Die Gurke. Grün, krumm, um die 50 Zentimeter. Von wegen. Gurken können weiß, gelb und braun sein. Sie kommen als Keulen und Kugeln daher. Das weiß nur kaum jemand. Weshalb der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) die Gurke zum Gemüse des Jahres 2019/20 ausgerufen hat. Mit einem großen Ziel: Werbung machen für die Gurkenvielfalt. Man könnte auch sagen: Herumgurken für eine gute Sache.
Einer, der sich das nicht zweimal sagen lässt, ist der Schwarzacher Veit Plietz. Der Öko-Pionier, der bereits seit dem Jahr 1983 eine Raritäten-Gärtnerei betreibt, bietet in diesem Jahr die volle Gurken-Dröhnung an: Er hat aufgerüstet im Gurkenbeet, knapp 30 Arten sind dieses Jahr im Angebot.
Der Gärtner experimentiert gerne
Nach der kürzlichen Aussaat wird es in einigen Wochen schon die ersten Früchte geben, bevor dann im Juni die Gurkenzeit so richtig ausbricht. Darauf freut sich der 61-Jährige bereits: Was da so alles heranwächst, ist auch für den Profi immer wieder spannend. Ausprobieren, ein bisschen experimentieren – dafür kann sich Veit Plietz begeistern.
Wobei die Vorfreude genau genommen schon im Winter anfing: Damals hielt er im Internet Ausschau nach samenfesten Gurkensorten und schickte die eine oder andere Bestellung los, darunter auch eine an eine österreichische Samenbank. Deshalb wachsen in Schwarzach in Sichtweite der Klostertürme Pflanzen heran, die es nie zuvor dort gab. Etwa die Gukenmelone, die ursprünglich aus Süditalien stammt und laut Beschreibung zart, leicht verdaulich und nicht bitter ist.
Die Gurkenmelone wird nicht der einzige Exot bleiben: Mit dem Berliner Aal wächst eine robuste Freilandgurke heran, die Gergana ist eine schlanke Schönheit aus Bulgarien, die Indische Gurke ist braun und mehrere Monate haltbar und die Incagurke, soll gekocht wie Spargel schmecken. Die Liste der besonderen Gurken ist ebenso lang wie international: Soo Yoh Long kommt aus Nordchina und Yamato 3 Feet aus Japan. Deutschland ist mit Tanja vertreten, eine bewährte Freiland-Gurke, bitterfrei und 35 Zentimeter groß.
Gurkenverkostung geplant
Wenn man bedenkt, dass eine Gurke fast nur aus Wasser besteht, ist es selbst für den Bio-Gärtner überraschend: "Man mag es kaum glauben, dass Gurken von süß bis bitter so unterschiedlich schmecken können!" Dieses Erstaunen soll auch wieder der Kundschaft vermittelt werden: Neben der traditionellen Tomatenverkostung – auch hier wurden wieder um die 100 Sorten angebaut – soll es in diesem Jahr erstmals auch eine Gurkenverkostung geben.
Dass die Vielfalt in Schwarzach künftig gesichert ist, steht inzwischen auch fest: Die Suche nach einem Nachfolger war erfolgreich. Der 61-Jährige möchte langsam kürzer treten und fand nun mit Martin Schäfer einen Mitstreiter, der die gleiche Begeisterung für die Vielseitigkeit an den Tag legt wie der Firmeninhaber. Die Vielfalt bleibt also in der Gärtnerei wohnen und die Wahrscheinlichkeit, dass es weiter runde Gurken gibt, damit auch. Nur das mit dem Kürzertreten muss Veit Plietz erst noch lernen: Im Zweifelsfall hält er ja doch wieder nach Pflanzen Ausschau, die bisher kaum einer gekannt hat und die vor dem Aussterben gerettet werden wollen.
Weitere Infos im Internet unter www.nutzpflanzenviefalt.de sowie unter www.oekokiste-schwarzach.de