Gut 100 "Friedensstifterinnen und Friedensstifter", wie Dekanin Kerstin Baderschneider die Anwesenden bezeichnete, hatten sich am Dienstagabend auf dem Kitzinger Marktplatz versammelt, um gemeinsam für Frieden und gegen Rassismus zu demonstrieren.
Aufgerufen dazu hatte ein Bündnis aus AWO, Wohlfahrtspflege, Stadt und Kirchen. Ein Grund für den Termin war, natürlich neben dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, die AWO-Woche gegen den Rassismus. Denn, wie Gerald Möhrlein, Kitzinger AWO-Vorsitzender, in seiner kurzen Rede sagte: "Wir beobachten mit Sorge, dass sich Teile der Gesellschaft immer weiter radikalisieren und rassistische Diskurse immer wieder abseits des rechten Randes der Gesellschaft aufgegriffen werden."
Rassismus, den Kerstin Baderschneider schon heute in direkten Zusammenhang mit den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine bringt: Denn kaum kommen junge Frauen aus dem Kriegsgebiet auf deutschen Bahnhöfen an, da gibt es schon "zwielichtige Männer, die diese Frauen ansprechen und zur Prostitution zwingen wollen". Sie werden so zu "Freiwild für Ausbeuter". Wie diese Notlage ausgenutzt werde, das sei auch eine Art von Rassismus.
Als junger Bub, aufgewachsen in der Siedlung, war er, Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner, natürlich Mitglied beim Siedler Sport Verein. Und wenn er dann da als Fünfjähriger so neben seinen Mitspielern auf der Umkleidebank saß, da war es ihm völlig egal, ob da neben ihm türkischstämmige Jungs oder der Sohn eines afroamerikanischen US-Soldaten war. Wichtig war es, gemeinsam zu spielen, gemeinsam seine Zeit zu verbringen. "Heute habe ich selbst drei Kinder und es ist wichtig für mich, sie so zu erziehen, dass sie jeden akzeptieren." Wie allen anderen Rednern an diesem Abend war es auch für Kitzingens OB unvorstellbar, einen Krieg in Europa miterleben zu müssen. Dabei stelle sich ihm die Frage, ob ein ehemaliger Lehrer mit der Behauptung recht hatte, dass der Mensch tatsächlich lernen könne.
Ganz persönliche Erfahrungen mit Rassismus schilderte Albina Baumann, Vorsitzende der Orts- und Kreisgruppe Kitzingen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Als Deutsche in Russland war sie schon in den ersten 16 Jahren ihres Lebens in der Sowjetunion Diskriminierungen ausgesetzt. Ihre Wurzeln sah sie immer in Deutschland und hier hat sie auch seit 45 Jahren ihre Heimat. Jetzt ist die Situation wieder instabil, "Rassismus und Diskriminierung schlagen uns entgegen", sagt sie. Und sie befürchtet, dass dieser Rassismus den Krieg nach Deutschland bringt. Denn von Hass betroffen sind russische Geschäfte, Kinder werden bespuckt, geschlagen und getreten.
Helfer für die ukrainischen Flüchtlinge sind auch Deutsche aus Russland, Russen selbst und auch viele Russisch Sprechende. Ihre Forderung: sich nicht auseinander dividieren lassen, denn "damit spielen wir den Kriegstreibern nur in die Hände".
Mahnende Worte und Hinweise, etwa auf den Bombentag 23. Februar 1945 in Kitzingen oder die hohe Zahl von 120 Nationen, die in Kitzingen eigentlich friedlich miteinander leben, gab es von Astrid Glos und Dekan Gerhard Spöckl, ehe die Glocken der beiden großen Kitzinger Kirchen zur Mahnung und als Friedensappell gemeinsam läuteten.