
„Unser Ziel seit 30 Jahren ist die Pflege der Volksmusik und der Mundart“, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft fränkische Volksmusik, Reinhard Hüßner, am Sonntag in Castell.
Dort fand das 7. Unterfränkische Volksmusikfest und das, so Hüßner, gestatte einen tiefen Einblick in die Vielfalt unserer fränkischen Heimat.
Und in der Tat – als am Vormittag dicke dunkle Wolken über den Weinort zogen und kurz vor Beginn der Veranstaltung heftige Regengüsse über dem Schlosspark niedergingen, zeigte sich bei den Ehrenamtlichen an den Verkaufs- und Informationsständen zunächst einmal die fränkische Gelassenheit.
„Geb mer emol e Bratworscht“ lautete die Bitte eines Helfers am Weinstand an eine der Verkäuferinnen am gegenüberliegenden Grill der Metzgerei Bausewein. Das zeigte zunächst, egal ob am frühen Morgen oder spät in der Nacht – Bratworscht geht beim echten Franken immer.
Das kurze Gespräch danach bestand – ebenfalls typisch Fränkisch – nur aus wenigen Worten „So ein Sch... Wetter“. Die knappe Antwort: „Abwarten, des werd scho.“ Der Mann behielt Recht, auch wenn es noch einige Zeit dauern sollte.
Als die Ehrengäste nach dem Auftaktgottesdienst am Schlosspark zur offiziellen Eröffnung eintrafen, wo die „Schlappeflicker“ unter einem Pavillon vor leeren Bänken aufspielten, frotzelte einer der Gäste unter seinem Regenschirm: „Ich glebb, die höm des Blaua vom Himmel ro gebett.“ Der offizielle Auftakt wurde kurzerhand in den fürstlichen Reitstall verlegt.
Neben Hüßner fanden dort Bezirksrätin Christine Bender, stellvertretend für die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Eva-Maria Linsenbreder, und Landrätin Tamara Bischof wohlgesetzte Worte zur fränkischen Volksmusik und Kultur. Sie gäben den Menschen eine gemeinsame Identität und erinnerten an Werte, die uns Menschen hier geprägt haben, sagte Bender und: „Volksmusik ist in Noten gefasstes Vergnügen.“
Bischof sagte, normalerweise scheine in Castell immer die Sonne und wenn nicht, sei man froh, so wie heute in die Reithalle ausweichen zu können. Dort hatten sich nach und nach rund 150 Zuhörer eingefunden und als die Tanzgruppe Kolitzheim, begleitet von den „Schlappeflickern“ ihren Auftritt hatten, ging es schon wieder um Essen und Trinken.
Das Lied vom Rehragout
Nach dem Lied vom „Rehragout“, das es „heit auf‘d Nacht“ gibt, kam das „Gerchla“, also der Georg ins Spiel. „Wo is denn des Gerchla, es Gerchla is heit net derham, er is auf der Kerwa und frisst die ganz Brotwärscht zam“, heißt es dort. Als danach noch das Stück von der „Gemütlichkeit“ kam, über die bekanntermaßen nichts geht, war eigentlich schon alles gesagt, über das, was dem Franken gemeinhin am liebsten zu sein scheint.
Gegen 13 Uhr besserte sich das Wetter zusehends, immer häufiger kam die Sonne zum Vorschein, womit die Landrätin Recht bekam und nach und nach füllten sich zuerst der Parkplatz und dann die Sitzplätze im Schlosspark, am Tränkbrunnen, vor dem Rathaus, im Gemeindehaus und in der Pfarrkirche.
Zugereiste und andere Nichtfranken erfuhren so ganz nebenbei, dass „Schlappeflicker“ der fränkische Ausdruck für einen Schuster ist und dass der Name der Volksmusikformation „Ouwä lings“ davon abgeleitet ist, dass Musikanten mit dem Lesen der Noten auf ihren Notenblätter oben links beginnen.
Nonstop spielten die Helmsermer Dorfmusikanten, die „Sameds“ das Trio Gumann, die Frankenlandkapelle aus Gädheim, die Altfränkischen Musikanten Billinghausen, die Weinfränkische Stubenmusik, die Hawicher Buchfinken, das Trio Frank Bluhm, die Fränkische Hausmusik, die Grünbachtaler, der Grettschter Dreigesang, die Frankobarden und viel andere im gesamten Ort.
Tanzgruppen aus Kolitzheim, Kitzingen und Mainstockheim zeigten Schottisch, Polka, Walzer, Rheinländer, Dreher und mehr. Und als sich zum Abschluss alle Teilnehmer im Schlossgarten zum gemeinsamen „Nausschmeißer“ versammelten, war der Regen vom Vormittag längst vergessen.