Im Grünen sitzen, die Bienen bei ihrer Arbeit beobachten, Gemüse ernten, Fußball spielen: Ein Garten ist so vielfältig wie seine Nutzer. Damit sich alle Bewohner – Menschen und Tiere – dort gerne aufhalten, sollte der Gärtner in spe sich allerdings vorab über einiges klar werden. So lautet auch der erste Tipp der Gartenexperten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kitzingen: Erst planen, dann pflanzen. Nikolai Kendzia, Leiter der Abteilung Gartenbau am AELF und Gartenbau-Ingenieurin Maria Lutz sind sowohl für Betriebe wie auch Kommunen Ansprechpartner. „Unser Job ist es, den Gartenbau zu fördern“, bringt es Kendzia auf den Punkt.
Ein gutes Konzept ist wichtig
Vor dem Buddeln in der Erde steht nach Ansicht der Experten die zentrale Frage: Wie möchte ich meinen Garten nutzen? Und wie viel Zeit möchte ich für dessen Pflege aufwenden? Ob man einen neuen Garten anlegt oder ein älteres Grundstück umgestaltet: Wichtig ist, ein gutes Konzept zu haben, eine Grundstruktur für Wege und Leitungen, eine Planung für die Höhenunterschiede, für sonnige und schattige Bereiche. Später nachbessern zu müssen, macht deutlich mehr Arbeit. Die Experten empfehlen darum, sich gerade für den Start fachliche Hilfe zu holen. Sei es bei einem Gartenbau-Betrieb, einem Landschaftsarchitekten, dem örtlichen Gartenbau-Verein, einem Fachbetrieb oder der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.
Steingärten sind nicht mehr im Trend
Steht die erste Planung, kann der Hobbygärtner die einzelnen Bereiche in Angriff nehmen – und den zweiten Tipp von Maria Lutz und Nikolai Kendzia beherzigen: Lieber Stauden als Steine. Die Gartenbau-Ingenieurin und der Ingenieur Landschaftsarchitektur raten ganz klar von einem Steingarten ab. „Das ist leider immer noch Trend“, bedauert Kendzia. Er verweist auf die negativen Aspekte einer mit vielen Kieseln und wenig Grün bedeckten Fläche. In der dunklen Variante heize sich diese im Sommer stark auf, die helle könne leicht blenden. Aus weiß werde irgendwann grau, zudem lassen sich Staub und Unkraut nie völlig vermeiden. Die bessere – und buntere – Alternative seien Staudenbeete. Eine prima Idee für Ungeübte ist es, dafür vorgefertigte Staudenmischungen der LWG wie den „Veitshöchheimer Blütentraum“ oder den „Silbersommer“ des Bundes deutscher Staudengärtner zu nutzen.
Eine blühende Wiese ist pflegeleicht
Tipp drei: Ein Rasen macht viel Arbeit. Entweder man plant von Anfang an den Einsatz eines Mähroboters – oder macht die reine, intensiv gepflegte Grünfläche eher kleiner und setzt auf eine blühende Wiese nebenan. Auch hier bieten sich Mischungen wie die „Bienenweide“ an. Das freut nicht nur das Auge, sondern auch die vielen tierischen Bewohner des Gartens. Bei dem Thema lobt Nikolai Kendzia auch die Kommunen, deren Beratung ja ein wichtiger Teil seiner Arbeit am AELF ist. „Da tut sich sehr viel.“ Stichworte seien hier die essbare Stadt, wie es etwa Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) oder Gerolzhofen mit Naschobst oder Kräutern im öffentlichen Raum vormachen. Zudem entdecke er immer mehr Blühstreifen, auch in Städten wie Würzburg. Ein tolles Beispiel mit viel blühenden Bereichen im Ort sei auch Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt), freut sich der Fachmann: „Das bietet doch Inspiration für den Privatgarten.“ Genau dort kann aber auch jeder Gärtner mit etwas mehr naturnaher Gestaltung dazu beitragen, Bienen, Vögel und Igel zu unterstützen. Wenn man dann noch die Wiese von einem anderen Bereich mit einer Natursteinmauer abgrenzt, freut sich auch die Eidechse.
Zaubernuss oder Winterheckenkirsche
Der vierte Tipp nutzt ebenfalls den gefiederten und summenden Gartennutzern: Heimische Gehölze verwenden. „Es muss nicht immer Kirschlorbeer sein“, sagt Kendzia. Und: „Vorsicht vor Bambus!“ Selbst mit Wurzelsperre sei diesem kaum Einhalt zu gebieten. Lieber wolle man die Hobbygärtner zu Mischhecken motivieren, in denen Liguster und Hartriegel Platz finden. Oder sogar Zaubernuss und Winterheckenkirsche sind möglich, dafür muss man den Sträuchern aber genügend Platz lassen. Es sei natürlich Geschmackssache, ob man sich hinter einer immergrünen Hecke verstecken möchte. Allerdings lässt diese natürlich auch an Wintertagen kein Licht durch. Nutzt man stattdessen Gehölze wie die Hainbuche, hat man im Winter immer noch einen lichten Sichtschutz – und die Vögel finden dort einen guten Landeplatz.
Die beiden Fachleute wollen vor allem Mut machen, sich im Garten etwas zu trauen. Ihr fünfter und letzter Tipp lautet darum: Lassen Sie der Kreativität freien Lauf! Lutz und Kendzia raten dazu, von Anfang an eine Kreativ-Ecke einzuplanen. Das kann ein schmaler Streifen im Vorgarten sein, der immer wieder passend zur Jahreszeit bepflanzt wird. Da wären jetzt Frühjahrsblüher dran wie Viola, Primeln oder Bellis – auch in ausgefallenen Sorten und Farben.
Oder man schafft eine quadratische Fläche, in der auch die Kinder mit Unterstützung mal nach Herzenslust graben und einsetzen dürfen. Die Nachwuchsgärtner könnte man zum Beispiel einfach ein Bild malen lassen, wie sie sich ihr kreatives Blumenbeet wünschen. Und dann kann man versuchen, das in der Erde umzusetzen. Warum nicht mal ein Auto aus blauen Primeln neben der Terrasse fahren lassen? Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Das Schönste am Gärtnern ist doch: Wenn's schief geht, probiert man es einfach wieder.
Tipps
Die Bayerische Gartenakademie an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim bietet ein umfangreiches Seminarprogramm für Garteninteressierte an. Zu finden ist es online unter www.lwg.bayern.de/gartenakademie
Kurse zur Gartenplanung gibt's unter anderem an der Volkshochschule Würzburg. „Traumgärten I – Planung“ (am 14. April) und „Traumgärten II - Gestalten mit Pflanzen“ (am 4. und 5. Mai) heißen empfehlenswerte Angebote der Landschaftsarchitektin Moira Scholz. Nähere Infos gibt's unter www.vhs-wuerzburg.info
Bei der Landesgartenschau auf dem Hubland in Würzburg von 12. April bis 7. Oktober werden auch die LWG und das Kitzinger AELF im Ausstellungspavillon des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums vertreten sein. Dieser ist nahe des Haupteingangs zu finden.
Buchtipp: Das große BLV Handbuch Garten: Expertenwissen zu allen Fragen der Gartenpraxis, Taschenbuch von Eva Ott (Herausgeber) und Wolfram Franke (Autor). Auf 568 Seiten bietet das Standardwerk eine umfangreiche Sammlung von der Planung über Arbeitsabläufe im Garten bis zu Pflanzenporträts (Taschenbuch für 19,99 Euro).