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KITZINGEN
Gegen die Krankheit anlaufen
Aktiv: Laufen trotz Erkrankung nennt sich die Gruppe, die jeden Mittwochvormittag etwas für ihre Gesundheit tut.
Foto: Ralf Dieter | Aktiv: Laufen trotz Erkrankung nennt sich die Gruppe, die jeden Mittwochvormittag etwas für ihre Gesundheit tut.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 06.03.2015 16:25 Uhr

Sie halten durch. Seit mehr als zehn Wochen. Weil sie merken, dass es ihnen gut tut. Und deshalb werden sie auch weiter laufen.

Im Februar hatte Chefarzt Dr. Wolfgang Karmann einen Vortrag an der Klinik Kitzinger Land gehalten. „Aktiv bleiben trotz Erkrankung. Der gesundheitliche Nutzen körperlicher Aktivität.“ 14 Menschen haben sich danach zu einer Laufgruppe zusammengefunden. Menschen, denen es seither besser geht.

Ihren Namen wollen sie nicht in der Zeitung lesen. Aber ihre Geschichten erzählen sie. Weil sie exemplarisch sind, weil sie anderen Betroffenen Hoffnung machen können. Vor einem Jahr ist bei einer Teilnehmerin der Laufgruppe beispielsweise Herzinsuffizienz diagnostiziert worden. „Mein Herz schlägt unregelmäßig“, erklärt sie. Der Arzt riet zu Bewegung. „Und es ist tatsächlich besser geworden“, sagt sie. Das Herz schlägt wieder regelmäßig und als Nebeneffekt sind auch noch die Knieschmerzen verflogen.

„Laufen wirkt sich positiv auf verschiedene Erkrankungen aus.“
Ines Müller Gesundheitsamt

Das Immunsystem wird gestärkt, die Muskeln werden mit Sauerstoff versorgt, neue Muskeln werden aktiviert: Es gibt viele Gründe, um sich auch nach einer schweren Krankheit zu bewegen. „Laufen wirkt sich positiv auf verschiedene Erkrankungen aus“, sagt Ines Müller vom Gesundheitsamt in Kitzingen. Krebs, Osteoporose, Herz- oder Magenprobleme. Die Männer und Frauen in der Laufgruppe bringen ganz unterschiedliche Krankheitsgeschichten mit in das wöchentliche Treffen. Drei Mal schon hatte eine 76-jährige Teilnehmerin mit Krebs zu kämpfen. „Das Laufen tut mir gut“, sagt sie. Auch ihren Knochen und ihrer Wirbelsäule helfen die Einheiten an jedem Mittwochmorgen. „Ich mache auf jeden Fall weiter“, sagt sie.

Trainerin Christine Henneberger verabredet sich jeden Mittwochvormittag, um 9.30 Uhr, mit der Laufgruppe. Treffpunkt ist in der Regel der Parkplatz am aqua-sole. Die Strecke ist immer eine andere. Vier Kilometer nehmen sich die Teilnehmer vor. Manche laufen ein wenig schneller, manche lassen sich mehr Zeit. „Das machen wir ganz individuell“, erklärt sie. „Jeder geht sein Tempo.“

Doch bevor es losgeht, steht erst einmal ein Aufwärmprogramm an. Mit Hilfe von Bändern dehnen die Teilnehmer ihre Muskeln und Sehnen und bringen den Kreislauf schon ein wenig auf Trab. Wie gut das dem gesamten Körper tut, weiß ein Mann zu berichten, der vor acht Jahren sein Leben komplett umgestellt hat. Anlass: Eine Bypass-OP am Herzen. „Seither mache ich regelmäßig Sport.“ Sechs Kilometer Nordic Walking und bei schlechtem Wetter die gleiche Strecke auf seinem Laufband. Mehr als 30 Kilo hat er seither abgenommen, fühlt sich gesund. „Früher habe ich immer eine Ausrede gefunden, um nichts tun zu müssen“, bekennt er. „Heute ist es ein schlechter Tag für mich, wenn ich nicht laufen kann.“

Der Mittwoch ist ein guter Tag für alle 14 Teilnehmer. Nicht nur, weil sie etwas für ihre körperliche Gesundheit tun. Auch die Seele atmet auf. „Die Gemeinschaft ist ganz wichtig“, betont Trainerin Henneberger. Die Teilnehmer laufen immer in kleinen Gruppen oder zu zweit. Genug Zeit und Luft für Unterhaltungen bleibt. „Manche treffen sich auch abseits der Laufgruppe“, erzählt sie. Auch die Geselligkeit und der Austausch helfen, Krankheiten zu überwinden. Das kann eine weitere Teilnehmerin nur bestätigen. Vor zwei Jahren hatte sie Brustkrebs und noch dazu einen Herzfehler. „Die Gemeinschaft hilft“, sagt sie. „Man hat einen festen Termin in der Woche, den man einhalten will.“ Und der Austausch mit den anderen Teilnehmern hat ihr Mut gemacht. Die 66-Jährige hat schnell gemerkt, dass sie fitter wird. Jetzt läuft sie auch außerhalb der gemeinsamen Trainingsstunde. „Das ist allemal besser, als daheim zu sitzen und auf die Therapie zu warten.“

Trainerin Henneberger freut sich über den guten und regelmäßigen Besuch. „Ein Grund, diese Laufgruppe ins Leben zu rufen, war es ja, kranke Menschen aus ihrer Isolation herauszuholen. Sie wieder an die frische Luft zu bringen. Damit sie die Natur genießen“, erklärt sie. Die Leichtathletiktrainerin hat vor ein paar Jahren einen extra Trainerschein „Prävention im Sport“ gemacht und leitet seither in ihrem Stammverein, der TG Kitzingen, eine Seniorengruppe. Die Grundproblematik ist bei beiden Gruppen die gleiche: „Alle wissen, wie wichtig Bewegung ist. Aber für sich alleine will halt keiner laufen. Da fehlt der letzte Kick.“

Den 14 Damen und Herren der Laufgruppe fehlt der letzte Kick ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Sie wollen in diesem Jahr am Krankenhauslauf teilnehmen. 6,9 Kilometer lang ist der. Und verfügt über eine schwierige Steigung. Training kann da sicher nicht schaden.

Die ersten zehn Lauftermine sind längst gelaufen. Das Landratsamt hat aufgrund der regen Teilnahme eine Verlängerung bewilligt. Das Angebot wird finanziert aus den Mitteln des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege und ist für die Teilnehmer kostenfrei. „Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen“, betont Henneberger. Sie weiß: Wer nach einer Krankheit in Bewegung kommt, gesundet schneller. Vor allem wenn er innerhalb einer fröhlichen Gemeinschaft unterwegs ist.

Fragen und Anmeldungen bei Christine Henneberger, Tel. (0 93 23) 4 45.

Aufwärmen: Erst dehnen, dann laufen. Die Gruppe sucht sich einen schönen Platz für ihre Aufwärmübungen.
Foto: Ralf Dieter | Aufwärmen: Erst dehnen, dann laufen. Die Gruppe sucht sich einen schönen Platz für ihre Aufwärmübungen.
 
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