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Kitzingen
Glosse: Kitzingen baut an seinen Ruhmeshallen
Je schneller eine Wahlperiode sich dem Ende neigt, desto mehr sorgen sich die Politiker um ihren Ruhm. In Kitzingen haben manche jetzt schon einen Ruf wie Donnerhall.
Eine Walhalla für wichtige Dokument: Das Staatsarchiv wird in Kitzingen neu gebaut.
Foto: Andreas Brachs | Eine Walhalla für wichtige Dokument: Das Staatsarchiv wird in Kitzingen neu gebaut.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:42 Uhr

"Ruhm ist ein Gift, das der Mensch nur in kleinen Dosen verträgt." Der französische Philosoph Honoré de Balzac kannte seine Mitmenschen gut, aber sie schenken seiner Aussage bis heute keine Bedeutung. Sie streben nach Ruhm im Leben wie im Tode.

So hat der Mensch sich Ruhmeshallen erbaut. Wir Deutschen haben unsere Walhalla in Donaustauf, in der Persönlichkeiten "teutscher Zunge" mit Marmorbüsten und Gedenktafeln gedacht wird. Über die Welt verteilt gibt es Halls of Fame auch für Rockmusiker, Fußballer oder Billardspieler.

Kitzingen schickt sich nun an, gleich zwei Ruhmeshallen zu errichten. Auf dem Deuster-Areal wird in den übernächsten Jahren ein Staatsarchiv entstehen, das architektonisch seinesgleichen sucht. Keine "klotzige Burg", sondern "ein schöner Tresor", sagt der Architekt – leider ohne Gold. Geld wird er aber trotzdem verschlingen. Mindestens 50 Millionen Euro zahlt der Freistaat für diese neue Heimstätte von – Dokumenten.

Richtig: Nicht Menschen werden dort ein neues Zuhause finden, auch nicht ihre Abbilder, sondern überwiegend Papier, das für alle Zeiten erhalten bleiben soll. Eine Hall of Fame fürs Archiv. Unsterblich machen kann sich damit die Regierung in München, denn sie schüttet schließlich ihr Füllhorn über Kitzingen aus und sorgt dafür, dass jeder Bürger tagtäglich dieses staatstragende Staatsarchiv am Main besuchen darf – wen der Bürger das denn will. 

Aus einer anderen Ruhmeshalle in Kitzingen sind die Bürger dagegen seit Monaten ausgesperrt: Die Stadt lässt nur noch Sportler in ihre Florian-Geyer-Halle. Ob deren Training dort ihren Ruhm mehrt, weiß ich nicht zu sagen. Bereits berühmte Menschen aber, wie die Träger des Schlappmaulordens, müssen draußen bleiben. 

Doch das wird der Stadtrat nun in einer wahren Heldentat ändern: Für die Flo-Halle wird gerade ein Flohzirkus aufgeführt. 30 Jahre lang haben es die Vertreter des Volkes nicht geschafft, der Großen Kreisstadt eine große Veranstaltungshalle zu bauen. Nun soll die Flo-Halle wenigstens übergangsweise eine werden. "Minimallösung" nennen die Räte den dafür geplanten Umbau. Ob das auch mit minimalem Geld möglich ist, wird sich zeigen. Ebenso, wer sich den Ruhm für solche Großtaten auf die Fahnen schreibt. Spätestens wenn die Stadtväter und -mütter in Wahlhalla einziehen, werden wir es wissen.

 
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Kommentare
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  • K. K.
    also........ in die " Schlappmaul-*halla "

    kommen die heutigen Befürworter sicherlich nicht. Jede.r mit dem Auto anreisende BesucherIn die im weiten Umkreis des Wohngebietes "Irgendwo und irgendwie" *PARKEN MÜSSEN ; werden ein * schlappes Maul * ziehen, wenn sie von der Polizei
    einen entsprechenden Zahlungshinweis von " mildestens €uro 15,-- unterm Schei-
    benwischer finden. Nicht dass die Polizei böse wäre ?!- NEIN , aber die Anwohner reihum werden nach IHR rufen. Und da kommt dann fast jeder dran..... !!

    Glaubt man nicht ! ? Fahrt doch mal hin und guckt, wo man in 300 Meter Umkreis korrekt PARKEN könnte .... !!! Schlappmaul hin oder her.... *(ahso....Dienstwagen.... na dann grinsen )
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  • H. B.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • E. H.
    für mich ist dieser Archivtempel die größte Steuergeldverschwendung überhaupt. Kann man denn nicht für einen Bruchteil des Betrags diese alten Dokumente in der heutigen Zeit einscannen und im www veröffentlichen. Brauchts dann überhaupt die viel zitierten Besuchsfahrten nach Kitzingen ( ach ja die Studenten - die das Archiv besuchen - bringen bestimmt viel Geld in die Kitzinger Gewerbetriebe) Kann man dieses Geld nicht in den Pflegenotstand investieren. Und die allerwichtigsten Dokumente mit Originalsiegel, z. B. bei einer Stadtgründung vor 1000 Jahren wird man bestimmt noch unterbringen. Wird denn der Bund der Steuerzahler auch mal präventiv tätig, oder rechnet er erst nach, wenn der Bau eingeweiht wird. Unglaublich
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