
Das Ende der 36-jährigen Amtszeit von Gerhard Schenkel als Bürgermeister von Sulzfeld naht. Während sich viele Menschen in einer durch die Corona-Pandemie verursachte Entschleunigungsphase befinden, kann von Langeweile bei Schenkel keine Rede sein. Er steht beruflich noch voll im Saft und auch gemeindliche Aufgaben - wie das Thema Schützenhaus und der Erweiterungsbau an der Grundschule - halten den 64-Jährigen in Atem.
"Von der zeitlichen Schiene her gesehen, war ich schon ein verrückter Hund", geht sein Blick zurück. Er war 1984, mit erst 28 Jahren, als einer der jüngsten Bürgermeister in Bayern erstmals gewählt worden. Nun tritt er zum 30. April als dienstältestes Ortsoberhaupt im Landkreis ab. Vorbei ist dann das Hamsterrad mit Terminen von morgens bis abends. Künftig wird er nur noch als einfaches Mitglied am Ratstisch sitzen, seinem Nachfolger Matthias Dusel bei Bedarf Hilfestellung geben und weiter versuchen, die Maustal-Gemeinde weiterzuentwickeln.
Als Landrat kandidiert
Er wird dabei nicht nur im Gemeinderat weiter wirken, sondern auch weiter für die CSU im Kreistag sitzen, deren Fraktionsvorsitzender er für ein Jahrzehnt anfangs des Jahrtausends war. Beneiden will er Landes- und Bundespolitiker heute nicht mehr, denn er glaubt, "dass sie heute nur noch Sklaven der modernen Medientechnologie sind". Fast hätte er nicht die rekordverdächtigen 36 Bürgermeister-Amtsjahre erreicht, denn im Jahr 2000 hatte er gegen Tamara Bischof kandidiert, um die Nachfolge von Siegfried Naser anzutreten. Doch er unterlag damals und blieb somit den Sulzfeldern erhalten.
"Bei der vielen Arbeit in der langen Zeit gab es überwiegend schöne Erlebnisse", bilanziert der Leiter des Würzburger Franz-Oberthür-Berufsschulzentrums. Positiv in Erinnerung blieben Dankbarkeit und Anerkennung für seine Arbeit seitens der Bürger, die negative Seite hätten ständige Besserwisser gebildet. Als ehemaliger Fußballtrainer der Kitzinger Bayern und Akteur im Kreisjugendring sowie seiner beruflichen Qualifikation als Lehrer und Schulleiter habe er das Rüstzeug mitgebracht, Menschen zu führen und gemeinsame Ziele verfolgen zu lassen.
Zwischen 2002 und 2014 war es ihm mit vielen Gleichgesinnten gelungen, eine parteilose Einheitsliste in Sulzfeld zu etablieren, doch seit 2014 formierte sich die Wählergemeinschaft Pro Sulzfeld (WPS). "Seit 2014 hat sich das Diskussionsverhalten schon verändert", meint der Bürgermeister im Blick zurück. "In der Gesamtschau waren es gute Jahre für Sulzfeld", sagt Schenkel. Freilich habe er manche auch von anderer Seite kennen gelernt, doch meist sei die Arbeit im Gemeinderat konstruktiv gewesen. Das Mammut-Projekt der Altortsanierung, die Aufwertung der Mainlände als Fläche für Parkplätze und großem Freizeitwert hätten seiner Amtszeit ihre Stempel aufgedrückt. Dadurch habe Sulzfeld enorm an Wohnqualität gewonnen und mit Einrichtungen wie dem Kulturzentrum Lehrerwohnhaus sei das ehrenamtliche Engagement in der Bürgerschaft weiter gestärkt worden.
Der Respekt vor dem Amt
"Es ist ein schönes Gefühl, heute durch unseren Altort zu gehen und zu sehen, wie unsere Gemeinderatsarbeit sichtbar geworden ist", sagt Gerhard Schenkel stolz. Er zählt Auszeichnungen für Sulzfeld auf wie dem Landessieg beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft", als einer der 100 Genussorte in Bayern und die staatliche Prämierung einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Und betont: "Solche Auszeichnungen kriegst du nicht geschenkt!"
Er habe "das Bürgermeister-Amt gerne mit Mut, aber auch Demut, ausgeführt und nie den Respekt vor dem Amt verloren", versichert der 64-Jährige. Gerne denkt er an die vielen standesamtlichen Trauungen zurück, "darüber könnte ich ein Lehrbuch schreiben", sagt der Bürgermeister schmunzelnd.
Jetzt freut er sich darauf, im Herbst Opa zu werden, Freundschaften intensiver zu pflegen oder auf Reisen zu gehen. Zudem könne er sich vorstellen, sich zusammen mit dem langjährigen Ratskollegen Rainer Krumpholz des Gemeindearchivs anzunehmen. Mit mehr Freizeit will er noch mehr seinem Hobby des Kochens frönen, ob zuhause oder in der internationalen Vereinigung des Clubs kochender Männer.