„Habe Dein Weihnachtsgeschenk erhalten. Ich erhielt es im Schützengraben.“ Das ist der Ausschnitt eines Textes einer Weihnachtskarte aus dem Kriegswinter 1915. Noch zwei Mal galt es da Weihnachten zu feiern, bis endlich wieder Frieden herrschte. In diesen Tagen jährt sich die letzte Weihnacht des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Anlass genug für Simone Michel-von Dungern in einer Sonderausstellung zum parallel laufenden Musealen Weihnachtsmarkt im Malerwinkelhaus in Marktbreit an die Kriegsweihnachten des Ersten Weltkriegs zu erinnern.
Der Raum für Sonderausstellungen im Erdgeschoss des Malerwinkelmuseums ist nicht allzu groß, um ein so komplexes Thema wie Weihnachten während des Krieges darzustellen. Trotzdem gelingt es der Ausstellungsmacherin mit Schlaglichtern einen tiefen Blick in die Zeit zu werfen. Vergrößerungen von Originalfotos aus der Zeit, im idyllischen Wohnzimmer etwa von Gisela Haubold – damals gerade ein halbes Jahr alt, die später von Zwickaus aus Marktbreit mit dem Fahrrad erkunden sollte – in Soldatenunterkünften oder im Lazarett, werden kombiniert mit „patriotischem“ Baumschmuck, mit vielen Weihnachtskarten, mit Geschenken an und von der Front. Es wird gezeigt, wie die Propaganda gezielt genutzt wird um die Bevölkerung, die sehr schnell kriegsmüde wurde, auf Linie zu halten.
Skurriles ist zu sehen, wie etwa der Feldpostweihnachtsbaum, Soldaten als Baumschmuck, Liebesgaben der Engländer in Form einer Fliegerbombe, die nur wenige Meter hinter einem Haus einschlug. Das Friedensfest wird instrumentalisiert für den Krieg, Zigaretten, Zigarren und harter Alkohol werden als geeignete Geschenke an die Front empfohlen. Und es taucht dort das Spiel „Mensch ärgere Dich nicht“ auf, das von hier aus seinen Siegeszug beginnt.
Es herrscht Not und Hunger: Kochbücher sollen Abhilfe schaffen, Kartoffelbrot wird empfohlen, ebenso die Bauanleitung für eine Garkiste: Der berüchtigte „Steckrübenwinter“ hinterlässt Spuren, die spanische Grippe kann gnadenlos zuschlagen.
Kinder spielen natürlich eine große Rolle in der Propaganda, etwa mit dem Kriegsstruwwelpeter oder Max und Moritz in Uniform. Am Ende bleibt nur eine Hoffnung, wie ein Gedicht eines Kinder zum Fest zeigt: „Nun hab' ich nur einen Wunsch allein, Friede soll wieder auf Erden sein.“
Zu sehen ist die Ausstellung während des Musealen Weihnachtsmarkts im Marktbreiter Malerwinkel an den ersten drei Adventswochenenden jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.
Der Weihnachtsmarkt im Marktbreiter Haus bietet wieder an den drei Wochenenden Abwechslung mit verschiedenen Ausstellern, deren Angebotspalette von Schmuck über Weihnachtsschmuck aus der thüringischen Glasbläserstadt Lauscha, unterschiedlichsten Handarbeiten und fair gehandelten Lebensmitteln reicht.