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ALBERTSHOFEN
Gärtner im Landkreis Kitzingen sorgen sich um Energie und Wasser
Gesundes aus der Region: Etwa 220.000 bis 250.000 Schalen Kresse werden bei „Bio-Maintalkresse“ von Elmar und Margit Gimperlein in Albertshofen pro Woche produziert. Wie das abläuft, darüber informierte sich Agrarministerin Michaela Kaniber kürzlich. Sie nutzte die Gelegenheit auch, um sich mit örtlichen Betriebsinhabern über die aktuellen Probleme im Gartenbau auszutauschen. Fotos: Daniela Röllinger
Foto: Daniela Röllinger | Gesundes aus der Region: Etwa 220.000 bis 250.000 Schalen Kresse werden bei „Bio-Maintalkresse“ von Elmar und Margit Gimperlein in Albertshofen pro Woche produziert.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 23.05.2022 02:27 Uhr

„Zwei Tage kein Erdgas und alles ist kaputt.“ Man sieht André Busigel die Sorgen an, als er das sagt. Er ist nicht der einzige mit sehr ernster Mine in der Gesprächsrunde von Vertretern aus Gartenbau und Forstwirtschaft mit Agrarministerin Michaela Kaniber. Die Energieversorgung und -preise, die Bewässerung, sich ständig ändernde Vorschriften, EU-Verordnungen, die Digitalisierung – der Schuh drückt gleich an mehreren Stellen.

Barbara Becker, CSU-Landtagsabgeordnete aus Wiesenbronn, hatte eine „bunte Runde“ in den Betrieb von Elmar und Margit Gimperlein eingeladen, wie sie sagte. Viele waren dieser Einladung gefolgt – vom Vorsitzenden des Wasserbeschaffungsverbandes Albertshofen, Erich Wenkheimer, bis Ferdinand Fürst zu Castell-Castell als Weinguts- und Waldbesitzer, von Gurkenanbauer André Busigel bis Hildegard Töpfer, die Salat verarbeitet, von Gärtnerobermeister Christian Gräbner bis Claus Hochrein von der Initiative „Land schafft Verbindung“. Das zeigt, die Lage der Betriebe ist aus verschiedensten Gründen derzeit nicht einfach. Sie wollen aufmerksam machen auf ihre Probleme, hoffen auf Hilfe aus der Politik, haben auch selbst den einen oder anderen Vorschlag, wie sich ein Problem lösen könnte. Zahlen, Fakten, Beispiele nennen, Klartext sprechen, das war an diesem Abend die Devise. „Aber nicht jammern“, machte Barbara Becker gleich zu Beginn der Gesprächsrunde klar. „Jammern löst keine Probleme.“

Schon beim Rundgang durch den Betrieb von Elmar Gimperlein, die „Bio-Maintalkresse“, kam eines der Probleme zur Sprache. Immer wieder ändern sich Vorschriften und sie umzusetzen, ist für die Betriebe nicht einfach. So beschäftigt Gimperlein unter anderem die EU-Bioverordnung. Ums Substat, auf dem die Kresse wächst, geht es da. „Da läuft was“, beruhigte die Ministerin den Albertshöfer. „Da sind wir dran.“

So kurz und knapp und zugleich hoffnungsvoll konnten nicht alle Antworten sein, die Michaela Kaniber auf die Anliegen der Gärtner gab. Die Bewässerung war ein großes Thema. „Die Bewässerung in der Landwirtschaft wird sehr negativ beurteilt“, machte Erich Wenkheimer deutlich. Passanten schütteln verständnislos den Kopf, wenn sie an Feldern vorbeikommen, die beregnet werden. „Aber wenn in einem Industriepark Wasser genutzt wird, hört man nichts“, sagte der Vorstand des Wasserbeschaffungsverbandes Albertshofen und zog den Vergleich zur Papierindustrie. „Allein in Eltmann braucht man mehr Wasser als der ganze Gartenbau in Unterfranken.“ Gärtnerische Kultur sei nur mit Bewässerung möglich, das sei auf der ganzen Welt so. Trotzdem seien für das Pilotprojekt „Landwirtschaftliche Bewässerung der Zukunft“ nur vier Projekte ausgewählt worden – einmal geht es um Hopfen, dreimal um Weinbau. Um Gartenbau dagegen überhaupt nicht.

Wasser: Wichtiges Thema für alle

Barbara Becker sagte dazu, man dürfe nicht warten, bis die Ergebnisse der langen Pilotprojektphase vorliegen. Das müsse wegen des Klimawandels schneller gehen. „Die Frage ist: Wie kriegen wir eine Förderung solider Bewässerungsprojekte außerhalb dieser Pilotprojekte?“ Auch Michaela Kaniber betonte, man dürfe nicht nur den Weinbau fördern. „Wir brauchen auch gesunde Lebensmittel.“ Wasser müsse für alle ein wichtiges Thema sein und dazu würden Wassermanagementpläne gebraucht.

Dass bei der Bewässerung viele Aspekte eine Rolle spielen, wurde im Laufe des Gesprächs immer wieder deutlich. „Wir klären unser Wasser selbst und würden es auch gerne nutzen“, sagte Ferdinand Fürst zu Castell-Castell. „Aber wir dürfen nicht damit beregnen, sondern es muss in den Bach laufen.“ Mehrere Redner machten deutlich, dass sie es für unproblematisch halten, wenn dem Main Wasser zur Bewässerung entnommen wird. Auch für die Kühlung des Grafenrheinfelder Kernkraftwerks sei dem Main Wasser entnommen worden. „Was da in den Kühltürmen verdampft ist – damit würde man viel bewässern können.“ Allerdings ist Mainwasser nicht für jede Kultur geeignet. Für die Bewässerung der Reben durch Tröpfchenbewässerung an der Wurzel ist es unproblematisch. Frischgemüse und Salat dagegen dürfen nicht damit beregnet werden, weil es nicht mit der Frucht beziehungsweise dem Endprodukt in Berührung kommen darf. Hier muss Brunnenwasser genutzt werden.

Neben dem Wassermanagement ist auch die Energie ein Thema, das die Gartenbaubetriebe drückt. Gärtner Bernhard Klein aus Appenfelden möchte gern ein Windrad bauen, was aber im Naturpark Steigerwald nicht geht. Ministerin Kaniber sagte dazu, dass man sich mit dem Thema befasse. Die Regionalen Planungsverbände sollten sich in den nächsten Jahren die Vorrang- und Ausschlussgebiete für Windkraft noch einmal anschauen um zu sehen, wo man „nachsteuern“ könne. Es gehe um ein Gesamtkonzept, ein Energiemix sei nötig.

Hildegard Töpfer wies darauf hin, wie schwierig es für die Betriebe sei, wenn sich die Vorschriften immer wieder ändern – mal sei es nur „sinnvoll“, Energie ins Stromnetz einzuspeisen, mal muss eingespeist werden, mal soll der Eigenverbrauch gedeckt werden. „Es ist nicht verlässlich für die Betriebe, wenn sich dauernd etwas ändert.“

Der Anfang der Preisspirale

Die Abhängigkeit vom russischen Gas brachte Obermeister Christian Gräbner ins Gespräch, was André Busigel noch präzisierte. Er könne in seinem Betrieb die Hälfte der Heizkapazität über eine Biogasanlage decken. Aber über mehrere Monate brauche er auf jeden Fall Erdgas, bis April. „Wenn mir aber nicht garantiert wird, dass ich versorgt werde, ist es mir unmöglich, Jungpflanzen zu setzen.“ Wenn er zwei Tage kein Erdgas habe, seien alle Pflanzen kaputt. Wenn er aber erst im April Jungpflanzen setzen könne, was mache er als Gurkenanbaubetrieb stattdessen? „Außerdem gäbe es dann noch nicht mal im Mai Gurken.“ Nicht nur die Energieversorgung sei ein Problem, sondern auch der Preis. „Der Energiepreis ist der Anfang der Preisspirale. Der reißt alles nach oben. Da muss sich was tun“, forderte er.

Claus Hochrein von „Land schafft Verbindung“ befürchtet, dass die Biogasbetriebe nicht allzu lange bestehen werden. „Die werden nach 20 Jahren aufhören.“ Um das zu vermeiden, brauche es „eine vernünftige Anschlussvergütung“, forderte er.

Staatsministerin Michaela Kaniber betonte, man sei sich bewusst, dass die Energiefrage die extremste Herausforderung sei, zumal nicht davon auszugehen sei, dass der Krieg bald vorbei ist. Zugleich aber könne der Freistaat keine Alleingänge machen, „auch wenn wir den Wunsch verstehen“.

Riecht lecker, schmeckt lecker, ist gesund: Staatsministerin Michaela Kaniber besuchte gemeinsam mit MdL Barbara Becker die „Maintalkresse“. Elmar Gimperlein führte sie durch den Betrieb.
Foto: Daniela Röllinger | Riecht lecker, schmeckt lecker, ist gesund: Staatsministerin Michaela Kaniber besuchte gemeinsam mit MdL Barbara Becker die „Maintalkresse“. Elmar Gimperlein führte sie durch den Betrieb.
Gemeinsam mit MdL Barbara Becker besuchte Staatsministerin Michaela Kaniber die „Maintalkresse“. Elmar Gimperlein führte sie durch den Betrieb.
Foto: Daniela Röllinger | Gemeinsam mit MdL Barbara Becker besuchte Staatsministerin Michaela Kaniber die „Maintalkresse“. Elmar Gimperlein führte sie durch den Betrieb.
Von der Aussaat bis zum fertigen Produkt: Vier Tage dauert es, bis die Kresse soweit gewachsen ist, dass sie in den Verkauf kann, erklärte Elmar Gimperlein Ministerin Michaela Kaniber im Beisein von MdL Barbara Becker. . geerntet werden kann. Michaela Kaniber, Staatsministerin für Ernährung
Foto: Daniela Röllinger | Von der Aussaat bis zum fertigen Produkt: Vier Tage dauert es, bis die Kresse soweit gewachsen ist, dass sie in den Verkauf kann, erklärte Elmar Gimperlein Ministerin Michaela Kaniber im Beisein von MdL Barbara Becker.
 
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