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Prichsenstadt
Gegen das Vergessen
Bürgermeister René Schlehr, Ludwig Meder, Stadtrat und Vorstandsmitglied des Vereins Alt Prichsenstadt, und Wolf-Dieter Gutsch, Sprecher des Arbeitskreises “Stolpersteine - Erinnern und Gedenken” vor der Gedenktafel für die ehemaligen jüdischen Mitbürger der Stadt.
Foto: Heinrich Wörner | Bürgermeister René Schlehr, Ludwig Meder, Stadtrat und Vorstandsmitglied des Vereins Alt Prichsenstadt, und Wolf-Dieter Gutsch, Sprecher des Arbeitskreises “Stolpersteine - Erinnern und Gedenken” vor der Gedenktafel ...
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 19.11.2020 02:18 Uhr

Anlässlich des Jahrestages des Novemberpogroms 1938 legte der Verein Alt Prichsenstadt auf Initiative des Arbeitskreises “Stolpersteine - Erinnern und Gedenken” an der Gedenktafel für die ehemaligen jüdischen Mitbürger der Stadt Blumen nieder und entzündete eine Gedenkkerze.

In Prichsenstadt fand - wie in den meisten kleineren deutschen Städten und Gemeinden mit jüdischer Bevölkerung - der seinerzeitige Pogrom nicht schon in der Nacht vom 9. November auf den 10. November 1938 statt, sondern “erst” am 10. November 1928, und zwar ab dem frühen Morgen bis gegen Abend, also am hellichten Tag.

In Prichsenstadt kam der SS-Zerstörungstrupp aus Kitzingen am frühen Nachmittag an, brach die Synagoge auf und demolierte die Inneneinrichtung vollständig. Schon vorher hatten örtliche Funktionäre der NSDAP, zusammen mit SA-Leuten aus der Stadt und der Umgebung, die jüdischen Häuser nach “staatsfeindlicher Literatur und Waffen” durchsucht und teilweise schwer verwüstet, die jüdischen Mitbürger wurden im Rathaus und in der Turnhalle gefangengenommen. Gegen Abend verbrannte man  Einrichtungs- und Kultgegenstände aus der Synagoge - darunter auch die heiligen Thora-Rollen - auf dem Marktplatz, in Gegenwart vieler Schaulustiger und Schulkinder.

Die letzte Station des SS-Trupps auf seinem Weg durch den Landkreis Kitzingen war schließlich die damals noch selbständige Gemeinde Altenschönbach, wo sich ähnliche Vorfälle abspielten und auch die Synagoge geschändet und demoliert wurde.

Der Novemberpogrom 1938 markiert den Übergang der Politik des Nationalsozialismus von der Diffamierung, Ausgrenzung und Entrechtung der jüdischen Mitbürger hin zur Anwendung offener brutaler Gewalt, die staatlich organisiert und sanktioniert wurde.

Mit der kleinen Gedenkveranstaltung in Prichsenstadt versuchten die Vertreter der Stadt und des Vereins Alt Prichsenstadt  ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte - gegen Ausgrenzung, Hass und Geschichtsvergessenheit zu setzen und das Gedenken an die jüdischen Mitbürger sowie die Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten.

Von: Wolf-Dieter Gutsch, Sprecher des Arbeitskreises "Stolpersteine - Erinnern und Gedenken" im Verein Alt Prichsenstadt

 
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