Dem Erinnern gewidmet war auch eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 80sten Todestages des Dichters, die vergangenen Mittwoch auf dem Schwanberg stattfand. Conrad gehört zur kulturellen Identität Gnodstadts wie des Landkreises. Der weit gereiste Schriftsteller, Universitätslehrer und Journalist war eine zentrale Figur der naturalistischen Dichterbewegung, des 19. und 20. Jahrhunderts, Herausgeber richtungsweisender Zeitschriften und Mentor weiterer Künstler.
Daneben war dieser Sohn Gnodstadts, (wo noch heute vom „Büttners Michel“ die Rede ist) – körperlich hoch gewachsen, mit beeindruckendem roten Schopf und Bart, von beinahe einschüchternder Beredsamkeit und entwaffnender Direktheit – zwei Jahre lang sogar Reichstagsabgeordneter.
Mehr als Grund genug, am Conrads-Eck an ihn zu erinnern. Neben offiziellen Vertretern des Landkreises, den Bürgermeistern von Marktbreit und Gnodstadt und zahlreichen weiteren Gästen war auch die Münchner Literaturwissenschaftlerin Clarissa Höschel am Schwanberg. Mit ihren Recherchen für einen Conrad-Artikel in der Zeitschrift „Literatur in Bayern“ hatte sie ein besonderes Augenmerk auf Conrad. „Der manchmal fast hemdsärmelige Dichter, der denkt, was er sagt und sagt, was er denkt, zeigte in seinen Gedichten eine empfindsame, verletzliche Seite“, sagt sie in ihrem Vortrag.
Beziehungsreicher Ort
Der Schwanberg sei ein beziehungsreicher Ort für dieses Gedenken, denn sein sicherlich fränkischster, vielleicht auch schönster Roman, „Der Herrgott am Grenzstein“, hat der Dichter unweit davon in einer Turmstube des Schlosses Schwanberg geschrieben.
So erklärt es jedenfalls die Nachfahrin Monika Conrad bei der Gedenkveranstaltung. Ein „Heimatdichter“ sei er freilich nicht gewesen, wenngleich er sehr treffsicher über sein geliebtes Gnodstadt geschrieben habe. So etwa über die Spaltung des Dorfes in „Schwarze-Adler-Gänger“ und „Grüner-Baum-Besucher“. Im ganzen Roman, so Monika Conrad, gebe es nur einen Umstand, der ihr nicht gefalle: „Dass er nämlich Gnodstadt das Synonym Bullendorf verpasst.“
Auch Marktbreits Bürgermeister Erich Hegwein verbindet eine überaus persönliche Erinnerung an den Gnodstädter Ehrenbürger und Dichter: Anfang der 90er sei er als junger Kämmerer nach Marktbreit gekommen, erzählt der Bürgermeister. Just zu dem Zeitpunkt, als die Amtsräume in Gnodstadt renoviert und folglich Vieles ausgelagert werden musste. Da sei ihm ein Ölgemälde aufgefallen, das einen jungen, bärtigen Mann zeigte. Da in seinem Amtszimmer noch eine Wand allzu kahl gewesen sei, habe er das Gemälde kurzerhand dort aufgehängt.
„Damals war ich noch etwas schlanker als heute – und so konnten Besucher eine gewisse Ähnlichkeit mit mir feststellen, die ich so erklärt habe, dass das mein Großvater sei“, grinst Hegwein. Heute hängt das Bild wieder im Bürgermeister-Besprechungszimmer in Gnodstadt.
Neben dem Conradseck erinnern in Gnodstadt ein Relief an der Stelle des nicht mehr bestehenden Geburtshauses an den bereits zu Lebzeiten sehr verehrten Dichter. Beigesetzt ist er auf dem Gnodtsädter Friedhof, zusammen mit der Familie, in einem Ehrengrab.
Eine weitere Gedenkveranstaltung für Michael Georg Conrad findet am 27. Januar um 15 Uhr auf dem Schwanberg statt. Es handelt sich um einen Vortrag mit Lesung und Musik.