
Wer kennt es nicht? Man bestellt ein Produkt im Internet und wenn es nicht passt oder gefällt, schickt man es wieder zurück. So landen in Deutschland täglich Tausende Pakete bei Retourensendern, die die Abwicklung für Versandhändler wie etwa Amazon machen.
Ein Teil davon geht wieder zurück an den Händler, der andere Teil wird günstiger weiterverkauft, da die Prüfung bei vielen Produkten zu aufwendig wäre. Solche Retourenpakete kaufen wiederum Händler, wie zum Beispiel Thomas Preininger, die diese dann als Mystery-Boxen oder Secret Packs an den Endkunden verkaufen.

Da Preininger die Spedition FTL GmbH in Uffenheim gehört, hat er viel Platz, um palettenweise Retourenpakete zu lagern. Nach seinen Mystery-Box-Automaten in Uffenheim, Ansbach und Marktbreit hat er im April seinen sechsten im E-Center in Kitzingen aufgestellt. Daneben betreibt er auch noch zwölf Verpflegungsautomaten, seine "Schmaggomaten", mit Snacks, Getränken und Vapes. "Wir sind letztes Jahr mit den Snackautomaten gestartet und haben dann den großen Hype um die Mystery-Boxen mitbekommen. Auf diesen Trend sind wir aufgesprungen", sagt Preininger.
Vieles spricht gegen Nachhaltigkeit
Eigentlich eine gute Sache, wenn Retourenprodukte eine neue Verwendung finden. Doch Experten und Verbraucherschützer sind skeptisch, da die häufig billig produzierten Artikel, der Versand und der oft geringe Nutzen der enthaltenen Ware gegen Nachhaltigkeit sprechen. Preininger selbst achte bei seinen Käufen auf Qualität, sagt er.
So kaufe er zum einen nur bei zuverlässigen Retourensendern. Zum anderen versuche er, nicht zu viel Textilware zu kaufen. "Es ist schon ein Doppeljackpot, wenn die Kleidung die richtige Größe hat und den Geschmack des Käufers trifft", sagt er. Mit einem technischen Gerät hingegen kann man seiner Meinung nach dem Verbraucher leichter eine Freude machen.

Und genau das möchte Preininger: Seine Kundschaft langfristig glücklich machen und an sich binden. Aus diesem Grund biete er seine "SchmaggoBoxen" für 10, 15 oder 20 Euro an. Er selbst weiß nicht, was drin ist. Deshalb zieht er für seine Preiseinteilung den Wert heran, den er an die Retourensender gezahlt hat.
"In der Regel liegt der Warenwert über dem Kaufpreis der Box", sagt Preininger. Trotzdem bestehe immer auch das Risiko, dass der Inhalt gebraucht oder defekt sei. Das müsse der Kunde bei dem Spiel akzeptieren. "Am Ende kauft man die Katze im Sack", gibt er zu.
Der Reiz ist klar: Überraschung!
Aber mit Glück könne man für relativ wenig Geld sogar ein hochpreisiges Produkt erstehen. So habe er schon Feedback von Kunden bekommen, die neue Birkenstock-Hausschuhe in der richtigen Größe oder einen Roboter-Fensterputzer im Wert von 180 Euro gezogen haben. "Außerdem liegt der Reiz an den Mystery-Boxen ja auch darin, dass man am Ende überrascht wird", so Preininger.
Verbraucherschützer kritisieren jedoch, dass der Kunde bei den Mystery-Boxen in Geschäften und Automaten kein Recht auf Umtausch oder Rückgabe hat. Daher steht auch auf Preiningers Automat deutlich: "Alle Waren werden vorsorglich als defekt und unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung verkauft". Ein weiterer Vorwurf sind der fehlende Jugend- und Datenschutz. Tatsächlich wird das Alter der Käufer weder online noch bei den Automaten überprüft.
Immerhin könnten in solchen Paketen auch Waffen wie Schlagringe oder Messer sein. Preiningers Automaten fordern zwar auch keinen Altersnachweis, allerdings ist nur Kartenzahlung möglich, "womit der Zugang für Kinder und Jugendliche zumindest schwieriger wird", meint er. Außerdem bestehe laut Verbraucherschützern eine Suchtproblematik ähnlich wie beim Glücksspiel.
Die Frage nach dem Datenschutz
Der Datenschutz kann ebenfalls nicht hundertprozentig gewährleistet werden, da auch auf Preiningers Mystery-Boxen noch die Originalaufkleber zu finden sind. Sie würden zwar geschwärzt und damit unleserlich, aber er kann nicht ausschließen, dass Lieferscheine oder gar Rechnungen enthalten sind. Und auch beim Thema Produktsicherheit wird es schwierig. Denn eigentlich sind Anbieter solcher Automaten verpflichtet, zu prüfen, dass das Produkt die Sicherheitsanforderungen erfüllt. Das ist bei ungeöffneten Paketen aber nicht möglich.
Der Verkauf von Mystery-Boxen verläuft also bisher in einer Grauzone. Seit Kurzem gibt es eine EU-Verordnung, die das Geschäft zumindest online sogar illegal macht. Preininger sieht dem Ganzen gelassen entgegen. "Wenn der Trend vorbei ist oder die Regeln zu streng werden, höre ich einfach wieder auf und mache mit den Automaten was anderes."
Was er jedoch wirklich bedauere, sind die vielen Betrüger in diesem Bereich, "die bei Temu billige Ware kaufen, die Pakete mit Fake-Aufklebern versehen und schließlich viel teurer verkaufen".
Am Ende vergleicht er die Mystery-Boxen mit Losen auf dem Rummel. "Hier gibt man auch ruckzuck 10, 20 Euro aus und bekommt am Ende eine Plastikrose im Wert von fünf Cent." Und dagegen sage auch keiner was.