle Altersklassen
Für ihn der besondere Reiz an dem Sport: Die Spieler sind flexibel, können auch alleine mit dem Ball losziehen. Außerdem eignet sich Golf für viele Altersklassen – Bohnets jüngster Schüler ist vier Jahre alt, der älteste 82. Heißt: Eine Partie mit der ganzen Familie ist möglich. So stellt sich auch Jeanette gemeinsam mit Mutter Perdita und Zwillingsschwester Nicole der Herausforderung „Schnuppergolfen“. Angesteckt durch den Sohn, beziehungsweise Bruder, der seit Jahren aktiv ist.
Auf dem Grün wird es leichter
Bevor es weiter zum Grün geht, – also zu der Rasenfläche, auf der sich Fahne und Loch befinden – erklärt Thomas Bohnet noch die letzten Tricks auf der Driving Range. „Golf ist ein Zielsport, deshalb müssen die Fußspitzen in die Richtung zeigen, in die ihr möchtet“, sagt er und führt vor, wie das aussehen sollte. Leicht gesagt, alles andere als leicht nachgemacht. Denn selbst wenn die Füße in perfekter Linie zur Fahne stehen, fliegen die Bälle in alle Richtungen, nur nicht dahin, wo sie hin sollen. Und an der 100-Meter-Marke kratzen sie nicht einmal ansatzweise. Wie versprochen, wird es auf dem Grün einfacher.
Statt des Eisenschlägers wird hier der Putter verwendet, ein bisschen fühlt es sich an wie Minigolfen. Präzise soll der Ball im Loch versenkt werden. Einfach den Oberkörper wie ein Pendel bewegen, hin- und herschwingen. Ganz ruhig. Ein Klacks im Vergleich zu den kraftvollen Abschlägen vorhin.
Das Grün lesen
„Ihr müsst das Grün lesen, dann erhöht ihr die Trefferquote“, rät Bohnet und legt sich auf den Boden. Und tatsächlich: Jetzt werden Gefälle und leichte Kurven erkennbar. Wer die mit einkalkuliert, kommt deutlich schneller ans Ziel. Aber: Schieben gilt nicht, der Ball muss weiterhin geschlagen werden. Im Turnier gäbe es sonst sogar einen Strafschlag.
Wer erst die Platzreife hat und Mitglied geworden ist, kann spielen, so oft er will. Bis es eines Tages so gut klappt wie bei Thomas Bohnet. Oder vielleicht sogar wie bei Tiger Woods.