Die Ziele sind ehrgeizig, die Pläne klar umrissen. Helmut Hirner möchte den Markt Einersheimer Bäckereimaschinenhersteller Fritsch in den kommenden zehn Jahren komplett neu aufstellen. Seit Oktober 2015 ist der 57-Jährige der neue Geschäftsführer der Fritsch-Gruppe.
Beim Redaktionsbesuch in Kitzingen berichtet Hirner, dessen letzte Berufsstationen München, Mannheim und Wangen im Allgäu waren, offen und ausführlich von seinen Plänen, die er eng mit der Besitzerfamilie Fritsch abgestimmt hat.
In Markt Einersheim sollen in den kommenden zehn Jahren neue Werkshallen entstehen – ob auf der „Grünen Wiese“ oder anstelle der alten Gebäude, ist noch nicht klar. „Die älteste Halle stammt aus den 1950er Jahren“, berichtet Hirner. „Es wird Zeit, dass wir neu bauen.“ Noch in diesem Jahr soll die erste Halle abgerissen werden.
Damit nicht genug: In den kommenden Jahren sollen neue Arbeitsprozesse eingeführt und eine neue IT installiert werden. „Außerdem wollen wir unsere Produktentwicklung beschleunigen.“ Für Hirner sind die Neubaupläne, die mit rund 15 Millionen Euro veranschlagt sind, ein Bekenntnis zum Standort. 70 bis 80 Prozent der Fertigung und Entwicklung sollen auch künftig in Markt Einersheim stattfinden, der Rest im nahen Kitzingen.
Auch dort hat Fritsch Erweiterungspläne. Das „Technology Center“ am Goldberg wird um rund 1700 Quadratmeter erweitert. Hirner: „Wir haben eine entsprechende Halle bereits angemietet.“ Auch am Flughafen im ConneKT werden die Fritsch-Mitarbeiter weiter Anlagen montieren. „Wir haben eine zweite Halle angemietet und den Vertrag langfristig abgeschlossen.“ Rund 600 Mitarbeiter zählt die Firma aktuell, die 1926 von Alois Fritsch im heutigen Tschechien gegründet wurde. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 2014 bis 2015 um rund fünf Prozent gestiegen. „Wir wollen weiter wachsen“, versichert der diplomierte Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur. Eine Auslagerung der Produktion ins lohnkostengünstigere Ausland schließt er aus. „Wir haben ein komplexes Produkt und brauchen qualifizierte Mitarbeiter“, sagt er. Entwicklung und Produktion müssten unbedingt an einem Standort zusammenarbeiten. Denkbar sei es jedoch, irgendwann einen Produktionsstandort in den USA oder in Asien zu eröffnen. „Zusätzlich“, wie Hirner betont. „Um näher an den Kunden zu sein.“
Die reichen vom kleinen Bäcker in Afrika bis hin zur Großbäckerei in Nürnberg. „Wir befinden uns in einem Wachstumsmarkt“, freut sich Hirner. Mit weltweit steigender Bevölkerungszahl steigt auch das Interesse am so genanntem „Convenience Food“, das beispielsweise besonders stark in Asien und in den arabischen Ländern nachgefragt wird. Der selbst erfundene Brezelschlinger, der es ermöglicht, mehr als 2000 Brezeln pro Stunde maschinell herzustellen, wird gerade in den USA stark geordert.
Im September wird Fritsch vier Tage lang seinen 90. Geburtstag feiern. Pro Tag werden mindestens 100 Kunden im Kitzinger Technology-Center erwartet. Zehn Jahre später feiert die Firma ihren 100. Geburtstag. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Zusammenarbeit mit Helmut Hirner ausgelegt. Spätestens dann sollen die drei Kinder des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Fritsch die Geschäfte übernehmen. „Die Zielrichtung ist ganz klar“, sagt Hirner. „Die Firma soll auch in der vierten Generation in Familienbesitz sein.“ Klaus Fritsch hat auch deshalb kürzlich Minderheitsanteile der Firma an seine Kinder übertragen. Das Unternehmen soll in der Familie bleiben – und am Stammsitz in Markt Einersheim.