Es war eine mehr als ungewöhnliche Aktion, für die nun fünf Asylbewerber besonders gewürdigt wurden: Die jungen Männer störten bei einem Überfall auf die kleine Volksbank-Raiffeisenbank-Filiale in Rüdenhausen (Lkr. Kitzingen) die Täter derart, dass diese ohne Beute das Weite suchten. Mehr noch, die Männer verfolgten die Täter sogar auf eigene Faust, bis diese über die Flur verschwanden.
Die Einbrecher hatten Mitte August nachts versucht, den Tresor samt Geldautomaten im Eingangsbereich der Bank zu knacken. Die fünf Männer aus Syrien bemerkten und verhinderten das.
Wenige Tage später hat Bankdirektor Roland Rössert von der Raiffeisenbank Volkach-Wiesentheid den mutigen Einsatz zum Anlass genommen, den jungen Männern persönlich Dank und Respekt für diese Aktion auszusprechen. Neben Geschenkgutscheinen überreichte das Geldinstitut dabei einen Scheck über 500 Euro für den Helferkreis Asyl in Rüdenhausen.
Den Überfall-Abend vom 13. auf den 14. August haben die jungen Männer und ihre Betreuerin Daniela Ihrig noch vor Augen. Zusammen waren sie auf einer Geburtstagsfeier im Ort, gegen 1 Uhr machten sie sich auf den Heimweg. Loay Abbod, einer der Syrer, wohnt direkt gegenüber der Bankfiliale. Er beobachtete von seinem Fenster aus, wie sich Personen im Geldinstitut zu schaffen machten. „Er hat sofort bei mir angerufen und gesagt, dass er Diebe in der Bank gesehen hat. Er dachte, sie rauben die Bank aus“, sagt Redini Mohamed. Die beiden Männer riefen daraufhin bei Daniela Ihrig an und berichteten von ihrem Verdacht. Sie hielt das Ganze zunächst für einen Scherz, die Syrer aber hatten sich bereits auf den Weg zum Bankgebäude gemacht. Kurze Zeit später fuhr Ihrig hinterher.
Am Bankgebäude bemerkten die Täter, dass jemand draußen war und sie gestört würden. Schnell stiegen sie durch ein Fenster im hinteren Teil des Gebäudes aus und machten sich zu Fuß auf die Flucht. „Fünf Leute sind raus gekommen. Sie waren schwarz gekleidet und hatten Stangen und Taschen“, weiß Redini Mohamed noch. Die Männer rannten den Flüchtigen hinterher. Einer der Einbrecher habe sogar seine Maske abgenommen. „Sie haben miteinander gesprochen, aber deutsch und arabisch war das nicht“, meint Redini Mohamed. In einem Maisacker verloren sich die Spuren.
Die Polizei suchte dann mit einem Großaufgebot nach den verhinderten Bankeinbrechern. Aber trotz Hubschrauber und Spürhund fanden sie nichts, die Täter waren verschwunden. „Das war ganz schön mutig von Ihnen. So viel Courage muss man erst einmal haben“, zeigte sich Bankdirektor Rössert beeindruckt von dem Erzählten. Er überreichte Dzinas und Redini Mohamed, Ahmad Abdulmajid, Adnan Hanan und Loay Abbod je einen Gutschein für ein Grillfest.
Geld erbeuteten die Täter nicht. Drei Wochen nach der Tat sind die Spuren des Überfalls aber noch deutlich sichtbar am Bankautomaten. Der stählerne Koloss ist an eine Art Tresor angeschlossen. Im Moment ist er natürlich außer Betrieb.