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GEISELWIND
Gegenwind für die Windräder in Geiselwind
Für und Wider: Ganz schön viel los war bei der Info-Veranstaltung der Bürgerinitiative „BI lebenswerter Steigerwald – Gegenwind Ilmenau“ am Freitagabend in Geiselwind.
Foto: Andreas Stöckinger | Für und Wider: Ganz schön viel los war bei der Info-Veranstaltung der Bürgerinitiative „BI lebenswerter Steigerwald – Gegenwind Ilmenau“ am Freitagabend in Geiselwind.
Von unserem Mitarbeiter Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:57 Uhr

Sich selbst bezeichnet Matthias Böhm als „Steigerwälder, der stolz darauf ist – egal, ob wir Natur- oder Nationalpark sind“. Fest steht für den Ilmenauer: „Auf keinen Fall wollen wir aber einen Windpark“. So leitete er die Informationsveranstaltung zum Thema Windkraftanlagen (WKA) in Geiselwind am Freitagabend ein.

Zusammen mit anderen Bürgern, unter anderem seiner Schwester Klara, die gleichzeitig Ortssprecherin in dem etwa 70 Einwohner zählenden Dorf ist, hat er im Januar eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Gegenwind Ilmenau“ gegründet. Bei der Infoveranstaltung zeigte sich, dass dieses Thema den Menschen im östlichen Landkreiszipfel und in den angrenzenden Gemeinden unter den Nägeln brennt. Rund 80 Interessierte waren ins Hotel Stern nach Geiselwind gekommen, um die Meinung von Windkraft-Gegnern und Fachleuten zu hören. Bei der Diskussionsrunde im Anschluss meldeten sich aber auch Befürworter zu Wort.

Zunächst stellten Matthias Böhm vor, wie es beim Thema Windräder derzeit in der 15 Ortsteile umfassenden Gemeinde Geiselwind aussieht. Zwei größere Gebiete sind als Sondergebiete auf Geiselwinder Gemarkung für die mögliche Errichtung von Windrädern mit bis zu 240 Metern Höhe ausgewiesen. Eines befindet sich bei Ebersbrunn, etwa in Richtung Schönaich, wo vier bis fünf Räder gebaut werden könnten. Auf der zweiten möglichen Fläche bei Ilmenau, zur Landkreisgrenze hin, könnten sich demnächst zwei bis drei Windräder drehen.

Etwa 800 Meter wäre ein möglicher Standort für eine Windkraftanlage von Böhms Haus entfernt. Schattenwurf und Lärm müsse er dann befürchten, so Böhm. Was ihn wundere, sei, dass man in letzter Zeit bereits Vereine gegründet habe zum Schutz des Steigerwalds. Dabei habe man wohl die Windräder vergessen. „Wir sind nicht alleine, aber wir werden allein gelassen. Die Politik soll endlich mal Entscheidungen treffen, damit wir wissen, woran wir sind“, forderte er.

Diplom-Ingenieur Leopold Glück ließ Zahlen folgen, die beweisen sollen, dass Windräder in diesem Bereich aufgrund des niedrigen Wind-Aufkommens wirtschaftlich nicht sinnvoll seien. Glück warnte vor den enormen Kosten, die zur Umstellung auf Ökostrom nötig seien. Die Zeche zahle immer der Verbraucher, auch entstünden keine zusätzlichen Arbeitsplätze, so Glück. Schließlich brachte Cornelia Schindler „zehn gute Gründe gegen Windkraft“. Ihr Fazit: Wenige verdienen daran, viele zahlen.

Klara Böhm moderierte die anschließende, lebhafte Diskussion. So sprachen Bürger ihre Sorgen etwa wegen des nicht bekannten Gesundheitsrisikos der Anlagen an, oder wollten wissen, wie lange ein Windrad halte und wie viel ein Rückbau koste. Brigitte Hahn aus Brünnau schilderte aus erster Hand, welche Beeinträchtigungen sie und ihre Familie durch eine Windkraftanlage hätten. Sie habe seit kurzem eine solche Anlage in 600 Meter Entfernung zum Wohnhaus. „In Geiselwind haben wir eine Riesen-Aktion, weil die Autobahn zu laut ist. Und da holen wir uns eventuell neue Geräusche“, wunderte sich Gerlinde Rehberger.

Was ist die Alternative?

Dazwischen kamen mit Reinhold Kern und Heinrich von Pöllnitz auch zwei Personen zu Wort, die Interesse an der Errichtung von Windrädern haben. Sie waren nicht allein. So warf ein anderer Diskussionsteilnehmer ein: „Was für Vorschläge haben Sie, um von der Atomenergie wegzukommen?“ Darauf antwortete Ingenieur Glück, dass es nicht um die Frage Pro oder Contra Atomstrom gehe. „Solange wir keine vernünftige Speichertechnologie haben, können wir die gesamten ökologischen Energien vergessen.“ Die derzeitigen Modelle dienten, so Glück, „nur dazu, Geld zu machen“.

Hinterher zeigte sich Mitorganisatorin Klara Böhm nicht sonderlich überrascht über die große Resonanz der Veranstaltung. „Wir wussten, dass einiges kommt. Das Thema brennt sicher in Geiselwind auf den Nägeln, aber auch in der Umgebung, wie Aschbach, Schlüsselfeld, oder auch Wiesentheid.“

Noch habe auch der Geiselwinder Gemeinderat die Windkraft-Pläne ruhen lassen, weil es vom Gesetz her in geschützten Gebieten wie Nationalparks nicht erlaubt sei. Das soll auch so bleiben, wünschen sich jedenfalls Klara Böhm und die Ilmenauer Initiative.

Klara Böhm von der Bürgerinitiative „Gegenwind Ilmenau“.
| Klara Böhm von der Bürgerinitiative „Gegenwind Ilmenau“.
 
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