Vor 70 Jahren haben Gertrud Römmlein und Otto Rickel in der Dorfkirche Sankt Jakobus in Großlangheim ‚Ja‘ zueinander gesagt und feiern am 10. Juni ihre Gnadenhochzeit. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.
Gertrud, die Älteste von acht Kindern von Elisabeth und Martin Römmlein, wurde in Würzburg geboren und lebte dort mit den Eltern und Geschwistern, bis sie im Krieg ausgebombt wurden. Sie fanden bei der Großmutter Ursula Kraft in der Schwarzacherstraße in Großlangheim Unterschlupf.
Otto, der jüngste von drei Söhnen von Rosa und Kaspar Rickel, kam in Großlangheim zur Welt. Ein Bruder starb bei der Geburt, einer fiel im Krieg.
Gertrud war als Kind häufig bei der Oma zu Besuch. Otto soll sich damals schon geäußert haben: "Die heirate ich mal!" Vorher musste er aber mit 17 Jahren noch in den Krieg ziehen. Als einer von Wenigen überlebte er Stalingrad und kam verlaust, halb verhungert und geschunden zu Fuß aus der Gefangenschaft zurück.
Von den Eltern aufgepäppelt machte er sich nun daran, Gertrud zu erobern. Gertruds Vater war mittlerweile verstorben. Die Mutter versuchte, die Kinder durchzubringen. Seit dieser Zeit halten die Römmleins Geschwister eng zusammen. Gertrud verließ die Handelsschule und ging in Stellung, um finanziell etwas beizusteuern.
Otto fühlte sich immer wohl im großen Römmleins-Clan. Er arbeitete bis zur Rente beim Amt für Verteidigungslasten in Kitzingen als Straßenbauer und Kranführer. Heute noch erzählt er stolz davon, wie er im Auftrag der US Army mit seinem Kran den Heiligen Nepomuk wieder auf seinen Platz auf der alten Mainbrücke in Würzburg gehoben hat.
Mit drei Töchtern wurde die Mietwohnung schnell zu klein und so bauten sie 1960 mit Sparsamkeit, Eifer und Eigenleistung ein Haus in der Rossgasse. Sie gärtnerten gemeinsam, feierten schöne Feste, machten Reisen und tanzten auf allen Faschingsbällen in der Turnhalle.
1968 kam dann die große Überraschung: Es wurden Zwillinge geboren, ein Mädchen und der lang ersehnte Stammhalter. Die Großen gingen aus dem Haus und heirateten, aber dank der Zwillinge war weiter Leben im Haus. Auch heute wächst die Familie noch weiter. Aktuell gibt es elf Enkelkinder und bald zehn Urenkel.
Freudige Ereignisse und Feste sind immer noch ein Grund weiter zu leben. Otto denkt schon an den 95. Geburtstag im Dezember, Gertrud an den 91. Geburtstag im November.
Die beiden leben noch zu Hause, werden liebevoll umsorgt von den Kindern und Pflegekräften. Otto freut sich jeden Morgen auf die Main-Post. Er ist begeistert, dass es nun täglich ein großes Kreuzworträtsel und ein Sudoku gibt. Nachrichten und Corona-Berichterstattung im Fernseher werden aufmerksam verfolgt. Otto bedauert aber, dass zurzeit kaum aktuelle Sportübertragungen gesendet werden.
Sie wünschen sich, weiterhin täglich aufstehen zu können und dann bei schönem Wetter mit den Rollstühlen auf Tour zu gehen.
Ein weiteres großes Ziel von Otto ist es, irgendwann noch als ältester Einwohner von Großlangheim geehrt zu werden.