
Die 19. Aktionswochen "60 plus" wurden am Freitag mit der Rede des Glücksforschers Karlheinz Ruckriegel zum Thema "Glück und Wohlempfinden im Alter – worauf es im Leben wirklich ankommt" im großen Sitzungssaal des Landratsamts eröffnet.
Landrätin Tamara Bischof begrüßte zum Auftakt Kommunalpolitiker, Geistliche, Seniorenbeauftragte und Leitende von Seniorenkreisen, der Wohlfahrts- und Sozialverbände, Pflegeeinrichtungen und Selbsthilfegruppen sowie eine große Zahl Bürger.
Die Zahl der über 80-Jährigen habe sich seit 1960 vervierfacht. Damit tauche die Frage auf, wie im Alter Glück und Wohlbefinden mit Blick auf eine turbulente Zeit mit Krisen und Einschnitten erlangt werden könne. "Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten", zitierte Bischof die Schriftstellerin Pearl S. Buck und erntete dafür bestätigenden Beifall. Sie fragte nach einer Anleitung für Glück im Alter, woran man glückliche Menschen erkenne und ob Gesundheit der ausschlaggebende Faktor sei. Fragen, denen sich Karlheinz Ruckriegel widmete.
Mehr Wohlstand durch Arbeit oder mehr Wohlbefinden durch Freizeit?
Der emeritierte Forscher der TH Nürnberg zitierte Aristoteles, der Glück als das letzte Ziel menschlichen Handelns beschrieben hatte. Die Glücksforschung solle ermöglichen, dass jeder Einzelne Glück erreichen könne. Beteiligt seien viele Bereiche wie Psychologie, Sozialwesen, Politik, ebenso Neurobiologie, Philosophie und Theologie. Wie in der Wirtschaft müsse man mit knappen Mitteln auskommen, um Ziele zu erreichen.
Ruckriegel warf die Frage auf, ob es sinnvoller sei, mehr Wohlstand zu schaffen oder durch Verzicht darauf mehr Freizeit zu erlangen. Seit 2013 gebe es immer am 20. März den Weltglückstag, der Glücklichsein als globales Menschenrecht postuliert. Glück sei allerdings laut Ruckriegel ein subjektives Empfinden.

Ob wahres Glück erst im Alter entstehe, hänge von vielen Faktoren ab. Lebenszufriedenheit nehme bei Männern im Alter zu, bei Frauen eher ab. Glück sei nach dem World Happiness Report in Finnland und Dänemark am ausgeprägtesten und belege, dass ältere zufriedener seien als jüngere Menschen. Die Grundlagen dafür müssten frühzeitig, wie beim Schulbesuch, gelegt werden.
Glücklich sei man, wenn man sich wohlfühle, ein Zeichen dafür, dass das Leben gut läuft. Dabei führe Glücklichsein zu mehr Wohlbefinden und stärke zugleich das Immunsystem. Das wiederum sorge für bessere Gesundheit und eine höhere Lebenserwartung und beuge damit Burnout und Depression vor, erklärte Ruckriegel die Zusammenhänge.
Glück entsteht auch aus Beziehungen zu Partnern, Familie, Freunden, Nachbarn
Glücksfaktoren prägten zudem die Partnerschaft, Familien, Freundschaften und sogar Nachbarschaften. Freundlich miteinander umzugehen, seien erste Schritte. Beruflich wirke sich Glücksempfinden auf die Arbeit und das Verhalten in Betrieben positiv aus, aber auch auf ehrenamtliche Tätigkeiten, die wiederum für größere Zufriedenheiten sorgten.
Steigende Einkommen sorgten zwar für Glücks-, aber nicht für mehr Wohlbefinden. Mehr Gehalt steigere die Lebensqualität, man gewöhne sich aber daran. Lebenszufriedenheit steige hingegen, wenn man ein mehr verfügbare Zeit besser nutze und zugleich bedenke, dass Zeit eine begrenzte Ressource sei. Die Eröffnungsveranstaltung wurde vom Saxophon-Quartett der Musikschule Kitzingen musikalisch begleitet.
Im Foyer des Landratsamtes eröffneten Landrätin Bischof, Johannes Fischer als Mitglied der Seniorenvertretung der Stadt Würzburg sowie Ingrid Kronthaler und Janina Reinhard der Würzburger BSW-Fotogruppe und vom Fotoclub die Ausstellung "#altern_ein_Glück!?" unter dem Motto "Generationen im Dialog – wir alle werden älter".