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MAINSONDHEIM
Golf: Karierte Hosen waren gestern
Auf der Driving Range, der Übungswiese, versuchen die Neulinge, den optimalen Schwung zu finden - so wie Golftrainer Thomas Bohnet es zuvor gezeigt hat.
Foto: Johannes Kiefer | Auf der Driving Range, der Übungswiese, versuchen die Neulinge, den optimalen Schwung zu finden - so wie Golftrainer Thomas Bohnet es zuvor gezeigt hat.
Svenja Kloos
Svenja Kloos
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:36 Uhr

Wie war das noch? Linke Schulter nach vorn, mit dem Schläger weit ausholen und den Golfball schwungvoll schlagen. Alles klar! Ausholen. . . und zack! Wieder gleitet der Schlägerkopf elegant über den Ball, streift ihn nicht mal mit der Spitze. „Du richtest dich auf, der Oberkörper muss aber gebeugt bleiben“, ruft Thomas Bohnet, Golftrainer im Club Schloss Mainsondheim (Lkr. Kitzingen). Also noch einmal. Ausholen, Oberkörper gebeugt lassen, schlagen. . . und endlich! Der Ball fliegt über das Feld. Das erste Aha-Erlebnis an diesem Vormittag – nach geschlagenen anderthalb Stunden.

Abschläge sind schwerer als gedacht

„In einem Schnupperkurs kann ich euch das Golfspielen nicht beibringen“, sagt Bohnet. „Ihr bekommt aber ein Gefühl dafür, ob es euch Spaß machen könnte.“ Bei Jeanette auf der Bahn nebenan sieht die Bewegung schon ziemlich gut aus. Sicher, auch ihre Bälle kullern oder holpern manchmal nur über die Driving Range, die Übungswiese, auf der der optimale Schlag trainiert wird. „Wenn man aber einmal richtig getroffen hat, geht es“, sagt die 41-Jährige. „Man denkt immer, so schwer kann das ja nicht sein. Aber es steckt viel mehr dahinter, als man meint.“

Für jede Distanz gibt es einen anderen Schläger - sie unterscheiden sich in ihrer Länge und in der Schlagfläche.
Foto: Johannes Kiefer | Für jede Distanz gibt es einen anderen Schläger - sie unterscheiden sich in ihrer Länge und in der Schlagfläche.

Auf den Schläger kommt es an

 

Neben der Technik – wer es richtig macht, dem bescheinigt der Arzt eine ausgezeichnete Rückenmuskulatur – vor allem viel Konzentration. Und die passenden Schläger. Je nach Distanz wird ein anderer verwendet; sie unterscheiden sich in ihrer Länge und in der Schlagfläche. Thomas Bohnet führt einen nach dem anderen vor. Bei ihm sieht jeder Schlag ganz leicht aus. Die Bewegungen in Oberkörper und Beinen gehen fließend ineinander über. In einem wunderschönen Bogen saust der Ball über 200 Meter weit.

Mitgliedsbeiträge gesunken

Was so einfach aussieht, trainiert Bohnet seit 24 Jahren; mit zehn hat er angefangen zu spielen. „Damals hieß es noch 'Oh Gott, der Thomas spielt jetzt Golf'“, erzählt der heute 34-Jährige lachend. Denn der Sport war nur für die High Society bestimmt, die oberen Zehntausend, die es sich leisten konnten.

In den Augen des Trainers hat sich das inzwischen geändert: Oft liegt der Mitgliedsbeitrag bei etwa 1000 Euro im Jahr – das ist deutlich günstiger als früher. Geboten werden dafür große und gepflegte Anlagen. Die Clubs hätten sich vor allem geöffnet, weil mit der Instandhaltung der Plätze hohe Kosten einhergehen – und sie Mitglieder brauchen, die das mitfinanzieren. Auch die Ausrüstung gibt es inzwischen, zum Beispiel im Internet, deutlich günstiger.

Immer mehr Menschen spielen Golf

„Golf hat sich damit mehr und mehr zum Breitensport entwickelt“, sagt Bohnet. So verzeichne der Golfclub Schloss Mainsondheim aktuell einen Mitgliederzuwachs von fünf bis zehn Prozent im Jahr. Im Vergleich zu den 90er Jahren sind bundesweit inzwischen weit mehr als doppelt so viele Spieler aktiv, heißt es vom Deutschen Golf Verband. Das hänge auch damit zusammen, dass viele Clubs moderner und zeitgemäßer geworden seien. Den klassischen Dresscode gibt es nicht mehr: Frauen dürfen in Hotpants und Minirock rumlaufen. „Und Knickerbocker und karierte Hosen will doch auch keiner mehr anziehen“, sagt Bohnet schmunzelnd.

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Ein Sport für alle Altersklassen

Für ihn der besondere Reiz an dem Sport: Die Spieler sind flexibel, können auch alleine mit dem Ball losziehen. Außerdem eignet sich Golf für viele Altersklassen – Bohnets jüngster Schüler ist vier Jahre alt, der älteste 82. Heißt: Eine Partie mit der ganzen Familie ist möglich. So stellt sich auch Jeanette gemeinsam mit Mutter Perdita und Zwillingsschwester Nicole der Herausforderung „Schnuppergolfen“. Angesteckt durch den Sohn, beziehungsweise Bruder, der seit Jahren aktiv ist.

Auf dem Grün wird es leichter

Bevor es weiter zum Grün geht, – also zu der Rasenfläche, auf der sich Fahne und Loch befinden – erklärt Thomas Bohnet noch die letzten Tricks auf der Driving Range. „Golf ist ein Zielsport, deshalb müssen die Fußspitzen in die Richtung zeigen, in die ihr möchtet“, sagt er und führt vor, wie das aussehen sollte. Leicht gesagt, alles andere als leicht nachgemacht. Denn selbst wenn die Füße in perfekter Linie zur Fahne stehen, fliegen die Bälle in alle Richtungen, nur nicht dahin, wo sie hin sollen. Und an der 100-Meter-Marke kratzen sie nicht einmal ansatzweise. Wie versprochen, wird es auf dem Grün einfacher.

Auf dem Grün wird es endlich leichter: Hier sollen die Bälle in den Löchern versenkt werden, ein bisschen wie beim Minigolf.
Foto: Johannes Kiefer | Auf dem Grün wird es endlich leichter: Hier sollen die Bälle in den Löchern versenkt werden, ein bisschen wie beim Minigolf.

Statt des Eisenschlägers wird hier der Putter verwendet, ein bisschen fühlt es sich an wie Minigolfen. Präzise soll der Ball im Loch versenkt werden. Einfach den Oberkörper wie ein Pendel bewegen, hin- und herschwingen. Ganz ruhig. Ein Klacks im Vergleich zu den kraftvollen Abschlägen vorhin.

 

Das Grün lesen

„Ihr müsst das Grün lesen, dann erhöht ihr die Trefferquote“, rät Bohnet und legt sich auf den Boden. Und tatsächlich: Jetzt werden Gefälle und leichte Kurven erkennbar. Wer die mit einkalkuliert, kommt deutlich schneller ans Ziel. Aber: Schieben gilt nicht, der Ball muss weiterhin geschlagen werden. Im Turnier gäbe es sonst sogar einen Strafschlag.

Nach dem Schnuppergolfen können Teilnehmer die Range kostenlos nutzen. Wer auf den Platz will, der muss aber erst noch „den Führerschein machen“, wie Bohnet sagt, die Platzreife. Der nächste Schritt wäre eine kostenpflichtige Mitgliedschaft im Golfclub. Wer Mitglied ist, darf auch auf den Plätzen anderer Clubs spielen. Dort wird dann aber eine Gebühr, genannt Greenfee, fällig. Diese liegt meistens zwischen 50 und 70 Euro für eine 18-Loch-Runde. „Da kommt dann doch schon einiges zusammen“, findet Perdita.

Wer erst die Platzreife hat und Mitglied geworden ist, kann spielen, so oft er will. Bis es eines Tages so gut klappt wie bei Thomas Bohnet. Oder vielleicht sogar wie bei Tiger Woods.

Golfsport in Deutschland

Die Briten und Amerikaner brachten das Golfspielen nach Deutschland und gründeten die ersten Clubs. Als erster deutscher Golfplatz gilt jener im Kurpark Bad Homburg – angelegt 1889. Zehn Jahre später wurde dort auch ein Golfclub gegründet. In Bremen und Berlin entstanden 1895 ebenfalls angelsächsisch inspirierte Clubs. Den Deutschen Golf Verband (DGV) gründeten acht Golfclubs 1907 in Hamburg, jetzt hat er seinen Sitz in Wiesbaden. Als Dachverband zählt er 859 Mitgliederclubs und -anlagen. Der Landesgolfverband Bayern ist mit 138 837 Golfern, die auf 173 Anlagen spielen, der mitgliedsstärkste Landesverband.
 

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