Drei Jahre haben die Arbeiten am Oberen Mainkai in Kitzingen gedauert. Seit einiger Zeit sind die Zäune und Gerätschaften verschwunden, vor kurzem erfolgte die offizielle Einweihung. Jürgen Wolfarth wohnt in der Altstadt, ist oft in diesem Bereich unterwegs. Wie findet er die Neugestaltung? „Schön geworden“, sagt er zu manchen Teilbereichen. Andere sieht er sehr kritisch, spricht von „einer Schande“ und „Spott“. Worüber ärgert sich der Senior, der seiner Heimatstadt doch sonst so verbunden ist?
Der Mainuferbereich in Etwashausen, der Mainkai vom Gustav-Adolf-Platz bis zur neuen Mainbrücke, sie sind längst umgestaltet und werden von den Gästen gut und gerne angenommen. Der Obere Mainkai bis hin zum Bootshaus war der letzte Bereich, der noch ausgebaut wurde. „Das Eingangstor zur Stadt für Radfahrer, Wanderer und Schiffsreisende“, wie die Regierung von Unterfranken es bei der Bekanntgabe der Fördersummen ausdrückte. Ziel der Planung sei es gewesen, so schrieb die Regierung damals, „die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und den Main als Lebensader tatsächlich erlebbar zu machen“.
Jürgen Wolfarth verfolgt aufmerksam, was sich in der Stadt tut. Während die Bauarbeiten liefen, hat er immer wieder vorbeigeschaut und mit Interesse beobachtet, wie das Projekt fortschreitet. „Ich hab' mich gefragt, warum da so Kästen gebaut werden“, erzählt der Kitzinger. Dann war der 85-Jährige einige Wochen nicht da. Als er zurückkam, war der Bau fertig und der Senior gespannt, wie der Bereich am Main jetzt aussieht. „Ich dachte, mich trifft der Hammer“, sagt Wolfarth, der sich nicht scheut, seine Meinung deutlich auszudrücken. „Die Bretterkisten sollen Sitzbänke sein?“ Das, was da am Mainufer stehe, seien „vielleicht Picknickplätze, aber keine Plätze zum Ausruhen“.
Mehr Aufenthaltsqualität, ein Bereich, an den er sich gerne setzt und den Blick auf den Main genießt? Ein älterer Mensch wie er sitzt nicht gemütlich auf den gebretterten Karrees. „Eine richtige Bank braucht eine Lehne!“, echauffiert sich Wolfarth. Zumindest auf den beiden neu geschaffenen Stadtbalkonen hätte er sich Bänke gewünscht, auf denen man sich anlehnen kann, egal ob aus Holz oder Metall, das Material sei zweitrangig. Weiter unten am Mainkai und auf der anderen Mainseite stünden ja nach der Neugestaltung auch Bänke mit Lehne. Die Umgestaltung des Mainkais habe viel Geld gekostet, gibt er zu bedenken. Da sollte die Gestaltung doch so sein, dass auch Ältere den Bereich gern annehmen. Wobei man das ja auch gar nicht nur am Alter festmachen kann, weil auch Jüngere gerne bequem sitzen.
Er sei schon immer oft und gern am Oberen Mainkai gewesen, auch als seine Frau noch lebte. „Das war immer gemütlich“, erinnert er sich. Dann nimmt er zu Demonstrationszwecken auf einer der Sitzgelegenheiten Platz, stützt bereits nach kurzer Zeit die Hände nach hinten ab, um dem Oberkörper Halt zu geben. Alleine beim diesem Anblick wird ersichtlich, wie unbequem die Bänke für manche sein können.
Eine Überraschung ist die Neugestaltung übrigens nicht. Schaut man sich die Visualisierung der Pläne an, die vor der Umgestaltung vorgestellt wurden, sind die „riesenhaften Bretterkisten“, wie Wolfarth sie nennt, eingezeichnet. Allerdings gibt es auf diesen Bildern quer angebrachte Bretter, die an Lehnen erinnern – ob echte Lehnen oder nur Gestaltungselemente, wird auf dem Bild nicht deutlich.
Gebaut wurden sie bislang nicht. Aber wenn überhaupt, dann könnte man sich auch nur von einer Seite her anlehne und müsste dabei auf die Häuserreihe schauen und nicht auf den Main. Für einen entspannten Blick auf den Main würden sie dem 85-Jährigen nichts helfen.
Über fehlende Bänke mit Lehne ärgert sich Jürgen Wolfarth zwar, wird mit seiner Kritik sehr deutlich, spricht von „Spott“, den sich die Stadt da einhandle. Aber ansonsten gefällt ihm der neu gestaltete Obere Mainkai gut. Die Parkplätze seien gut platziert, deren Gestaltung gelungen und dass derzeit noch kein Schatten da ist, sei völlig normal. „Das ist doch überhaupt kein Problem“, sagt der 85-Jährige.
„Die Bäume müssen ja noch wachsen, das war in den anderen Bereichen am Main doch genauso.“ Dort, wo man täglich beobachten kann, dass die Menschen sich wohlfühlen – weil es gelungen ist, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Herr Wolfarth sollte sich vielleicht klar werden, dass die Stadt Kitzingen nicht nur für Ihn baut. Auch wenn er gewissenhaft " immer wieder vorbeigeschaut" hat.
da durften sich offenbar mal wieder die Designer/innen austoben, selbstverständlich auf Kosten der Bürger/innen, die sich jetzt ein klein wenig vera(lber)t vorkommen...
Kann man nicht verbieten, dass die Verantwortlichen mit solchen Projekten den Betroffenen praktisch den Mittelfinger zeigen? Sowas z. B. scheint mir viel eher eine Respektlosigkeit als das Absingen sinnfreier Liedtexte.
Schon mal drangedacht, dass diese "Bänke" viel mehr (Kinder/ Jugendliche) dazu einladen dürften, darauf herumzulaufen etc. und Fußabdrücke (und mehr...) zu hinterlassen als (andere Leute,) sich darauf zu setzen und sich ggf. die Kleidung am hinterlassenen Dreck zu verschmutzen? War vielleicht genau diese "Mehrzwecknutzung" sogar gewollt? Na danke sagt der Steuerzahler, der sowas zwar mitbezahlen darf, aber besser vom Hinsetzen absieht...