Man kann schwer erkennen, ob die angriffslustigen Vögel in Alfred Hitchcocks gleichnamigem Film Krähen sind. Zuzutrauen ist es ihnen. Denn ein mieses Image haftet ihnen schon lange an: Aasfresser, Galgenvögel, Räuber. Und es zieht sie immer mehr zum Menschen hin, dem sie anhänglich sind wie ein aufdringlicher Stalker. Vielleicht auch deswegen, weil sie durch bestimmte Eigenschaften dem Primaten Mensch ebenbürtig sind.
Etwa darin, dass sich auch in dem Rabenvogel „Frechheit und List, Kraft und Gewandtheit vereinigen“, schreibt Tiervater Alfred Brehm. Auch sei zu beobachten, dass „der Verstand des Raben sich im Umgang mit dem Menschen in bewundernswerter Weise schärft“. Das illustriert die bisherige „Vergrämungsaktion“ des Kitzinger Bauhofs. Sie lassen es auf einen Wettlauf mit der Zeit ankommen. Denn sie sind wahre Intelligenzbolzen in der Tierwelt.
Wissenschaftler an der Universität von Iowa haben unlängst publiziert, dass manche Krähenarten wahre „Meisterleistungen“ hervorbringen, die selbst Menschen schwer fallen. Die Tiere konnten in Experimenten abstrakte Zusammenhänge erkennen und zwar spontan, ohne vorheriges Training, zum Beispiel das Ordnen von Symbolen nach Kategorien und nicht nach exakter Übereinstimmung. Sie schaffen also mühelos das, was Manchem selbst nach 12 oder 13 Jahren Schulzeit oft nicht gelingt: Nicht nur auswendig lernen, sondern das Gelernte auf andere Zusammenhänge anwenden.
Transferleistung sagen Pädagogen dazu, die sich wohl insgeheim manchen Schüler wie einen Krähenvogel wünschen. Er lernt nach einer Weile „trefflich sprechen, ahmt die Worte in richtiger Betonung nach und wendet sie mit Verstand an“. Solche Fähigkeiten machen den Kampf Krähe gegen die städtischen Nestentferner so spannend und zu einem Medienereignis.
Vielleicht wird am Ende in den Ästen immer noch ein höhnisches „Krächzkrächz“ zu hören sein. Besonders, wenn dort ältere Vögel ihre Heimstatt suchen. Denn sie nehmen zu „wie an Alter, so auch an Weisheit“, sagt Alfred Brehm über Krähen.